Montag, 18. April 2016

[Rezension Ingrid] Das wundersame Leben des Isidoro Raggiola von Enrico Ianiello


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Titel: Das wundersame Leben des Isidoro Raggiola
Autor: Enrico Ianniello
Übersetzerin: Christiane von Bechtolsheim
Erscheinungsdatum: 01.03.2016
Verlag: Piper Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen

„Das wundersame Leben des Isidoro Raggiola“ von Enrico Ianniello ist die fiktive Biografie der titelgebenden Figur, die diese in der Retrospektive erzählt. Isiodoro ist in einem kleinen italienischen Dorf aufgewachsen, in dem jeder jeden kennt. Seine Mutter ist für ihre selbst hergestellten Pastanudeln bekannt, sein Vater ist ein wichtiger Gewerkschaftler mit einem schielenden Auge. Statt zu weinen hat Isidoro kurz nach seiner Geburt einen Pfifflaut erzeugt und das Pfeifen wird auch zu seinem weiteren Leben dazu gehören.

Der örtliche Besitzer einer Gemischtwarenhandlung hält in einem Käfig einen Beo. Im Alter von ungefähr zwei Jahren begegnet Isidoro dem Vogel zum ersten Mal. Es entsteht ein gepfiffenes Gespräch zwischen den beiden. Die Begegnung steht am Beginn einer langen Freundschaft. Isidoro verfeinert im Laufe der nächsten Jahre sein Pfeifen so sehr, dass er gemeinsam mit dem Beo Ali ein Vokabular aus Pfifflauten erstellt.

So wundersam der pfeifende Junge ist, so wundersam sind auch die Personen in seiner Umgebung. Neben seinen lebensklugen Eltern, die aus eigenen Erfahrungen ihre Schlüsse gezogen haben und Isidoro so manchen Ratschlag mit auf den Weg geben, treffen hier eigenartige und eigenwillige Charaktere aufeinander. Nicht alle sind liebenswert, es gibt auch ein paar wenige boshafte Gestalten. Doch Isidoros Welt ist geprägt durch die Liebe seiner Eltern und einer gegenseitigen Zuneigung und Verständnis untereinander zum besten Freund und zur besten Freundin.

Im Jahr 1980 erhält Isidoro im Alter von neun Jahren die große Chance zu einem Auftritt vor Publikum bei dem er sein Können zeigt. Doch schon kurze Zeit später erlebt er das größte Unglück seines Lebens. Die Geborgenheit seines jungen Lebens wird jäh unterbrochen durch ein Erdbeben bei dem seine Eltern in den Trümmern ihres Hauses sterben. Der Schock macht ihn sprachlos. Das Pfeifen, das er bisher auf vielfältige Art nur aus Spaß und zur Erheiterung anderer ausgeführt hat wird nun zu einer besonderen Weise der Verständigung in die er alle seine Eindrücke und Gefühle hineinlegt.

Isidoro zeigt dem Leser, dass man sich auch durch schwere Schicksalsschläge nicht unterkriegen lassen und seine Ziele nicht aus den Augen verlieren soll. Sicherlich spielt in der Geschichte auch eine gehörige Portion Glück für den Jungen eine Rolle. Die Erzählung ist niemals schwermütig, sondern sie glänzt immer wieder durch einige teils skurrile Schilderungen die erheiternd wirken. Eine Besonderheit stellen die Liebesbriefe des Vaters dar, die zwischen den Kapiteln eingeschoben sind. Sie sind nicht nur, wie zu erwarten wäre, an seine Frau gerichtet. Lassen Sie sich überraschen! Durch das Pfeifen liegt auch allgegenwärtig ein Hauch von Musik in der Luft, die man beim Lesen zu hören glaubt.

„Das wundersame Leben des Isidoro Raggiola“ ist eine berührende Geschichte, die sich tatsächlich so zugetragen haben könnte, obwohl einige Begebenheiten magisch anmuten. Der Roman ist ein Plädoyer, an sich selbst zu glauben ohne von den Idealen abzuweichen, die man von den Eltern erhalten hat, auf Freundschaft zu bauen und die Neugier niemals zu verlieren. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es uneingeschränkt weiter.

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