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Titel: Wo du auch bist
Titel: Wo du auch bist
Autorin: Fleur Smithwick
Übersetzerin: Gabriele Weber-Jaric
Erscheinungsdatum: 14.12.2015
Verlag: Diana Verlag
rezensierte Ausgabe: Taschenbuch mit Klappen
Alice ist Mitte 20 und gerade auf der Hochzeit ihres Vaters.
An der Seite der jungen Fotografin ist ihr Jugendfreund Rory mit seinem
Lebensgefährten. So beginnt der Debütroman der Engländerin Fleur Smithwick „Wo
du auch bist“. Auf der Heimfahrt nach der Feier verunglücken Alice und ihre
Freunde. Rory überlebt den Unfall nicht. Als Alice nach vielen Tagen aus dem
Koma erwacht, sieht sie Sam in ihrem Zimmer sitzen. Sam ist ihr imaginärer
Freund aus Kindertagen, der ihr in den Zeiten der Trennung ihrer Eltern über
die angespannte Situation hinweg geholfen hat. Darüber liest der Leser im
Prolog. Nun ist Sam zurück.
Das Problem von Alice ist es, das niemand außer ihr Sam sehen
kann. Als Kind mag das als Spleen durchgehen, als erwachsene Frau wird Alice
nun für verrückt gehalten. Sam versucht immer mehr zur Geltung zu kommen und
sich auch bei anderen bemerkbar zu machen. Nur wenn Alice mit ihm allein ist,
kann er Dinge bewegen. Sam will, dass sich das ändert und wird im Laufe der
Zeit immer aggressiver und zorniger. Als Jonathan, der Bruder von Rory, Alice
zunehmend Aufmerksamkeit widmet, wird Sam eifersüchtig und veranlasst ihn zu
groben Handlungen. Über bestimmte Dinge die in dieser Zeit geschehen, ist sich
Alice nicht sicher, ob sie von Sam ausgeführt wurden. Eines Tages wird sie
selbst einer schweren Tat verdächtigt …
Nach einem kurzen heiteren Beginn passiert der oben
beschriebene schwere Verkehrsunfall. Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben,
daher ist es zunächst wenig auffällig, als Alice Sam in ihrem Zimmer trifft,
denn für sie ist er ein Mensch aus Fleisch und Blut. Sie kann ihn anfassen,
sich an ihn lehnen und überhaupt mit ihm machen was beste Freunde so tun. Er
hat das allergrößte Verständnis für sie. Doch eigentlich sagt ihr Verstand ihr,
dass sie Sam geschaffen hat. Ihrer Umwelt bleibt ihr Umgang mit Sam nicht
verborgen, weil sie sich auch in der Öffentlichkeit mit ihm unterhält.
Die Autorin lässt den Roman sehr lange um das Thema der
eingebildeten Person Sam kreisen und es wurde allmählich etwas langweilig, bis
schließlich Sam beginnt, sein Dasein nach außen bringen zu wollen. Ab diesem
Zeitpunkt verliert Alice scheinbar immer mehr die Kontrolle über ihn und die
Geschichte wird zunehmend spannend. Der Leser glaubt beinahe, dass es Sam
gelingen wird, real zu erscheinen. Das verleiht der Story einen mystischen
Touch.
Die Handlung spielt in der Gegenwart, aber immer wieder
schiebt Fleur Smithwick Rückblenden ein, die langsam dazu führen, dass der
Leser erfährt, warum Alice sich Sam ausgedacht hat. Desto mehr sie sich nach
dem Unfall wieder dem Leben öffnet, desto weniger benötigt sie Sam. Aber wohin
soll er gehen? Sie ist von ihren Gefühlen ihm gegenüber hin und her gerissen,
denn er war seit dem Unfall immer für sie da. Der Verlust von Rory hat sie in
ein tiefes Loch gerissen, dass sich nun erneut vor ihr auftut.
Der Leser leidet an der Seite von Alice mit ihr mit. Sie ist
ein liebenswerter Charakter. Neben ihr begegnet man im Buch noch weiteren
gutmütigen Menschen und im Kontrast dazu einigen, die mehr Wert auf die
Qualität ihres eigenen Lebens legen.
Das Buch ist mehr als ein Liebesroman. Ganz leise ist es
eine Auseinandersetzung mit den Grenzen des Seins. Der Abschluss ist mit
krimineller Spannung versehen. Das Ende bleibt zur Interpretation offen. Für
mich war es ein guter Abschluss, aber es wird nicht jedem gefallen.