Montag, 29. August 2016

[Rezension Hanna] Der Turm der Welt - Benjamin Monferat

Der Turm der Welt
Autor: Benjamin Monferat
Hardcover: 704 Seiten
Erschienen am 26. August 2016
Verlag: Wunderlich

Inhalt

Paris im Oktober 1889: Die große, spektakuläre Weltausstellung nähert sich ihrem Ende, und immer mehr hochrangige Besucher strömen in die Stadt. Darunter befindet sich auch Friedrich von Straten als Teil der deutschen Delegation, der auf einen Auftrag im Rahmen seiner Tätigkeit für den Geheimdienst wartet, und der Constable Basil Fitz-Edwards, der den Sohn des britischen Thronfolgers begleitet. Doch dann werden zwei Ermittler des französischen Gemeindienstes tot aufgefunden – durchbohrt von den riesigen Zeigern der Uhr eines französischen Erfinders, die um fünf vor zwölf zum Stehen kam. Eine klare Drohung – ein weiterer Vorfall in der Öffentlichkeit könnte Paris ins Chaos stürzen und den instabilen Frieden in Europa gefährden. Wird es dem Deuxième Bureau gelingen, die Verantwortlichen rechtzeitig zu finden? Und welche weiteren Parteien schmieden ihre Pläne während dieser turbulenten Tage?

Meinung
Gleich auf den ersten Seiten des Buches kam Spannung auf, denn zwei Tote werden in der Maschinenhalle der Ausstellung gefunden, die eine deutliche Nachricht an das Deuxième Bureau senden: Die Sicherheit der Weltausstellung und ihrer Abschlussfeierlichkeiten ist bedroht. Meine Neugier, was in der Stadt vor sich geht und ein weiterer Vorfall verhindert werden kann, war schnell geweckt.

Im Folgenden lernt man eine ganze Reihe an Charakteren kennen, die in das Geschehen eingreifen werden. Die Erzählung springt schnell zwischen den verschiedenen Perspektiven hin und her, sodass eine hohe Dynamik entstand. Die Charaktere im Fokus sind zudem höchst unterschiedlich, was für Abwechslung sorgte. Da gibt es zum Beispiel eine einflussreiche Vicomtesse und ihre Tochter, Ermittler aus Frankreich, Deutschland und England, ein Fotograf, eine Kurtisane und eine Hotelinhaberin. Zu Beginn musste ich etwas blättern, um die Charaktere sortieren zu können, doch schon bald hatte ich den Überblick und es kommt zu ersten interessanten Verbindungen zwischen den einzelnen Erzählsträngen.

Obwohl auf den 700 Seiten nur zwei Tage erzählt werden, verflogen die Seiten im Nu. Das historische Paris wurde vor meinem inneren Auge lebendig. Dem Autor ist es gelungen, mit seiner ausführlichen Recherche die Atmosphäre greifbar zu machen, ohne mich mit Details zu langweilen. Immer wieder gibt es mehr oder weniger angenehme Überraschungen, die mal Fragen aufwerfen und mal welche beantworten. Cliffhanger zwischen den einzelnen kurzen Kapiteln machten beständig Lust, weiterzulesen.

Meine Favoriten unter den Charakteren wechselten regelmäßig und ich verbrachte an der Seite eines jedes gern meine Lesezeit. Besonders gut gefallen hat mir zum Beispiel das Ermittlerduo des  Deuxième Bureau. Die aus dem Ruhestand zurückgekehrte, kratzbürstige Legende Alain mit ihren eigenwilligen Ermittlungsmethoden und der junge, motivierte Pierre gaben ein unterhaltsames unfreiwilliges Duo ab. Auch mit der Kurtisane Madeleine fieberte ich mit, ihre Bekanntschaften werden ihr bald zum Verhängnis, sie wird zum Spielball eines Unbekannten und muss entscheiden, welches Wagnis das größere Übel ist.

Während aller Kapitel läuft beständig ein Countdown, der die Zeit bis zum Ende der Weltausstellung anzeigt. Was wird dann geschehen? Wird es eine heitere Abschlussfeier oder passiert etwas Schreckliches? Auch auf dem Weg dorthin gibt es immer wieder Highlights in Form von spektakulären sowie psychologischen Spannungsmomenten. Zum Schluss hin wurden schließlich die meisten der aufgeworfenen Fragen zu meiner Zufriedenheit beantwortet und ich erlebte den Abschluss als überaus passend.

Fazit
„Der Turm der Welt“ lässt das historische Paris des 19. Jahrhunderts lebendig werden. An der Seite von verschiedensten Charakteren las ich mich durch Ermittlungen, Verstrickungen und Geheimnisse. Während die Brisanz der Situation stets gegenwärtig ist, ergab sich für mich nach und nach aus den zahlreichen Einzelsträngen ein großes Bild und immer mehr Puzzlestücke fielen an ihrem Platz. Mich hat die Geschichte bestens unterhalten, historisch interessierte Leser sollten sich diesen vielschichtigen Roman nicht entgehen lassen!
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