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Titel: Eine Liebe in der Bourgogne
Titel: Eine Liebe in der Bourgogne
Autorin: Heike Franke
Erscheinungsdatum: 03.12.2015
Verlag: Aufbau Verlag
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
An „Eine Liebe in der Bourgogne“ denkt Johanna Keppler, die noch
in ihrem Studentenzimmer zur Untermiete in Berlin wohnt, am Anfang des
gleichnamigen Buchs von Heike Franke ganz bestimmt nicht. Gerade erst hat sie
ihre erste Anstellung im Wahlkampfteam des Bürgermeisters verloren, weil sie
ohne böse Absichten ein pikantes Geheimnis ihres Chefs bekanntgegeben hat. Daraufhin
fällt es ihr schwer, eine neue Stelle zu finden. Bei einem Streifzug durch die
Stadt sieht sie an der Fensterscheibe einer gutsortierten Weinhandlung, die sie
von ihrer ersten Arbeitsstelle her kennt, einen Zettel mit einem Stellengesuch.
Spontan betritt sie den Laden und kurze Zeit später hat sie einen neuen Job.
Weil sie durch einen Studienaufenthalt fließend Französisch spricht, nimmt ihre
engagierte Chefin sie mit nach Burgund, damit Johanna dort für sie bei
Verhandlungen mit einem Winzer übersetzt.
Luc Béjart kümmert sich um die Vermarktung der Weine, die
seine Familie in langer Tradition produziert. Er ist mit der Erbin einer
anderen Winzerfamilie vor Ort verlobt. Ihre Verbindung entspricht ganz den
Vorstellungen der Familien, die sich dadurch wirtschaftliche Vorteile
versprechen. Nachdem er Johanna kennengelernt hat, kommt jedoch sein Entschluss
ins Wanken. In der Gegend von Beaune, in der die Familie Béjart lebt, sind
Beziehungen zu Deutschland und Deutschen seit dem letzten Krieg sehr
umstritten. Bedeutende Handlungsbeziehungen bestehen zu einem anderen Land. Als
sich dort Probleme ergeben, die die Existenz der Weinbauern in der Bourgogne
bedrohen, bietet Johanna, die Medien und Kommunikation studiert hat, ihre Hilfe
an, die sie mittels Internet und Telefon auch aus der Ferne umsetzen kann.
Johanna und Luc sind sich durchaus der besonderen Situation
bewusst, die sich durch ihre unterschiedlichen Wohnorte ergeben und dadurch
auch längere Phasen räumlicher Trennung über viele Kilometer hinweg mit sich
bringen. Hinzu kommen die Verpflichtungen, die sich bei beiden aus der Familie
und dem gewählten Beruf ergeben. Johanna ist Luc dabei schon einen Schritt voraus
und hat sich bereits aus den Wünschen der Eltern an sie gelöst. Bei ihr schwelt
im Verhältnis zu ihrer Mutter noch ein alter Konflikt, von dem ich mir
gewünscht hätte, dass Johanna sich im Laufe der Zeit in Richtung Lösung
weiterentwickelt hätte.
Luc gibt sich nicht mit der jetzigen Position zufrieden, den
das Familienunternehmen einnimmt. Er möchte mit neuen Ideen den Rang sichern
und den Verkauf ausweiten. Die Autorin stellt ihm mit seinem Bruder und seiner
Schwester zwei Figuren zur Seite, die mehr als er selbst die Gegensätze
zwischen Tradition und Moderne wiederspiegeln. Daneben gibt es weitere
interessante Charaktere wie beispielsweise Johannas Chefin und ihre
Vermieterin.
Der Schreibstil ist angenehm und die Erzählung liest sich
flüssig. Heike Franke schafft es dank guter Recherche mit Liebe zu manchem
Detail einiges an Wissen über Wein, dessen Anbau, Verkostung und Verkauf zu
vermitteln. Die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten wirkt realistisch
genauso wie die Auseinandersetzung von Johanna und Luc mit ihren Gefühlen
zueinander. Neben ernsten Momenten gibt es genügend heitere Begebenheiten.
Durch einige unerwartete Wendungen bleibt offen, ob es ein Happy-End geben
wird.
Der Debütroman der Autorin ist kurzweilig und hat mir einige
schöne Lesestunden bereitet. Er ist auch bestens geeignet als Lektüre bei
einem Besuch im Weinanbaugebiet der Bourgogne.