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Titel: Die Witwe
Titel: Die Witwe
Autorin: Fiona Barton
Übersetzerin: Sabine Längsfeld
Erscheinungsdatum: 27.05.2016
Verlag: Wunderlich
rezensierte Buchausgabe: Klappbroschur (Leseexemplar)
„Die Witwe“ ist der Debütroman der Engländerin Fiona Barton.
Die titelgebende Figur ist eine der Protagonisten in diesem Buch. Jean Taylor
erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form. Sie ist die Witwe von Glen, dem
vorgeworfen wurde, ein kleines Mädchen entführt und eventuell missbraucht zu
haben. Die Frage stellt sich, inwieweit Jean über die Aktivitäten ihres Mannes
Bescheid weiß. Bisher hat sie vorbehaltlos zu ihm gestanden. Wie viel weiß sie
über die Geschehnisse und wird sie nach Glens Tod die stets von ihm geleugnete
Tat aufklären?
Zahlreiche Szenenwechsel fokussieren drei weitere Personen,
die ebenfalls eine wichtige Rolle im Roman spielen. Zum einen ist es die
Journalistin Kate Waters, die für ihre Zeitung eine Topstory wittert und diese
exklusiv haben möchte. Detective Bob Sparkes ist versessen darauf, den Fall
aufzuklären, mit Glen Taylor als Täter. Schließlich spielt auch die Mutter der
verschwundenen Bella eine große Rolle. Trifft sie eine Schuld am Verschwinden
ihrer Tochter? Vertuscht ihre Verzweiflung nur ihre Unaufmerksamkeit ihrer
Tochter gegenüber während der Zeit der Tat? Die Kapitel wechseln zwischen der
Gegenwart und der Vergangenheit, die vier Jahre vorher beginnt und dann
kontinuierlich fortgeführt wird. Jedes Kapitel ist mit dem entsprechenden Datum
übertitelt, so dass man direkt weiß, in welcher Zeit man sich befindet.
Jean Taylor ist fast zwanzig Jahre mit ihrem Mann
verheiratet, als dieser von der Polizei in Bezug auf den Fall Bella verdächtigt
wird. Die beiden haben sich lange ein Kind gewünscht, doch Glen war nicht
bereit weitere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, um sich diesen Wunsch zu
erfüllen. Die ihrem Mann ergebene, die Dinge manchmal naiv betrachtende Jean
zieht es überhaupt nicht in Erwägung, dass Glen einem Kind etwas angetan haben
könnte. Seit der Verdächtigung spielt sie eine Nebenrolle in den Ermittlungen,
gerät aber ins Fadenkreuz als ihr Ehemann bei einem Unfall direkt neben ihr auf
der Straße stirbt. Die Autorin, die selbst als Gerichtsreporterin tätig war,
spiegelt ihre eigenen Beobachtungen im Gerichtssaal in dieser Figur wieder.
Fiona Barton beschäftigte immer wieder die Frage, wie viel eine Ehefrau über
das Verbrechen ihres Mannes wissen kann. Die geschilderten Szenen im Prozess
wirken authentisch, das Verhalten und die Interaktion der Personen realistisch.
Auch die Ausarbeitung der übrigen Charaktere ist sehr gut
gelungen, einzig die Verbissenheit von Detective Sparkes ist leicht
übertrieben. Die stockenden Ermittlungen übertragen sich auf die Handlung, so
dass es beim Fortschreiten der Geschichte in der Mitte des Buches zu einer
leichten Länge kommt. Neben den spannenden Ermittlungen und dem interessanten
Ablauf eines Prozesses erfährt der Leser ebenfalls wie es gelingt, an eine
Títelstory zu gelangen. Kate Waters hat sich über die Jahre ihrer
journalistischen Tätigkeit gewisse Eigenschaften angeeignet allen voran
Freundlichkeit, besondere Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Preisgabe kleiner
Details aus ihrem Privatleben, die sie dazu einsetzt, die zu Interviewenden für
sich einzunehmen. Sie sollen ihr gegenüber den Kollegen einen Vorteil bringen.
Fiona Barton konnte mich mit ihrem Roman fesseln und zum
Mitfiebern bewegen. Bis Detective Sparkes den Fall aufklärt, wusste auch ich
nicht Bescheid, was tatsächlich mit Bella passiert ist. Gerne gebe ich eine
Leseempfehlung für dieses gelungen Debüt.