Freitag, 17. Juni 2016

(Ingrid) Autorenvorstellung und Interview mit Till Raether

Copyright: Stephanie Brinkkoetter



1. Band: "Treibland"
2. Band: "Blutapfel"
Rezension "Blutapfel": 
http://www.buchsichten.de/2015/07/rezension-till-raether-blutapfel.html 

3. Band "Fallwind" (erscheint am 22.07.2016): 

Lieber Herr Raether,

zuerst möchte ich Sie kurz unseren Lesern vorstellen:

Till Raether wurde 1969 in Koblenz geboren und ist größtenteils in Berlin aufgewachsen. Zunächst besuchte er die Deutsche Journalistenschule in München, studierte später Amerikanistik und Geschichte an der Freien Universität Berlin und als Austauschstudent in New Orleans/USA. Heute lebt er mit seiner Ehefrau und zwei Kindern in Hamburg und arbeitet dort als freier Autor u.a. für die Zeitschriften Brigitte, Brigitte Woman, Brigitte Mom und das Süddeutsche Zeitung Magazin. Der erste Band seiner Krimiserie rund um den Hamburger Hauptkommissar Adam Danowski mit dem Buchtitel „Treibland“ erschien 2014 und wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Am 22.07.2016 wird nach dem im vergangenen Jahr veröffentlichten „Blutapfel“ mit „Fallwind“ bereits der dritte Fall beim Verlag Rowohlt Polaris erscheinen.

  • Wie viel Till Raether steckt in Ihrer Serienfigur Adam Danowski? Finden sich Familienmitglieder, Freude und Bekannte als Charaktere in Ihren Kriminalromanen wieder?

Freunde, die mich schon sehr lange kennen, finden, Adam Danowski ist sehr wie ich. Ich streite das ab. Aber vielleicht haben sie recht und er ist sowas wie eine ungefilterte, sozusagen naturtrübe Version von mir. Wenn, dann nicht absichtlich. Und wenn andere sich als Romanfiguren wiedererkennen, bin ich immer erstaunt. Ich denk mir das alles mühevoll aus, und dann glaubt jemand, ich hatte ihn einfach porträtiert? Vielleicht sollte ich es in Zukunft einfach machen, das spart einem Arbeit, glaube ich.

  • Die Inhaltsangabe von Fallwind deutet darauf hin, dass Sie diesmal mit der Angst vor geschlossenen Räumen (Klaustrophobie) spielen. Greifen Sie in Ihren Krimihandlungen bewusst bekannte Ängste auf oder sind es eigene Ängste, die Sie in Ihren Stoffen verarbeiten?

Definitiv eigene Ängste. Ich beschäftige mich ja recht lange mit den jeweilgen Themen, noch länger als die Leserinnen und Leser, darum muss mich das schon einige Monate lang emotional fesseln. Und das funktioniert nur, wenn ich über meine eigenen Ängste schreibe. Ich hasse Höhe („Fallwind“), Enge („Blutapfel“), Eingesperrtsein und Schwimmen, wo Schiffe unterwegs sind („Treibland“). Langsam wird es allerdings ein bisschen schwierig, mir gehen die Ängste aus. Wenn ich weiter so verschwenderisch damit umgehe, muss ich eines Tages einen Krimi über meine tiefe Abneigung gegen Noisette-Schokolade schreiben.

  • Für Ihre ersten beiden Teile der Krimiserie sind Sie mit einem Kreuzfahrtschiff gefahren und haben einen Kabelschacht im Elbtunnel erkundet. Sind sie für die Recherche des dritten Bands ein Windrad hochgestiegen?

Hm. Sagen wir so: Das hätte ich nicht gedurft, zumindest nicht im Offshore-Bereich. Also würde ich mit einer bejahenden Antwort alle, die mir dabei geholfen haben, in Schwierigkeiten bringen. Und ich war in einem Schulungszentrum für Windkrafttechniker, in dem ich die Komponenten einer Windkraftanlage besucht habe.

  • Sind Sie ein disziplinierter Schreiber oder lassen Sie sich gerne mal beispielsweise vom Internet ablenken?

Ich lasse mich sehr gern von allerhand ablenken, vom Internet sowieso, insbesondere von Fernsehserienstreams und Psychotests wie „Bist du Katy Perry oder Taylor Swift?“ (Ergebnis: Taylor Swift! Warum?). Bis zu dem Punkt, an dem der Abgabetermin so nahe rückt, dass ich die Zahl der zu erreichenden Seiten durch die Zahl der verbleibenden Tage teile und dann jeden Tag sehr diszipliniert und dabei durchaus glücklich genau so viel schreibe, wie ich muss.

  • Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Haben Sie Hobbies?

Ich spiele minimalistisch Bassgitarre in einer Band, die Les Labiles heißt. Wir nennen es Stadion-Pop. Manchmal treten wir in kleinen Hamburger Kneipen vor Freunden und Stammgästen auf. In gewisser Weise betrachte ich auch die Kinder als Hobby, wenn auch als sehr kostspieliges. Jedenfalls gestalten sie meine Freizeit.

  • Vom Autor eines Beziehungsberaters über den Versuch, Männergefühle zu erklären, hin zum Krimi. Sind Sie als Buchautor in diesem Metier angekommen? Oder werden wir Sie noch als Autor in anderen Genres lesen dürfen? Gibt es ein oder mehrere Genres in denen wir nie etwas von Ihnen lesen werden?

Ja, ich glaube, ich bin jetzt angekommen. Wenn der Krimi mich lässt, bleibe ich noch ein bisschen. Einen Science-fiction-Roman würde ich gern mal schreiben, aber wer soll das lesen. Ich glaube, für einen Liebesroman fehlt mir die Geduld, und für einen Familienroman die Fantasie.

  • Welche weiteren Schreibpläne haben Sie? Werden sie die Serie um Kommissar Adam Danowski fortsetzen?

Ja, der vierte Danowski ist in Vorbereitung. Vielleicht gibt es vorher eine Unterbrechung und etwas anderes, aber ich bin noch nicht fertig mit Adam. Und er nicht mit mir. Mein Meerschweinchen-Krimi hingegen liegt auf Eis.

Ich bedanke mich ganz herzlich für die Beantwortung meiner Fragen und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!

Ihre Ingrid Eßer



-->