Survive. Du bist allein
Autorin: Alexandra Oliva
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Paperback: 416 Seiten
Erschienen am 28. Juli 2016
Verlag: FISCHER Scherz
Inhalt
Zwölf Teilnehmer und ein großes Produktionsteam finden sich in einer
Gebirgsregion in den USA ein, um eine neue Realityshow zu drehen. In
verschiedenen Einzel- und Teamchallenges sollen die Teilnehmer ihre
Survival-Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ein saftiges Preisgeld winkt den ersten
drei Plätzen sowie dem Publikumsliebling – und raus ist nur, wer selbst
aufgibt. Wie werden die Kandidaten sich in den ersten Tagen dieser aufwändigen
Show schlagen? Und wie reagiert das Publikum? Einige Zeit in der Zukunft hat
sich die Atmosphäre des Wettkampfs verändert, aus Aufregung ist Ernüchterung
geworden. Wie weit gehen die Kandidaten, um zu siegen?
Meinung
Ich bin immer wieder auf der Suche nach Thrillern der etwas anderen Art
und war deshalb neugierig, was mich in „Survive. Du bist allein“ erwarten wird.
Im Prolog des Buches lernt der Leser den Cutter der Reality-Show kennen, der
Szenen im Hinblick darauf zusammenschneidet, die Kandidaten beim Zuschauer auf
eine bestimmte, beabsichtige Weise darzustellen. Beinahe beiläufig wird
erwähnt, dass der Cutter und auch der Produzent der Fernsehshow nicht mehr
lange leben werden. Viel mehr wird nicht verraten, sodass ich unbedingt
herausfinden wollte, was es damit auf sich hat.
Im folgenden Handlungsverlauf springt das Buch immer wieder zwischen
zwei Zeitebenen hin und her. Zum einen berichtet ein allwissender Erzähler von
den ersten Tagen der Reality-Show. Als Leser ist man in der Rolle eines
Zuschauers der Show mit einer gehörigen Portion Extrawissen. Die verschiedenen
Herausforderungen werden geschildert und man lernt die verschiedenen Kandidaten
oberflächlich kennen. Gleichzeitig wird aber immer wieder erwähnt, was für die
Zuschauer wie zusammengeschnitten wird, um Spannung zu erzeugen, ein bestimmtes
Bild von einem Charakter zu vermitteln oder ähnliches.
Die verschiedenen Challenges fesselten meine Aufmerksamkeit wie
vergleichbare Formate im Fernsehen, und man merkte deutlich, dass die Autorin
hier ihre eigenen Survival-Kenntnisse hat einfließen lassen. Gleichzeitig wird
man als Leser in die Position gebracht, verschiedene Facetten der Inszenierung
zu hinterfragen und darüber nachzudenken, wie weit TV-Unterhaltung gehen darf. Immer
wieder werden die Kandidaten bewusst getäuscht und wissen selbst nicht immer,
was real und was gestellt und nur für die Show ist. Die Gruppendynamik zu
beobachten war sehr interessant, schon bald werden Freundschaften geschlossen
und Feindschaften entstehen. Von den Kandidaten lernt man aber nur einige
wenige besser kennen. Damit man nicht den Überblick verliert - Spitzname des
Kandidaten, sein echter Name und seine Spielfarbe – ist auf den Innenseiten der
Buchklappen eine Übersicht, die für mich sehr hilfreich war.
Im starken Kontrast zu der Welt, in der die Kandidaten umringt von einem
riesigen Produktionsteam um den Sieg kämpfen steht die zweite, etwas spätere
Zeitebene. Hier begleitet der Leser Sam alias Zoo-Girl auf ihrer Solo-Challenge.
Auf der Suche nach dem nächsten Hinweis in hellblau, ihrer Spielfarbe, gerät
sie immer wieder ans Limit ihrer Kräfte. Hier will ich nicht zu viel verraten,
denn am Besten liest man das Buch eigentlich mit möglichst wenig
Hintergrundinformationen. So viel sei aber gesagt: Diese Erzählebene ist
deutlich schonungsloser und beinhaltet noch mehr Schockmomente. Mir hat es sehr
gefallen, eine Kandidatin intensiver kennenzulernen und sie auf ihrem Weg zu
begleiten.
Ich muss leider zugeben, dass beide Zeitebenen ab einem gewissen Punkt
ihren Reiz zunehmend verloren. Die Autorin geizt nicht mit immer neuen
Herausforderungen und brenzligen Situationen, trotzdem passierte lange nichts,
was mich völlig überrascht hätte, eine wirklich entscheidende Wendung blieb aus.
Mit meinem Interesse bergauf ging es dann aber noch einmal zum Ende hin, als
Zoo-Girl (endlich) eine sehr emotionale Entdeckung macht. Von da an bis zum
Ende konnte die Geschichte mich noch einmal so richtig fesseln.
Fazit
„Survive. Du bist allein“ erzählt abwechselnd auf zwei Zeitebenen von
einer Reality-Show, in welcher zwölf Kandidaten ihre Überlebensfähigkeiten in
der Wildnis unter Beweis stellen. Dieser Wettkampf ist bald härter als gedacht.
Ich fand den Kontrast zwischen den zwei Ebenen sehr gelungen, und nach einigen
Längen im Mittelteil wurde das Buch zum Ende hin noch einmal besonders
spannend. Dieses Buch ist perfekt für alle, die Reality-Shows und gleichzeitig
eine dystopische Atmosphäre mögen!