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Titel: Ein Sommer in Irland
Titel: Ein Sommer in Irland
Autorin: Ricarda Martin (Pseudonym von Rebecca Michéle)
Erscheinungsdatum: 01.04.2016
Verlag: Knaur Verlag
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Der Roman „Ein Sommer in Irland“ von Ricarda Martin beginnt
zunächst in New York/USA. Dort lebt Caroline, Mitte 30, alleinerziehende Mutter
der 15jährigen Kim und bei einem Kunsthändler tätig. Als bei einer Auktion auf
Cardew Castle in Irland ein sehr altes Buch angeboten wird, erhält sie von
ihrem Chef den Auftrag, vor Ort an der Versteigerung teilzunehmen. Für Kim
beginnt die Ferienzeit und daher begleitet sie ihre Mutter gegen ihren Willen
nach Europa. Sie finden in der Nähe von Cardew Castle ein gemütliches Cottage
als Unterkunft, doch die Bewohner des nächstliegenden Örtchens begegnen ihnen
mit Argwohn und reagieren mit Unwillen auf Fragen nach dem Buch. Doch Caroline
lässt nicht locker und ist überrascht als sie bei ihren Nachforschungen sogar
einen Hinweis findet, der ihre eigene Herkunft berührt. Sie ist aber nicht nur
mit der Aufdeckung des über allem liegenden Geheimnisses und der anstehenden
Auktion in Irland beschäftigt. Es scheint so, als ob sowohl Caroline als auch Kim
eine neue Liebe gefunden haben. Doch gibt es dafür eine Zukunft?
Parallel zu der Geschichte in der Gegenwart erzählt die
Autorin von zwei jungen Frauen, die in Nordchina aufgewachsen sind und aufgrund
der Unruhen während des Boxeraufstands im Jahr 1900 nach Irland geschickt
wurden. Entgegen eigener Erwartungen haben sie sich hier an die Konventionen
der damaligen Zeit und die Gebräuche in herrschaftlichen Häusern anzupassen. Was
beide Erzählstränge miteinander verbindet und die gesamte Tragweite der
Geschichte mit weiteren Familiengeheimnissen erfährt der Leser erst zum Ende
der Geschichte hin.
Nach einem Prolog der in der Vergangenheit spielt entwickelt
die Autorin zunächst die gegenwärtige Geschichte. Die Kapitel sind bei einem Wechsel
in der zeitlichen Perspektive mit einem entsprechenden Hinweis versehen. Auf
beiden Zeitebenen schafft Ricarda Martin durchweg interessante Charaktere mit Stärken
und Schwächen. Während Kim sich als aufmüpfiger Teenager nicht als Schwarm jeder
Mutter herausstellt, konnte Caroline von Beginn an meine Sympathien gewinnen. Ihr
beruflicher Erfolg erklärt sich durch Ihre Hartnäckigkeit verbunden mit
anhaltender Freundlichkeit. Das Leben hat sich ihr gegenüber aber leider nicht
immer wohlgesonnen gezeigt. In Irland findet sie die Zeit, auf ihr bisheriges
Leben zurückzublicken. Das Verhältnis zu ihrer Tochter bessert sich und sie
öffnet sie für die Argumente ihrer Tochter. Kim entwickelt ein Interesse an der
Herkunft Carolines und damit der eigenen Familiengeschichte.
Während in der Gegenwart die Suche nach dem alten Buch und
die Mutter-Tochter-Problematik zwischen Caroline und Kim überwiegen steht in
der Vergangenheit der Stellenwert von Frauen in der damaligen irischen
Gesellschaft im Vordergrund. Nebenher erfährt der Leser einiges aus der Geschichte
der Republik Irland, vor allem über die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. Die
Autorin zeigt beispielhaft ein Leben in Armut wie auch im Reichtum auf. Dank
einer guten Recherche entsteht ein glaubwürdiger Hintergrund für die
Geschichte. Ebenso kann der Roman mit bezaubernden Landschaftsbeschreibungen
und Settings punkten.
„Ein Sommer in Irland“ ist in einem leicht zu lesenden
Schreibstil geschrieben. Durch die jeweiligen Geheimnisse in Vergangenheit und
Gegenwart sowie unerwarteter Wendungen konnte mich der Roman bis zum Schluss
fesseln. Mich hat das Buch bestens unterhalten und mir viele schöne Lesestunden
geschenkt, darum empfehle ich es gerne weiter.