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Titel: Auf kurze Distanz
Titel: Auf kurze Distanz
Autor: Holger Karsten Schmidt
Erscheinungsdatum: 30.10.2015
Verlag: rororo
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Mit dem Buch „Auf kurze Distanz“ hat Holger Karsten Schmidt
einen sehr spannenden Kriminalroman mit dem unverbrauchten Thema der
Wettmanipulation geschrieben. Der Kieler Kommissar Klaus Burck wird dazu
ausgewählt, beim LKA Hamburg bei Verdeckten Ermittlungen tätig zu werden. Er
ist gerade von seiner Freundin verlassen worden, seine Eltern sind verstorben
und er hat neben seinem Job keine weiteren Verpflichtungen. Dadurch entspricht
sein Profil hervorragend jemandem, der
für eine Zeit undercover ermitteln kann ohne aufzufallen. Doch bevor er gefragt
wird, ob er seine neue Aufgabe annehmen wird, lässt sein Kieler Vorgesetzter
ihn wegen Unterschlagung von Beweismaterial verhaften - ein Buchauftakt mit
Nervenkitzel.
Nachdem er sein Einverständnis erklärt hat, besteht sein
Auftrag darin, geschickte Wetteinsätze bei Sportwetten zu setzen. Das Geschäft
wird in Hamburg zu weiten Teilen von dem Goric-Clan kontrolliert und das Ziel
ist es, Burck dort einzuschleusen, um den Clanchef Aco Goric seine Verbrechen
nachzuweisen, vor allem die, die sich aus der Sicherung seiner Vorrangstellung
ergeben. Denn es wird vermutet, dass dazu Anweisungen zu Schlägereien bis hin
zu Mord gehören oder Goric diese selbst ausführt. Verbindungsmann Frank Dudek
vom LKA geht besonnen vor. Er versorgt seinen Mitarbeiter mit Informationen und
Verhaltensregeln. Als sich eine Möglichkeit ergibt einen Neffen des Clanchefs
näher kennenzulernen, ergreift Burck, der sich nun Klaus Roth nennt, die
Gelegenheit.
Der Autor hat sich für seinen Krimi von Experten beraten
lassen. Dadurch wirkte die Erzählung für mich authentisch. So könnte es
tatsächlich ablaufen. Vor dem Lesen dieses Buches war mir nicht klar, in
welchem Maße, mit welchen Geldsummen, im Sportbereich Manipulationen betrieben
werden und ich war darüber sehr überrascht und erschrocken. Wetten und gewinnen
möchten sicher die meisten Menschen, aber die Figuren, die dies im großen Stil
handhaben wie im Buch sind Kriminelle, obwohl Teile der Ausführung zu einer
rechtlichen Grauzone in Deutschland gehören.
Die Mitglieder der Familie Goric führen ein unscheinbares
Leben im Einfamilienhaus oder in angemieteten Wohnungen. Mit der Zeit
verschwimmen für Burck die Grenzen zwischen seinem Selbst und der angenommenen
Figur des Klaus Roth. Er erwidert die Sympathien der Familienangehörigen die
diese ihm entgegenbringen, obwohl Dudek ihn mehrfach vor dem Schein der Gefühle
warnt. Natürlich bleibt die Position des Aco Goric im kriminellen Milieu nicht
unumstritten und als andere Konkurrenten diesen Platz einfordern und zu einer
erheblichen Bedrohung werden, wird es brenzlig für Burck. Auch der Leser weiß
in dem Moment nicht, auf welcher Seite er Burck am liebsten sehen möchte: auf
der Seite der Legalität oder auf der Seite des Clans, die für Burck mit
strafbarem Verhalten einhergehen würde.
Der Autor baut seine Geschichte geschickt auf. Neben einem
ansteigenden und dann anhaltenden Spannungsbogen gibt es nicht nur ein furioses
Ende, sondern es kommt bereits davor zu einem ersten Höhepunkt. Mich konnte die
Handlung fesseln und gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an alle Krimifans.