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Titel: Tante Poldi und die Früchte des Herrn
Titel: Tante Poldi und die Früchte des Herrn
Autor: Mario Giordano
Erscheinungsdatum: 13.05.2016
Verlag: Bastei Lübbe
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
Auch in „Tante Poldi und die Früchte des Herrn“ nimmt Mario
Giordano den Leser wieder mit nach Sizilien so wie im ersten Band der Serie rund
um die titelgebende Ermittlerin. Dort lebt Isolde Oberreiter von allen nur kurz
Poldi genannt und die Verwandtschaft ihres inzwischen verstorbenen Ehemanns. Die
vormals in München wohnende Poldi ist eigentlich ein lebenslustiger Mensch der
aber gelegentlich zur Schwermut neigt, den sie dann mit reichlich Alkohol zu
ertränken sucht. Ein solcher Tiefpunkt scheint gerade erreicht, denn der Hund
einer Freundin Poldis wurde vergiftet und jemand hat ihr seit einigen Tagen das
fließende Wasser im Haus abgedreht. Daher bitten die Schwägerinnen ihren in
Deutschland lebenden Neffen, der von Nebenjobs lebt und von einer großen
Autorenkarriere träumt, nach Sizilien zu kommen und auf seine Tante ein wenig
aufzupassen. Diese Rolle übernimmt er gerne. Wie bereits im ersten Fall ist er
es, der die Ereignisse meist rückblickend erzählt.
Poldi, das bayrische Urgestein und ein Gefühlsmensch durch
und durch, wird im Rahmen ihrer Nachforschungen zu einem feucht fröhlichen
Abend auf ein Weingut eingeladen. Hier kommt sie in den Genuss der gekelterten
Früchten des Herrn, sprich Weintrauben, und schließt interessante neue
Bekanntschaften, verliebt sich in den Besitzer und verbringt mit ihm eine Nacht
im Bett, an die sie sich leider nicht mehr erinnern kann. Am nächsten Morgen
wird eine Leiche im angrenzenden Weinberg des Gutshauses gefunden. Doch das ist
erst der Beginn einer turbulenten Geschichte und eines Mordfalls, bei dem Tante
Poldi es sich trotz aller Untersagungen nicht nehmen lässt, Ermittlungen nach
ihrem Gusto durchzuführen.
Diese Geschichte hat mit dem Charakter Tante Poldis etwas Einzigartiges.
Ihre manchmal aufbrausende Art, ihre liebenswerte Mundart und ihre
Stilsicherheit in allen Lebenslagen machen sie unverwechselbar. Diesmal kommt
aber auch ihr Neffe zum Zuge, nicht etwa in der Aufklärung aller Umstände,
sondern bei seiner schriftstellerischen Tätigkeit. So ergibt sich eine
Nebenhandlung, in der der unbenannte Neffe dem Leser seine Fortschritte in
Bezug auf seinen abenteuerlichen Familienroman erzählt.
Daneben greift der Autor interessante und wichtige Themen
rund um Sizilien auf, wie beispielsweise den Weinanbau, die Wasserknappheit,
aber auch den weit verbreiteten Aberglauben. Der Schreibstil bleibt durchgehend
locker-leicht, der Wortwitz der Dialoge und manche verquere Situation lassen
den Leser immer wieder schmunzeln. Tante Poldi gerät von einem Fettnäpfchen ins
Nächste, oftmals durch ihre Neugierde aber auch ihre Art verursacht, kein Blatt
vor den Mund zu nehmen und vor keiner Konfrontation zurück zu scheuen.
Die Innenseiten der Klappen sind sehr schön gestaltet und
bieten eine Übersicht der Handlungsorte auf Sizilien zur Orientierung. Das Buch
lässt sich ohne Kenntnisse des ersten Teils lesen, es ist jedoch möglich, dass
man anhand der Andeutungen auf den vorigen Fall das Bedürfnis verspüren wird, diesen
ebenfalls lesen zu wollen …
Tante Poldi ist bei weitem kein einfacher Mensch und ich
sympathisiere nicht durchgehend mit ihr. Der Autor gestaltet sie jedoch so
liebenswert, dass man ihr gerne verzeiht, wenn sie über die Stränge schlägt.
Mich hat der Krimi bestens unterhalten und ich hoffe auf eine Fortsetzung, denn
zum Ende gibt es eine ganz unerwartete Wendung, die noch viele Fragen offen
lässt.