Falsche Schwestern
Autorin: Cat Clarke
Übersetzerin: Jenny Merling
Paperback: 400 Seiten
Erschienen am 25. August 2016
Verlag: Fischer FJB
Link zur Buchseite des Verlags
Autorin: Cat Clarke
Übersetzerin: Jenny Merling
Paperback: 400 Seiten
Erschienen am 25. August 2016
Verlag: Fischer FJB
Link zur Buchseite des Verlags
Inhalt
Seit 13 Jahren gilt Faiths Schwester Laurel als vermisst. Entführt von
einem Fremden am helllichten Tag aus dem heimischen Sandkasten konnte sie trotz
einer großangelegten Suchaktion und hoher medialer Aufmerksamkeit nicht
gefunden werden. Faith stand in all den Jahren im Schatten ihrer Schwester, die
meisten Leute interessierten sich nur für sie, weil sie die Schwester der
Vermissten ist. Doch dann taucht ein Mädchen bei der Polizei auf, die Laurels
heißgeliebten Bären Barnaby dabei hat. Endlich hat Faith ihre große Schwester
wieder. Doch in 13 Jahren hat sich vieles verändert. Wie wird es für die Familie
nun weitergehen?
Meinung
Zu Beginn des Buches lernt man Faith kennen, über deren Familie seit 13
Jahren ein dunkler Schatten liegt. Das Verschwinden ihrer Schwestern hat
bleibende Spuren hinterlassen. Damals gab es eine enorme mediale
Aufmerksamkeit, und so tauchen auch heute noch immer wieder Berichte in der
Presse auf, die Faith, ihre Eltern und ihr Umfeld ständig daran erinnern, was
passiert ist. Dabei mag es Faith überhaupt nicht, wenn Leute sich nur wegen des
Geschehenen für sie interessieren.
Nach einem kurzen Einblick in Faiths Leben und Gedankenwelt kommt auch
schon die Nachricht, die alles auf den Kopf stellt: Laurel ist aufgetaucht! Wie
reagiert eine Familie nach Jahren der Ungewissheit auf solch eine Nachricht?
Welche Person ist aus Laurel geworden? Kann sie sich wieder in die Familie
einfügen? Ich brannte darauf, die Antworten auf diese Fragen zu erfahren und
ließ mich mitreißen von den ersten Momenten nach Erhalt dieser Nachricht, der
ersten Begegnung, der ersten Pressekonferenz.
Von echten Fällen aus der Vergangenheit, über welche die Medien
berichtet haben, wusste ich, wie schwierig es für Entführungsopfer sein kann,
in die Familie und Gesellschaft zurückzukehren. Ich war gespannt, wie diese fiktive
Familie die Herausforderung meistern wird. Für die Presse ist das Happy End des
Entführungsdramas natürlich gefundenes Fressen. Das Buch setzt sich intensiv
damit auseinander, wie sich das für die Beteiligten anfühlen muss. Das fand ich
allerdings nicht allzu spannend und überraschend, da man in der Realität in den
Medien allzu oft genau das erlebt: Persönliche Geschichten, die wochenlang ausgeschlachtet
werden.
Das Buch gibt umfassende Einblicke in Faiths Gedanken- und Gefühlswelt
während der Ereignisse. Sie ist glücklich über die Rückkehr ihrer Schwestern,
steht nun aber noch stärker in ihrem Schatten als je zuvor, was bei ihr auch
negative Gefühle auslöst. Das konnte ich nachvollziehen, doch wirklich nahe
fühlte ich mich ihr nicht. Ihren Freund fand ich leider nicht sonderlich
sympathisch und ihre beste Freundin blieb relativ blass. Am Besten gefallen hat
mir Michel, der neue Lebensgefährte von Faith’s Vater, der mit seiner klugen
und umsichtigen Art immer die richtigen Worte gefunden hat.
Der größte Knackpunkt des Buches war für mich, dass ich sehr früh
wusste, worauf das Buch hinauslaufen wird. Dezente Hinweise nehme ich oft nicht
war und bewundere dann im Rückblick ihre geschickte Platzierung. Doch in diesem
Buch sind Andeutungen so offensichtlich platziert, dass ich sie gar nicht
überlesen konnte. Dadurch hat das Buch für mich leider sehr viel von seinem
Reiz eingebüßt. Zum Ende hin werden schließlich auch noch Entscheidungen
getroffen, die für mich nicht zu den Charakteren passten, die ich bis dato
kennengelernt hatte. Die berührende Offenbarung eines allwissenden Erzählers
hat mich dann aber versöhnlich stimmen können – ein ganz starker Abschluss für
ein eher durchwachsenes Buch.
Fazit
„Falsche Schwestern“ lässt mich zwiegespalten zurück. Die Autorin schreibt
über ein wichtiges Thema und gerade die ersten Momente nach dem Auftauchen der
Vermissten konnten mich mitreißen. Das Buch besitzt interessante psychologische
Komponenten, doch der Verlauf war für mich früh vorhersehbar, weshalb es mich
nicht so recht fesseln konnte. Ich vergebe deshalb solide 3 Sterne für dieses
Buch über das Auffinden eines Entführungsopfers nach über einem Jahrzehnt und
dessen Konsequenzen.