Sonntag, 1. November 2015

[Rezension Hanna] Walled City - Ryan Graudin


Inhalt
Jin Ling lebt in Hak Nam, einer ummauerten Stadt in Hongkong. Auf zweieinhalb Hektar Land leben hier Tausende Menschen in Wohnblöcken, die so hoch und dicht beieinander stehen, dass sie die Sonne aussperren. Ungezählte Verbrecher treiben sich herum, denn Polizisten setzen aufgrund des rechtlichen Sonderstatus von Hak Nam keinen Fuß hinein. Als Junge verkleidet ist Jin Ling auf der Suche nach ihrer Schwester, die von ihrem Vater verkauft und in eins der ungezählten Bordelle gebracht wurde. Inzwischen hat sie überall nach ihr gesucht, außer im Bordell von Longwai, dem skrupellosen Anführer der mächtigen Bruderschaft. Diese Chance bietet sich ihr, als der geheimnisvolle Dai ihr einen Job als Läuferin für Longwai anbietet. Doch damit verfolgt Dai auch sein eigenes Ziel. Doch um dieses zu erreichen bleiben ihm nur noch wenige Tage.

Meinung
Von Beginn an hat mich der Schauplatz des Buches fasziniert. Eine Stadt in der Stadt, unendlich hohe, heruntergekommene Wohnblöcke, dominiert von Armut und Gesetzlosigkeit. Besonders interessant fand ich, dass es diese ummauerte Stadt tatsächlich gegeben hat – das zeigen die Fotos auf den letzten drei Buchseiten, die man sich spoilerfrei auch schon während der Lektüre anschauen kann. Diesen absolut realen, wenn auch historischen Schauplatz hat die Autorin ausgewählt, um die fiktive Geschichte dreier Teenager zu erzählen, die es alle aus einem anderen Grund in diesen Sumpf der Menschheit verschlagen hat.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Jin Ling, Mei Yee und Dai geschrieben. Die Zusammenhänge zwischen den dreien wurden schnell verständlich gemacht. Ihre Leben sind völlig unterschiedlich und doch begreifen sie allmählich, dass ihre Ziele sich ergänzen und eine Zusammenarbeit von Vorteil ist. Besonders gut ist es der Autorin gelungen, mir die Motivation der drei Protagonisten zu vermitteln. Auch wenn man Hak Nam durchaus verlassen kann, waren all ihre Handlungen und die Entscheidung, für den Moment dort zu bleiben, für mich nachvollziehbar.

Ich hoffte sehr, dass die Drei ihre Ziele erreichen. Dazu müssen sie jedoch so manches Wagnis eingehen. Nicht immer gelingt das, was sie sich vorgenommen haben. Pläne müssen verändert oder gleich ganz neu geschmiedet werden, denn immer wieder kommt es zu unerwarteten Zwischenfällen. Dies macht die Geschichte unvorhersehbar und ließ mich um die Drei, die sich schon bald meine Sympathien gesichert hatten, bangen. Das Tempo des Buches ist meist ruhig und lässt den Charakteren die Zeit, über ihre nächsten Schritte nachzudenken und sich weiterzuentwickeln. Dann folgen aber auch wieder Szenen, in denen sich die Ereignisse überschlagen.

Die Geschichte bietet alles, was ich mir von einem spannenden Buch wünsche. Starke Charaktere, die aber nicht unfehlbar sind. Einen plausiblen Handlungsverlauf mit so mancher Überraschung. Und eine ausgewogene Mischung aus lauter Action, stiller Spionage, geflüsterten Geheimnissen und aufwühlenden Gefühlen. Begeistert las ich mich durch die Seiten, verfolgte den Countdown und konnte bis zum Schluss nicht genug von dieser gelungenen Geschichte bekommen, die ein Einzelband bleiben wird.

Fazit
„Walled City“ bietet einen höchst interessanten Schauplatz und drei ganz unterschiedliche Charaktere, von denen jeder auf seine Weise Stärke beweisen muss. Können sie ihre Ziele erreichen, bevor die Zeit abgelaufen ist? Mich hat das Buch voll überzeugen können. Deshalb kann ich jedem, der in diesem Leseherbst nach einer spannenden Geschichte sucht, „Walled City“ nur ans Herz legen! Traut Ihr Euch zwischen die Mauern von Hak Nam?

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Titel: Walled City
Autorin: Ryan Graudin
Übersetzerin: Katharina Naumann
Hardcover: 432 Seiten
Erscheinungsdatum: 30. Oktober 2015
Verlag: Rowohlt rotfuchs
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