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Titel: Romeo & Romy
Autor: Andreas Izquierdo
Erscheinungsdatum: 13.04.2016
Verlag: Insel Verlag
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
Aus Romy, die im kleinen sächsischen Örtchen Großzerlitsch
bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist, ist leider keine gefeierte Schauspielerin
geworden, wie man in ihrer Heimat denkt. Statt auf der Bühne zu stehen, arbeitet
sie als Souffleuse. Als bei einer Produktion der Ausrichter nicht zufrieden mit
der Aufführung ist, wird sie gekündigt. Weil ihre Oma gerade verstorben ist,
führt ihr weiterer Weg sie daher zuerst einmal nach Hause.
So beginnt der Roman „Romeo & Romy“ von Andreas
Izquierdo. Das Buch nimmt den Leser mit in die Welt des Schauspiels und, wie man
aus dem Titel vielleicht erahnen kann, zu einer Aufführung von Romeo und Julia,
einer Tragödie von William Shakespeare. Aber es ist eine ganz ungewöhnliche
Inszenierung, der der Leser hier beiwohnt und sicher anders als man beim Lesen
dieser Zeilen zunächst erwarten könnte. Sie ist voll von Herzblut, Heimat und Gemeinschaftssinn.
Passend zur Romantik des aufgeführten Bühnenwerks ist das Cover wunderschön, mit
kräftigen Farben gestaltet und zieht dadurch die Augen des potentiellen Lesers
auf sich.
Romy ist in Großzerlitsch herzlich willkommen. Die wenigen
Einwohner des Ortes sind mit Ausnahme des Kneipenwirts bereits Rentner. Jeder
von ihnen trachtet danach, auf eine unauffällige Weise zu sterben und sich
dadurch einen der letzten Plätze auf dem örtlichen Friedhof zu sichern. Obwohl
Romy Ihnen genau diese Absicht auf den Kopf zusagt, ändern die Bewohner ihre
Absichten nicht. Doch eines Tages hat sie eine Idee, wie sie sich selbst in die
Gemeinschaft einbringen und die Alten des Orts zu Verstand bringen kann. Sie
wird die Scheune, die zu ihrem Erbe gehört, mit der Hilfe der Großzerlitscher zu
einem elisabethanischen Theater umbauen und dann Romeo und Julia aufführen!
Doch bis dahin ist es ein weiter steiniger Weg. Können Romy und die
Großzerlitscher den Plan in die Tat umsetzen?
Es ist eine große Idee, die Andreas Izquierdo da für die
kleine Ortschaft und seine Protagonistin entwickelt. Romy konnte mit ihrer
schüchternen, unerfahrenen Art meine Sympathien schnell gewinnen und auch die
Einwohner des kleinen sächsischen Orts sind auf ihre kauzige Weise liebenswert.
Der Einfall, ein Theater auf dem Dorf zu bauen, die älteren Menschen darin
einzubeziehen und ihnen dadurch ein Etwas zu geben, für das man auch morgen
noch da sein sollte, fand ich ungewöhnlich und großartig. Der Autor setzt den
Bau einer solch großen Herausforderung nicht mit Leichtigkeit im Buch um,
sondern lässt sehr viele unerwartete Ereignisse in diesem Zusammenhang
eintreten. Auch bei der Einstudierung des Theaterstücks verschließt er nicht
die Augen vor der Realität. Immer wieder kommt es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten.
Neben der Umsetzung ihres großen Plans hat Romy sich auch
mit ihrer eigenen Herkunft auseinanderzusetzen. Sie begreift im Laufe der
Geschichte, wem sie ihr Vertrauen schenken kann. Erst als sie einige wichtige
Lektionen in dieser Richtung gelernt hat, ist auch ihr Herz bereit, sich zu
öffnen. Die im Roman beinhaltete Liebesgeschichte steht eher im Hintergrund.
Sie konnte mich leider nicht vollständig überzeugen und ist verbunden mit der Art
der Einbindung des Regisseurs.
Obwohl die Geschichte berührt und den Leser mitleiden lässt,
schafft es Andreas Izquierdo mit einem locker leichten Schreibstil, immer das große
Ziel im Blick, den Leser zu fesseln und ihm die Hoffnung zu geben, das der Bau
und die Aufführung des Schauspiels zu einem guten Ende kommen wird.
Der Roman führt mitten hinein ins Leben, stimmt nachdenklich
und bringt vor Augen, dass man durch gemeinsames Tun unmöglich Erscheinendes schaffen
kann. Der Leser erlebt die Geborgenheit von Heimat, unschätzbare Freundschaft,
Betrug, Wut, aber auch Wertschätzung und Liebe. Sehr gerne empfehle ich dieses
Buch weiter.