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Titel: Das Seehaus
Titel: Das Seehaus
Autorin: Kate Morton
Übersetzerin: Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
Erscheinungsdatum: 29.02.2016
Verlag: Diana Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Loeanneth, ein verwunschen gelegenes Haus am See in Cornwall
im Sommer 1933: bei Alice Edevane, 16
Jahre, kreisen die Gedanken um ein Geheimnis. Die Gelegenheit zu einem
Geständnis hat sie verstreichen lassen. Jetzt eilt sie durch das anliegende
Wäldchen und vergräbt den Beweis für ihre Schuld. So spannend beginnt das Buch
„Das Seehaus“ von Kate Morton. Auch bei ihrem neuen Buch schafft sie es, den
Leser in ihren Bann zu ziehen.
Im Jahr 2003 hat sich Sadie Sparrow, Detective in London, während
der Ermittlungen an einem aktuellen Fall mit Interna an einen Journalisten
gewendet. Um sich einem Verweis durch ihren Vorgesetzten zu entziehen nimmt sie
Urlaub, den sie bei ihrem Großvater in Cornwall verbringt. Beim Joggen entdeckt
sie ein im Wald gelegenes Haus, das im Verfall begriffen scheint. Eine Freundin
ihres Opas kennt nicht nur das Haus, bei dem es sich um Loeanneth handelt,
sondern auch die Geschichte der Familie der das Haus gehört. Sie erfährt, dass
die Familie Edevane alljährlich ein Mittsommerfest veranstaltete. In den 1930ern
ist in dieser Nacht ein kleiner Junge verschwunden. Die Erzählung der Bekannten
spricht in Sadie die Ermittlerin an. Es interessiert sie, was damals genau
geschehen ist und warum die Familie mit drei älteren Töchtern und unmittelbar
nach der großen Suchaktion der Polizei das Haus aufgegeben und nach London
gezogen ist. Immer tiefer taucht sie und damit auch der Leser ein in die
Vergangenheit der Familie Edevane und den damit verbundenen Geheimnissen.
Nach einem kurzen, spannenden Beginn geht die Geschichte
zunächst etwas ruhiger weiter. Die Autorin macht den Leser mit den wichtigsten
Figuren auf den beiden ungefähr 70 Jahre auseinanderliegenden (Haupt-)Zeitebenen
auf denen der Roman spielt bekannt. 1933 bereitet die Familie Edevane sich auf
das Mittsommerfest vor. Die Erzählung fokussiert hier auf Alice, der angehenden
Schriftstellerin und frisch Verliebten. Beim Lesen dieser Kapitel kam mir ständig
die oben erwähnte Anfangsszene mit der Schuldfrage ins Bewusstsein. Im
ständigen Wechsel springt die Autorin immer wieder in das Jahr 2003. Der Leser wartet
schon neugierig darauf, ob Sadie sich Zugang zu Loeanneth verschaffen kann und neue
Erkenntnisse über das vor so langer Zeit bereits verschwundene Kind finden
wird. Außerdem möchte man mehr über den aktuellen Fall erfahren an dem Sadie
ermittelt hat. Was ist vorgefallen, das sie dazu geführt hat, einen langen
Urlaub zu nehmen?
Kate Morton hat mit „Das Seehaus“ einen geschickt
gesponnenen Roman geschrieben, der seine Geheimnisse erst nach und nach
preisgibt. Sie legt immer wieder falsche Fährten aus, durch die der Leser und
natürlich Sadie sich kurz vor der Lösung glauben, um dann doch in eine andere
Richtung abzuschwenken. Meist geschieht dies durch geschickt gesetzte kleine
Auslassungen bei Dingen, über die ihre Figuren nachdenken. Durch detailreiche
Landschaftsbeschreibungen kann man sich gut die Umgebung von Loeanneth
vorstellen und spürt das Besondere, das von diesem Ort ausgeht.
Abwechslungsreich gestaltet sind die Charaktere, die die
Autorin vorstellt. Neben den Protagonisten Alice und Sadie nehmen weitere
Figuren einen breiteren Raum ein, wie beispielsweise die Eltern von Alice und
ihre Schwestern sowie ihre Großmutter, ein im damaligen Fall ermittelnder
Polizist und Sadies Opa. Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser
stückchenweise mehr über deren Vergangenheit und ihren Motiven zum Handeln in
bestimmte Situationen. Es geschieht immer wieder, dass bei einer Person,
nachdem man sie näher kennengelernt hat, eine frühere Verletzung des Gemüts zum
Vorschein kommt.
Durch alle Zeitebenen und in Haupt- sowie Nebenerzählungen thematisiert
das Buch Kinder, für die das Beste außerhalb ihres Elternhauses gewollt wird. Der
Spannungsbogen hält durch die vielschichtige Gestaltung des Romans bis zum Ende
hin an. Die Geheimnisse im Roman werden getragen von Liebe, Hass, Schuld, Verständnis
füreinander, gegebenen Versprechungen, Lügen, Vergebung und unausgesprochenen manifestierten
Vermutungen. So lässt sich der Roman genremäßig auch nicht fest zuordnen.
Mich hat das Buch überzeugt. Ein Must-Read für jeden Kate
Morton Fan und darüber hinaus eine Leseempfehlung für alle, die Familienromane
mit Geheimnis mögen sowie für Krimileser.