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Titel: Der Krieg im Garten des Königs der Toten
Titel: Der Krieg im Garten des Königs der Toten
Autor: Sascha Macht
Erscheinungsdatum: 15.02.2016
Verlag: Dumont Verlag
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Bruno Hildalgo, 17 Jahre alt, lebt auf einer Insel, die sich
erst vor ungefähr 70 Jahren aus dem Ozean erhoben hat. Seine Eltern gehörten
einer New-Age-Gruppe an und gründeten gemeinsam mit Gleichgesinnten am Ende der
1980er Jahre am Rand der großen Savanne das kleine Dorf Kajagoogoo (die 1980er
Popwelt lässt grüßen) um sich den ständigen Wechseln in den politischen
Machtverhältnissen zu entziehen. Vor mehr als einem Jahr sind Brunos Eltern
über Nacht verschwunden. In der Folgezeit beschäftigt er sich mit dem aktuellen
Tagesgeschehen. Sein großes Hobby ist das Filmen. Ein Bekannter von ihm schenkt
beziehungsweise verkauft ihm Videokassetten mit Horrorfilmen, die er
anderweitig in seinem Geschäft nicht verwenden kann. So wird Bruno zum Fan des
Genres. Eines Tages begegnet er einer Familie, die in die Hauptstadt der Insel
zu den Republikanischen Filmfestspielen reist. Fortan wächst bei Bruno der
Wunsch es ihnen gleichzutun und er macht sich mit einer Tasche voller
Horrorfilme auf den Weg.
Ob er dort ankommen wird, erfährt der Leser im Buch „Der
Krieg im Garten des Königs der Toten“, dem Debütroman von Sascha Macht. So bunt
illustriert wie das Cover ist auch der Inhalt des Buchs. Hier sei noch
verraten, dass sich auch unter dem Schutzumschlag ein dekoratives Buch
verbirgt. Mit einer überbordenden Fantasie erzählt der Autor die aberwitzigsten
Szenen. Der Schreibstil lässt sich durchgehend flüssig lesen. Dem Erzählstrang
hinterher zu kommen, erfordert jedoch eine gewisse Aufmerksamkeit des Lesers.
Bruno erzählt seine Geschichte in der Ich-Form. Der Leser
verfolgt seine jugendliche Wahrnehmung in vielen Dingen. Seine Gedanken ziehen
oftmals Parallelen zu Horrorfilmen, die er gesehen hat und hin und wieder
driftet er dadurch in eine Traumwelt ab. Sein Bekanntenkreis ist klein. Doch
immer wieder begegnet er Personen, die ohne erkennbaren Grund plötzlich da sind,
manchmal verschwinden Figuren auch einfach so. Natürlich interessiert Bruno sich
dafür, wie und warum sie plötzlich in sein Umfeld geraten sind oder wieder
fortgehen. Manchmal gibt es dafür vom Autor aber bewusst keine Erklärung und
der Leser kann sich die Lücke nach eigener Vorstellung gestalten.
Im Roman gibt es kaum etwas, was themenmäßig nicht
ausgefüllt wird. Brunos Welt ist bunt und facettenreich, von der alltäglichen Lebensweise
über politische Gesinnungen hin zu Liebe und Machtspielen. Manches Mal nimmt er
kein Blatt vor den Mund ohne jedoch vulgär zu wirken. Seit seine Eltern
verschwunden sind hat er gelernt, für sich selbst zu sorgen. Als er sich auf
seine Reise begibt, beginnt für ihn ein wichtiger Lernprozess, wem er sein
Vertrauen schenken kann. Freude und Enttäuschung liegen für ihn nahe
beieinander, während um ihn herum verschiedene politische Gruppierungen der Inselbewohner
um ihre Vormachtstellung kämpfen.
Brunos Anliegen ist es, mit der Kunstform des Horrorfilms
den Menschen Hoffnung auf eine Zukunft zu geben. Obwohl sich die Umgebung in
der er aufwächst im Laufe der Zeit als unbeständig erweist und ihn eigentlich
verzweifeln lassen sollte, stellt er sich seinem Schicksal mit stoischem
Eigensinn und mutig entgegen.
In den ungewöhnlichen Charakteren die der Autor schafft,
glaubt man so manche bekannte Persönlichkeit und seine Handlungsweise
ansatzweise zu erkennen oder auch nicht. Die Gedankenwelt Brunos ist teils so
bizarr, die Situationen so ungewöhnlich und verdreht, dass sie den Leser auch erheitern
und amüsieren. Man muss sich hierauf einlassen können und jedem wird die
Geschichte nicht gefallen. Ich habe dieses wortgewandte und bildhafte Debüt gerne
gelesen und empfehle es gerne an interessierte Leser ungewöhnlicher Romane weiter.