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Titel: Das Fundbüro der Wünsche
Titel: Das Fundbüro der Wünsche
Autorin: Caroline Wallace
Übersetzerin: Sabine Längsfeld
Erscheinungsdatum: 27.11.2015
Verlag: Rowohlt Polaris
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur
Die 16-jährige Martha Lost lebt seit sie zurück denken kann
im Bahnhof Lime Street in Liverpool. Caroline Wallace erzählt ihre
ungewöhnliche, fiktive Geschichte in ihrem Debütroman „Das Fundbüro der
Wünsche“. Martha weiß, dass sie als Baby in einem Koffer im Fundbüro des
Bahnhofs gelandet ist, dass von ihrer Pflegemutter geführt wird und in dem sie
seit langer Zeit bereits tatkräftig mithilft. Ihre Pflegemutter hat ihr
erzählt, dass sie den Bahnhof nicht verlassen soll, denn sie sei wie einer der
„Liver Birds“ der Stadt, die mit Ketten auf den Türmen eines Versicherungsgebäudes
befestigt sind und einer Legende nach den Untergang von Liverpool bedeuten,
sollten sie sich eines Tages befreien können. Ein Foto dieser kupfernen Vögel findet
der interessierte Leser auf der Innenseite der vorderen Klappbroschur. Laut
ihrer Pflegemutter würde der Weggang von Martha zum Einsturz des Bahnhofs
führen.
Die Arbeit im Fundbüro macht ihr Spaß, denn sie begegnet
dort vielen freundlichen Gesichtern in ihrer Umgebung. So gibt es George, der
in seiner Uniform eines römischen Legionärs jeden Nachmittag mit dem gleichen
Zug eintrifft, Elisabeth aus dem Café nebenan und Jenny vom Kiosk am
Bahnhofsausgang sowie Stanley, der den Bahnsteig sauber hält. Doch auf die dringendste
und wichtigste Frage ihres Lebens hat Martha bisher keine Antwort erhalten. Zu
gerne möchte sie wissen, wer sie wirklich ist, wer ihre leiblichen Eltern sind.
Das herauszufinden ist nicht einfach, wenn man den Bahnhof nicht verlassen kann.
Eines Tages erhält sie anonym ein Buch mit dem Hinweis, dass ihre Mutter in
Bezug auf ihre Herkunft lügt. Gemeinsam mit ihren Freunden sucht sie nach einem
Weg, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
Die Geschichte ist im Jahr 1976 angesiedelt, in einer Zeit
in der die Elterngeneration teilweise noch den 2. Weltkrieg bewusst miterlebt
hat. Auch im Buch ist ein Vertreter dieser Generation zu finden, der den Leser
zu einer interessanten Information über Liverpool führt. Die englische Stadt
ist mir hauptsächlich als Geburtsstadt der Beatles bekannt. Carolin Wallace
baut neben der Geschichte von Martha noch einen zweiten Erzählstrang auf, in
dem es um einen aufgefundenen Koffer eines engen Vertrauten der Band aus
Liverpool geht. Dieser Koffer existierte tatsächlich und er passt vom Thema natürlich
hervorragend zum Buch und bringt Abwechslung in den Roman. Weitere
Auflockerungen erreicht die Autorin
dadurch, dass sie hin und wieder kleine Zeitungsreportagen einfügt und die
Briefe eines anonymen Schreibers, der Stellung nimmt zu Marthas Fragen, jeweils
durch eine andere Schriftart hervorgehoben. Warum der Briefschreiber erst so
spät in das nicht immer ganz einfache Leben der Erzählerin eingegriffen hat,
war mir leider nicht ganz klar.
Mit der Figur der Martha bringt die Autorin auch etwas
Mystik in ihre Geschichte. Die Protagonistin erzählt ihren Part in der
Ich-Form. Sie selbst glaubt fest an ihre Fähigkeit, dass sie sich mit
aufgefundenen Dingen verbinden kann, indem sie mir ihren Fingern darüber reibt.
Auf diese Weise entsteht ein Kino in ihrem Kopf mit Szenen die ihr zeigen wie
der Gegenstand verloren gegangen ist. Marthas Pflegemutter bildet zu der
kleinen heilen Welt von Martha einen gewaltigen Gegenpart, denn ihre vielen
Regeln und Verbote begleiten ihre Erziehung und Martha hat ein Alter erreicht,
in dem sie beginnt alles zu hinterfragen. Ihre Auflehnung ist unumgänglich.
Doch trotz des eingeengten Lebens mit ständiger Angst vor
Bestrafung in das die Autorin Martha hineingeschrieben hat, bringt die
Geschichte jede Menge Charme, die Bedeutung von Freundschaft und den Mut zu
Veränderungen mit sich. „Das Fundbüro der Wünsche“ ist eine märchenhaft
anmutende Erzählung mit frischen Ideen und vielen liebenswerten, teils skurrilen
Figuren, dem ich gerne eine Leseempfehlung gebe.