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Titel: The Girls. Freundinnen. Unzertrennlich. Bis zu jener Nacht ...
Titel: The Girls. Freundinnen. Unzertrennlich. Bis zu jener Nacht ...
Autorin: Rebecca Thornton
Übersetzer: Tobias Schumacher-Hernández
Erscheinungsdatum: 26.08.2016
Verlag: rororo (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Josephine ist eins der „Girls“ im gleichnamigen Buch von
Rebecca Thornton. Gemeinsam mit ihrer Freundin Freya besucht sie ein elitäres
Mädcheninternat in London. In der Schule wird sie im letzten Jahr zur
Schulsprecherin gewählt. Doch Rang und Namen, die von vielen beneidet werden,
bedeuten für Josephine auch Verpflichtung. Ihre Mutter ist krank, ihr Vater die
rechte Hand des Premierministers, darum möchte sie durch gute Noten und
verantwortungsvollem Handeln der Mutter eine Freude bereiten und die Erwartungen
ihres Vaters erfüllen. Gemeinsam mit Freya möchte sie noch eine Nacht
durchfeiern, bevor der Schulstress beide vereinnahmt. Doch in dieser herbeigesehnten
Nacht geschieht etwas Unerwartetes. Josephine möchte danach mit niemandem
darüber reden, während Freya das Gespräch sucht und deswegen von ihrer Freundin
unter Druck gesetzt wird. Ein Riss in der Freundschaft entsteht.
Während Josephine 18 Jahre später als Archäologin an einer
Ausgrabungsstätte in Jordanien arbeitet erhält sie eine E-Mail von Freya mit
der sie seit Schulzeiten keinen Kontakt mehr hatte. Freya möchte endlich über
diese Nacht reden. Doch Josephine versucht dem Anliegen weiter mit Ignoranz zu
begegnen.
„The Girls. Freundinnen. Unzertrennlich. Bis zu jener Nacht…“
so der vollständige Titel des Buchs ist das Debüt der Autorin. Mit sehr viel
Einfühlungsvermögen versucht sie zu beschreiben, wie eine einzige Nacht das
weitere Leben von zwei Freundinnen verändern kann, die sich vorher sehr nahe
standen. Der Fokus liegt auf Josephine, die den Roman in der Ich-Form erzählt.
So kann der Leser die Gedankenwelt von ihr nachvollziehen. Die Geschichte
spielt auf zwei Zeitebenen und beginnt in Jordanien im Jahr 2014 damit, dass
die Protagonistin die E-Mail ihrer Freundin erhält, ein Grund für sie, sich an
die Geschehnisse von damals zu erinnern. Jedoch hat sie erfolgreich verdrängt,
was in dieser alles verändernden Nacht geschah.
Im Laufe der Erinnerungen Josephines erfährt der Leser mehr
und mehr über ihre Eltern und das Leben im Internat. Es wird deutlich, welche
Ansprüche an sie als Tochter eines ranghohen Politikers gestellt werden und als
Musterschülerin, die sich das Vertrauen der Schulleitung erkämpft hat. Außerdem
steht sie unter einem enorm hohen Druck aufgrund der bevorstehenden Prüfungen
zur Aufnahme an der Eliteuniversität Oxford. Weder Josephine noch ihre
Freundinnen konnten mir sympathisch werden, zu sehr beanspruchten sie
Anerkennung und Ansehen für sich. Doch andererseits habe ich sie auch
bemitleidet, weil sie wie in einem goldenen Käfig lebten.
Rebecca Thornton beschreibt in einem flüssig zu lesenden
Schreibstil die Geschehnisse sehr realistisch und nachvollziehbar. Der
Mittelteil zieht sich jedoch ein wenig hin ohne dass Erhellendes ans Tageslicht
kommt. Was letztlich in der einen Nacht geschah und erst ganz am Ende des
Buches beschrieben wird, fand ich voraussehbar. Dennoch muss man sich der
Bedeutung für die Freundschaft von Josephine und Freya bewusst sein. Eine
Spannung, die nicht wirklich greifbar ist und über den Geheimnissen der Nacht
liegt, ist ständig vorhanden.
„The Girls“ ist ein Roman über die Bedeutung, welche
Verletzungen das Verhalten einer Freundin auslösen und welche dauerhaften
Nachwirkungen diese Kränkung haben kann. Ein in der Darstellung überzeugendes
Debüt, dem ich gerne meine Leseempfehlung gebe.