Der Turm der Welt
Autor: Benjamin Monferat
Hardcover: 704 Seiten
Erschienen am 26. August 2016
Verlag: Wunderlich
Inhalt
Paris im
Oktober 1889: Die große, spektakuläre Weltausstellung nähert sich ihrem Ende,
und immer mehr hochrangige Besucher strömen in die Stadt. Darunter befindet
sich auch Friedrich von Straten als Teil der deutschen Delegation, der auf
einen Auftrag im Rahmen seiner Tätigkeit für den Geheimdienst wartet, und der
Constable Basil Fitz-Edwards, der den Sohn des britischen Thronfolgers
begleitet. Doch dann werden zwei Ermittler des französischen Gemeindienstes tot
aufgefunden – durchbohrt von den riesigen Zeigern der Uhr eines französischen
Erfinders, die um fünf vor zwölf zum Stehen kam. Eine klare Drohung – ein
weiterer Vorfall in der Öffentlichkeit könnte Paris ins Chaos stürzen und den
instabilen Frieden in Europa gefährden. Wird es dem Deuxième Bureau gelingen,
die Verantwortlichen rechtzeitig zu finden? Und welche weiteren Parteien
schmieden ihre Pläne während dieser turbulenten Tage?
Meinung
Gleich auf
den ersten Seiten des Buches kam Spannung auf, denn zwei Tote werden in der
Maschinenhalle der Ausstellung gefunden, die eine deutliche Nachricht an das
Deuxième Bureau senden: Die Sicherheit der Weltausstellung und ihrer
Abschlussfeierlichkeiten ist bedroht. Meine Neugier, was in der Stadt vor sich
geht und ein weiterer Vorfall verhindert werden kann, war schnell geweckt.
Im Folgenden
lernt man eine ganze Reihe an Charakteren kennen, die in das Geschehen
eingreifen werden. Die Erzählung springt schnell zwischen den verschiedenen
Perspektiven hin und her, sodass eine hohe Dynamik entstand. Die Charaktere im
Fokus sind zudem höchst unterschiedlich, was für Abwechslung sorgte. Da gibt es
zum Beispiel eine einflussreiche Vicomtesse und ihre Tochter, Ermittler aus
Frankreich, Deutschland und England, ein Fotograf, eine Kurtisane und eine
Hotelinhaberin. Zu Beginn musste ich etwas blättern, um die Charaktere
sortieren zu können, doch schon bald hatte ich den Überblick und es kommt zu
ersten interessanten Verbindungen zwischen den einzelnen Erzählsträngen.
Obwohl auf
den 700 Seiten nur zwei Tage erzählt werden, verflogen die Seiten im Nu. Das historische
Paris wurde vor meinem inneren Auge lebendig. Dem Autor ist es gelungen, mit seiner
ausführlichen Recherche die Atmosphäre greifbar zu machen, ohne mich mit
Details zu langweilen. Immer wieder gibt es mehr oder weniger angenehme
Überraschungen, die mal Fragen aufwerfen und mal welche beantworten.
Cliffhanger zwischen den einzelnen kurzen Kapiteln machten beständig Lust,
weiterzulesen.
Meine
Favoriten unter den Charakteren wechselten regelmäßig und ich verbrachte an der
Seite eines jedes gern meine Lesezeit. Besonders gut gefallen hat mir zum
Beispiel das Ermittlerduo des Deuxième
Bureau. Die aus dem Ruhestand zurückgekehrte, kratzbürstige Legende Alain mit
ihren eigenwilligen Ermittlungsmethoden und der junge, motivierte Pierre gaben
ein unterhaltsames unfreiwilliges Duo ab. Auch mit der Kurtisane Madeleine fieberte
ich mit, ihre Bekanntschaften werden ihr bald zum Verhängnis, sie wird zum
Spielball eines Unbekannten und muss entscheiden, welches Wagnis das größere
Übel ist.
Während
aller Kapitel läuft beständig ein Countdown, der die Zeit bis zum Ende der
Weltausstellung anzeigt. Was wird dann geschehen? Wird es eine heitere
Abschlussfeier oder passiert etwas Schreckliches? Auch auf dem Weg dorthin gibt
es immer wieder Highlights in Form von spektakulären sowie psychologischen
Spannungsmomenten. Zum Schluss hin wurden schließlich die meisten der
aufgeworfenen Fragen zu meiner Zufriedenheit beantwortet und ich erlebte den
Abschluss als überaus passend.
Fazit
„Der Turm
der Welt“ lässt das historische Paris des 19. Jahrhunderts lebendig werden. An
der Seite von verschiedensten Charakteren las ich mich durch Ermittlungen,
Verstrickungen und Geheimnisse. Während die Brisanz der Situation stets
gegenwärtig ist, ergab sich für mich nach und nach aus den zahlreichen
Einzelsträngen ein großes Bild und immer mehr Puzzlestücke fielen an ihrem
Platz. Mich hat die Geschichte bestens unterhalten, historisch interessierte
Leser sollten sich diesen vielschichtigen Roman nicht entgehen lassen!