Sonntag, 22. Mai 2016

[Rezension Ingrid] Ein Sommer in Irland von Ricarda Martin


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Titel: Ein Sommer in Irland
Autorin: Ricarda Martin (Pseudonym von Rebecca Michéle)
Erscheinungsdatum: 01.04.2016
Verlag: Knaur Verlag 
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch

Der Roman „Ein Sommer in Irland“ von Ricarda Martin beginnt zunächst in New York/USA. Dort lebt Caroline, Mitte 30, alleinerziehende Mutter der 15jährigen Kim und bei einem Kunsthändler tätig. Als bei einer Auktion auf Cardew Castle in Irland ein sehr altes Buch angeboten wird, erhält sie von ihrem Chef den Auftrag, vor Ort an der Versteigerung teilzunehmen. Für Kim beginnt die Ferienzeit und daher begleitet sie ihre Mutter gegen ihren Willen nach Europa. Sie finden in der Nähe von Cardew Castle ein gemütliches Cottage als Unterkunft, doch die Bewohner des nächstliegenden Örtchens begegnen ihnen mit Argwohn und reagieren mit Unwillen auf Fragen nach dem Buch. Doch Caroline lässt nicht locker und ist überrascht als sie bei ihren Nachforschungen sogar einen Hinweis findet, der ihre eigene Herkunft berührt. Sie ist aber nicht nur mit der Aufdeckung des über allem liegenden Geheimnisses und der anstehenden Auktion in Irland beschäftigt. Es scheint so, als ob sowohl Caroline als auch Kim eine neue Liebe gefunden haben. Doch gibt es dafür eine Zukunft?

Parallel zu der Geschichte in der Gegenwart erzählt die Autorin von zwei jungen Frauen, die in Nordchina aufgewachsen sind und aufgrund der Unruhen während des Boxeraufstands im Jahr 1900 nach Irland geschickt wurden. Entgegen eigener Erwartungen haben sie sich hier an die Konventionen der damaligen Zeit und die Gebräuche in herrschaftlichen Häusern anzupassen. Was beide Erzählstränge miteinander verbindet und die gesamte Tragweite der Geschichte mit weiteren Familiengeheimnissen erfährt der Leser erst zum Ende der Geschichte hin.

Nach einem Prolog der in der Vergangenheit spielt entwickelt die Autorin zunächst die gegenwärtige Geschichte. Die Kapitel sind bei einem Wechsel in der zeitlichen Perspektive mit einem entsprechenden Hinweis versehen. Auf beiden Zeitebenen schafft Ricarda Martin durchweg interessante Charaktere mit Stärken und Schwächen. Während Kim sich als aufmüpfiger Teenager nicht als Schwarm jeder Mutter herausstellt, konnte Caroline von Beginn an meine Sympathien gewinnen. Ihr beruflicher Erfolg erklärt sich durch Ihre Hartnäckigkeit verbunden mit anhaltender Freundlichkeit. Das Leben hat sich ihr gegenüber aber leider nicht immer wohlgesonnen gezeigt. In Irland findet sie die Zeit, auf ihr bisheriges Leben zurückzublicken. Das Verhältnis zu ihrer Tochter bessert sich und sie öffnet sie für die Argumente ihrer Tochter. Kim entwickelt ein Interesse an der Herkunft Carolines und damit der eigenen Familiengeschichte.

Während in der Gegenwart die Suche nach dem alten Buch und die Mutter-Tochter-Problematik zwischen Caroline und Kim überwiegen steht in der Vergangenheit der Stellenwert von Frauen in der damaligen irischen Gesellschaft im Vordergrund. Nebenher erfährt der Leser einiges aus der Geschichte der Republik Irland, vor allem über die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Autorin zeigt beispielhaft ein Leben in Armut wie auch im Reichtum auf. Dank einer guten Recherche entsteht ein glaubwürdiger Hintergrund für die Geschichte. Ebenso kann der Roman mit bezaubernden Landschaftsbeschreibungen und Settings punkten.

„Ein Sommer in Irland“ ist in einem leicht zu lesenden Schreibstil geschrieben. Durch die jeweiligen Geheimnisse in Vergangenheit und Gegenwart sowie unerwarteter Wendungen konnte mich der Roman bis zum Schluss fesseln. Mich hat das Buch bestens unterhalten und mir viele schöne Lesestunden geschenkt, darum empfehle ich es gerne weiter.



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