Inhalt
Liverpool, 1976: Seit Martha Lost denken kann, weiß sie, dass sie der Liver Bird vom
Lime-Street-Bahnhof in Liverpool ist: Würde sie den Bahnhof verlassen, dann
würde er sofort einstürzen. Deshalb lebt und arbeitet Martha von klein auf im
Fundbüro des Bahnhofs, der von der Frau betrieben wird, die Martha Mutter
nennt. Der Frau, die Martha aufgenommen hat, als sie als Baby bei ihr wie ein
Fundgegenstand abgegeben wurde und der sie seit sechzehn Jahren ausgeliefert
ist. Martha hat sich mit ihrer kleinen Bahnhofswelt und dessen Bewohnern und
Besuchern wie der Cafébesitzerin Elisabeth, dem römischen Legionär und dem
Postboten Drac arrangiert. Bis ein Brief und ein unerwartetes Ereignis Martha
dazu zwingen, sich der Frage zu stellen, wer sie eigentlich ist. Ist Martha
bereit für die Antwort?
Meinung
In „Das Fundbüro der Wünsche“ habe ich mich auf den ersten Blick
verliebt. Das Cover signalisiert Leichtigkeit und ein Über-sich-hinauswachsen.
Die Koffer spielen auf die Geschichte von Marthas Ankunft am Bahnhof an. Und
das Mädchen auf dem Cover kommt meiner Vorstellung der sechzehnjährigen Martha
nahe. Dass diese eine ganz und gar ungewöhnliche Protagonistin ist wird schon
auf der ersten Seite der Geschichte klar, denn Martha bewegt sich am liebsten
in Pirouetten fort. Auch die Tatsache, dass sie den Bahnhof noch nie verlassen
hat, ließ mich neugierig darauf werden, was für ein Mensch sie unter diesen
Bedingungen geworden ist.
Martha ist ein durch und durch liebenswerter Mensch. Ich hätte sie
gerne umarmt und vor all dem Bösen da draußen beschützt. Ihre Adoptivmutter ist
ein echtes Ungeheuer und hat so manches mit den bösen Königinnen aus Märchen
gemein. Martha hat gelernt, ihre Grausamkeiten nicht an sich heranzulassen.
Dennoch haben ihre Lebensumstände sie tief geprägt und aus ihr ein
zerbrechliches Wesen gemacht, das stets an das Gute im Menschen glaubt. Als
Martha gezwungen wird, die ihr bekannte Routine zu durchbrechen, bangte ich
mit, dass sie einen für sich passenden Weg finden wird.
Diese Geschichte lebt von ungewöhnlichen Charakteren, und so lernt
Martha bald den römischen Legionär, den Mann aus den Tunneln und die flippige
Cafébesitzerin besser kennen. Ich habe jeden Moment mit diesen besonderen Charakteren
genossen, die andere wohl als gesellschaftliche Außenseiter bezeichnen würden, denn
sie sind erfrischend anders und haben sich damit arrangiert. Sie alle geben
Marta Kraft, unterstützen sie und helfen ihr dabei, selbstbewusster zu werden
und sich der Welt zu stellen. Hier hat Martha einen langen Weg vor sich und ich
bin diesen gern mit ihr gegangen.
Die Kapitel werden immer wieder unterbrochen von Marthas Dialog mit
einem geheimnisvollen Briefeschreiber und Kolumnen beziehungsweise Briefen rund
um den verschollenen Koffer eines stadtbekannten ehemaligen Roadies der Beatles.
Die beiden Themen treiben die Handlung voran, schufen einen regenbogenfarbenen
Spannungsbogen und sorgten dafür, dass ich unbedingt weiterlesen musste. Für
mich eine perfekte Geschichte, vom märchenhaften Anfang bis zum wunderschönen,
rührenden Ende.
Fazit
„Das Fundbüro der Wünsche“ ist eine Geschichte, bei der es mir schwer
fällt, die richtigen Worte zu finden. Die wundersame Martha und ihre Freunde
muss man einfach selbst kennenlernen, um ihre Besonderheit zu begreifen und
nachzuvollziehen, wie anders die Welt aus ihrer Perspektive aussieht. Gebt
diesem wundervollen Debüt unbedingt eine Chance und lasst Martha auch euer
Leserherz erobern. Für mich ist „Das Fundbüro der Wünsche“ das liebenswerteste
Buch des Jahres!
*Werbung* Weitere Informationen zum Buch
Titel: Das Fundbüro der Wünsche
Autor: Caroline Wallace
Übersetzerin: Sabine Längsfeld
Klappenbroschur: 352 Seiten
Erscheinungsdatum: 27. November 2015
Autor: Caroline Wallace
Übersetzerin: Sabine Längsfeld
Klappenbroschur: 352 Seiten
Erscheinungsdatum: 27. November 2015