Sonntag, 8. November 2015

[Rezension Ingrid] Rachel Weaver - Die Stille unter dem Eis

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Titel: Die Stille unter dem Eis
Originaltitel: Point of Direction
Autorin: Rachel Weaver
Übersetzerin: Yola Schmitz
Erscheinungstermin: 05.10.2015
Verlag: Pendo Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
(Haupt-)Handlungsort: ein Leuchtturm in Alaska
                      Handlungszeit: 2000


„Die Stille unter dem Eis“ ist der Debütroman der US-Amerikanerin Rachel Weaver. Sie führt den Leser ins kalte Alaska zu tiefen Gewässern, Gletschern und einsam gelegenen Orten. Das Cover strahlt genau die Ruhe und Kälte aus, die in der Erzählung wiederzufinden sind.

Anna Richards lernt Kyle McAllin beim Trampen kennen. Nach einem traumatischen Erlebnis in der Vergangenheit ist sie ruhelos unterwegs und lässt sich von Kyle im Truck auf seinem Weg nach Neely in Alaska mitnehmen. Kyle ist Fischer und hält sich vorwiegend dort auf, wo er gerade Arbeit findet, mal in Mexiko, dann wieder in Nordamerika. Mit der Zeit kommen sie sich näher. Wenn Kyle nachts an ihrer Seite schläft findet Anna innere Ruhe. In ihrem zweiten Sommer in Neely, sieht Kyle einen Aushang der Küstenwache. Es wird ein Pächter für einen Leuchtturm gesucht, der abgelegen auf einem Felsen zwei Stunden von der Stadt entfernt steht. Kyle ist begeistert, er kennt den Leuchtturm. Gemeinsam mit Anna unterschreibt er einen Pachtvertrag über neun Monate. Für beide wird die Verpflichtung nicht nur zum Abenteuer, sondern auch zu einer Zerreißprobe für ihre noch junge Liebe.

Rachel Weaver sind die Gegebenheiten in Alaska bestens bekannt. Das macht sich auch in ihrem Buch bemerkbar. Sieschreibt so präzise und klar, dass ich glaubte den Wind um den Leuchtturm stürmen zu hören oder an windstillen Tagen mit Anna die Stille beinahe berühren konnte. Die Protagonistin, die diese Geschichte in der Ich-Form erzählt, schleppt eine schwere Bürde mit sich. Voller Spannung habe ich darauf gewartet, dass sie in ihren Rückblicken zum Punkt des Geschehens kommt, der sie so sehr verängstigt hat. Sie weiß nicht, ob die Auseinandersetzung mit dem Erlebten sie noch mehr traumatisiert oder ihr Erleichterung verschaffen wird. Kyles Fragen weicht sie geschickt aus. Doch mit der Zeit merkt sie, dass auch er etwas aus seiner Vergangenheit vor ihr verbirgt.

Beide finden im Leuchtturm Hinweise auf den letzten Leuchtturmwächter, der hier vor rund zwanzig Jahren lebte. Die Einsamkeit der Umgebung fordert beide täglich neu heraus. Es sind Vorräte für den Winter anzulegen, an dem der Leuchtturm von seiner Umgebung abgeschnitten sein wird. Jeder hängt seinen Gedanken und damit auch seinen Ängsten nach. Doch mit dem Vertrauen zueinander wächst auch die Kritik am jeweils anderen.

Für mich als Leser war es nicht nur eine Frage, ob die beiden es schaffen werden, unter diesen unwirtliche Bedingungen zu überleben, sondern auch, ob beide genug Respekt und Wertschätzung füreinander aufbringen werden, um die Zeit ohne weiteren Kontakt zur Außenwelt durchzustehen.

„Die Stille unter dem Eis“ erzeugt eine subtile Spannung die mitreißend wirkt. Der Roman ist mehr als nur eine Liebesgeschichte, er zwingt die Protagonisten zu einer Auseinandersetzung mit sich, dem Partner und den Schatten der Vergangenheit während sie gleichzeitig nach einer Basis für eine Zukunft suchen. Ich bin tief eingetaucht in die Natur Alaskas und habe mitgefiebert im Kampf gegen Wind und Wellen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und daher empfehle ich es gerne weiter.

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