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Der Pfau
Autorin: Isabel Bogdan
Hardcover: 256 Seiten
Erschienen am 18. Februar 2016
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Inhalt
Lord und Lady McIntosh besitzen ein ruhiges und etwas in die Jahre
gekommenes Anwesen in Schottland, das sie gerade so gut in Schuss halten, um
Teile davon an Gäste zu vermieten. An einem Wochenende im November hat sich nur
eine Besuchergruppe angekündigt: Die Chefin der Investmentabteilung einer Bank
reist mit ihren vier Mitarbeitern, einer Psychologin und einer Köchin für ein
Teambuilding an. Doch schon im Vorfeld kommt es zu unglücklichen
Zwischenfällen: Die Haushalthilfe bricht sich beim Herrichten der Zimmer den
Arm und einer der Pfauen ist schlichtweg verrückt geworden. Er zeigt seit einer
Weile eine unerklärliche Aggression gegenüber allen blauen Dingen. Da kommt es
nicht gerade gelegen, dass die Chefin der Gäste ein blaues Auto fährt. Diese
ist aufgrund ihres ländlichen Reiseziels sowieso schon verstimmt. So nimmt das
Wochenende seinen Lauf…
Meinung
Das Cover des Buches hat sofort meine Blicke auf sich gezogen und mich
neugierig auf dieses Debüt von Isabel Bogdan gemacht. Auf dem pergamentenen
Papier schillert ein Pfau in blau und rot, und auch der erste Satz des Buches –
„Einer der Pfauen war verrückt geworden.“ (S.7) – weckte mein Interesse. Welche Rolle
spielt der Pfau wohl in einer Geschichte über Banker auf einem Teambuilding-Wochenende?
Auf den ersten Seiten wird dem Leser die Ausgangssituation auf dem
Anwesen vor der Anreise der Gäste erklärt. So erhielt ich einen guten Überblick
und erfuhr gleich ein paar Dinge, welche Bewohner des Anwesens ihren Gästen
wohl erst einmal nicht auf die Nase binden werden. Mit dem Eintreffen der Banker
geraten die Dinge dann sofort ins Rollen: Die McIntoshs sind gleich nervös
aufgrund des blauen Autos, wollen aber nichts sagen, da die Chefin beim ersten
Tritt in den Gänsedreck sowieso schlecht gelaunt ist. Wenn man den Pfau vom
Auto fernhält, wird schon alles gut gehen. Mit Vorfreude auf die Dinge, die da
kommen werden, las ich weiter.
Im Laufe des Buches stellen die Charaktere so manche Vermutungen an,
die sie erstaunlich selten mit anderen teilen. In einer relativ überschaubaren
Situation hat bald jeder etwas gesehen oder gehört, das er für sich behält. So entstehen
immer größere Verstrickungen. Die Charaktere sind gleichzeitig vom Typ her
allesamt so unterschiedlich, das hier genügend Stoff für Situationen entsteht,
in denen ganz verschiedene Herangehensweisen aufeinandertreffen. Ich amüsierte
mich gut bei den Versuchen der Beteiligten, sich mit den einfachen
Räumlichkeiten, den Teambuilding-Ideen der Psychologin und immer neuen,
unvorhergesehenen Ereignissen zu arrangieren. Das Buch ist hier geprägt von
einem subtilen Humor, der sich aus der Skurrilität der Situation ergibt, die
lediglich dem allwissenden Leser bewusst ist, denn er kennt als einziger die
Gedankenwelt aller Beteiligten.
Für mich hätte die Geschichte noch etwas mehr Würze haben dürfen.
Streckenweise war es mir zu still. Dinge wurden wiederholt, damit der Leser das
bestehende Missverständnis auch wirklich verstanden hat. Andere Szenen fand ich
relativ ereignislos und konnte auch ihre Relevanz für die Handlung nicht
erkennen, was ich bei einem solch schmalen Buch schwierig fand. Doch unter dem
Strich hat mich das Buch unterhalten können. Das Ende war dann noch einmal ganz
anders, als ich dachte. Die überraschende Schlussszene passt perfekt zum Ton
der Geschichte und rundet sie gelungen ab.
Fazit
„Der Pfau“ ist eine Geschichte, die davon lebt, dass die Beteiligten
nicht miteinander reden und offen sind – und das gerade während eines Teambuilding-Wochenendes!
Völlig unterschiedliche Charaktere treffen aufeinander, sehen sich mit
unerwarteten Situationen konfrontiert und konnten mich mit ihren Reaktionen
darauf amüsieren. Die Geschichte kommt eher ruhig daher und bietet einen
subtilen Humor, der mir gefallen hat. Ich vergebe gute vier Sterne.