Das Meer in deinem Namen
Autorin: Patricia Koelle
Taschenbuch: 544 Seiten
Erschienen am 21. Mai 2015
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Inhalt
Carly ist bei ihrer Tante Alissa aufgewachsen, denn ihre Eltern kamen
ums Leben, als sie noch klein war. Wie, darüber wird nicht geredet, denn schon
früh hat Carly gelernt: Den Tod kehrt ihre Tante unter den Teppich. Irgendetwas
hat es jedoch mit dem Meer zu tun, denn das ihre Tante zum Tabu erklärt. Seit
Jahren arbeitet Carly als studentische Hilfskraft für ihren Professor Thore
Sjöberg. Doch sie hat ihr Astronomiestudium inzwischen abgeschlossen, weshalb
ihr Vertrag nicht mehr verlängert werden kann. Thore schlägt ihr deshalb eine
Übergangslösung vor: Bis sie einen Job gefunden hat, soll sie ein Haus an der
Ostsee aufräumen, dass er von einer verstorbenen Verwandten geerbt hat. Carly
springt über ihren Schatten und sagt zu. Was wird sie in dem verträumten
Häuschen mit Reetdach finden? Und wird sie sich dem Meer stellen können, das
sie seit Jahren nicht gesehen hat?
Meinung
Die Protagonistin Carly war mir von Beginn an sympathisch. Sie hat ihr
Studium abgeschlossen, doch der Schritt in die Berufswelt erfordert, dass sie
sich deutschlandweit bewirbt. Das bedeutet aber, dass sie alles, mit dem sie
sich über die Jahre arrangiert hat, hinter sich lassen muss: Ihren Professor
Thore, in den sie heimlich und aussichtslos verliebt ist, ihre kleine
Hausmeisterwohnung und ihren besten Freund Orje, dessen Gefühle sie wiederum
nicht erwidert. Carly ist verunsichert. Deshalb konnte ich gut verstehen, dass
sie Thores Vorschlag, vier Wochen ein Haus an der Ostsee aufzuräumen, trotz der
Nähe zum Tabuthema Meer annimmt. Schon bald befand ich mich an Carlys Seite auf
dem Weg nach Ahrenshoop wieder und war neugierig, was sie dort finden wird.
In Ahrenshoop macht Carly gleich erste nette Bekanntschaften und findet
ein verträumtes Häuschen zum Aufräumen vor. Die Faszination, die das Haus auf
Carly auswirkt, wurde auch für mich greifbar. Was für eine Person war die
ehemalige Bewohnerin Henny? Warum liegen überall im Haus Briefe von einem
gewissen Joram, die von Henny oftmals mit Kommentaren versehen wurden? Und wo
sind Hennys zahlreiche Bilder, die sie in ihrem jahrelangen Wirken gemalt, aber
nur selten verkauft hat? Carly beginnt, sich Gedanken zu machen und stellt
einige Nachforschungen an. Gleichzeitig lernt sie weitere Bewohner von Ahrenshoop
kennen und beginnt, sich einzuleben. Die Autorin hat viele liebenswerte
Charaktere erschaffen, welche den Ausflug zwischen den Buchseiten zu einem
tollen Erlebnis machten, bei dem ich mich wegträumen und wohlfühlen konnte.
Das Buch bleibt interessant, denn Carly erfährt immer mehr über Henny
und Joram. Allmählich gelingt es ihr, die Puzzlestücke zusammenzusetzen und
Hennys Geschichte zu begreifen. Durch Rückblenden, in denen Henny selbst zu
Wort kommen darf, wurde für mich einiges noch verständlicher gemacht. Doch auch
in der Gegenwart warten noch einige Fragen auf ihre Antwort. Bis zum Schluss
werden Geheimnisse gelüftet, weshalb ich stets neugierig weiterlas.
Bei der Spurensuche macht auch Carly eine Entwicklung durch, die mir
sehr gut gefallen hat. Ich freute mich mit ihr für jeden Schritt in Sachen
Vergangenheitsbewältigung und Nach-Vorn-Schauen, den sie tat. In ihrer Zeit in
Ahrenshoop besuchen sie auch ihre alten Freunde und ihre Familie, sodass Vergangenheit
und Gegenwart aufeinander treffen und ich neugierig war, wie sich Carly im
Hinblick auf ihre Zukunft entscheiden wird. Zum Ende wird es dann noch einmal
emotionaler, die Ereignisse passten perfekt zur Geschichte und haben mir
richtig gut gefallen. Doch es sind auch noch einige Fragen offen, weshalb ich
mich schon sehr auf die Fortsetzung, „Das Licht in deiner Stimme“, freue.
Fazit
„Das Meer in deinem Namen“ ist eine Wohlfühl-Geschichte mit zahlreichen
Geheimnissen rund um die Vergangenheit der verstorbenen Besitzerin des Hauses,
das die Protagonistin Carly aufräumen soll. Gleichzeitig muss sich Carly ihrer
eigenen Vergangenheit stellen und eine Entscheidung in Bezug auf ihre Zukunft
treffen. Liebenswerte Charaktere, zarte Liebesgeschichten, unerwartete Entdeckungen
und die toll eigefangene Atmosphäre der Ostsee runden das Buch richtig toll ab.
Für mich ein rundum gelungenes Buch und damit ein echtes Lesehighlight!