Freitag, 7. Oktober 2016

[Rezension Hanna] Bluescreen - Dan Wells


*Werbung*
Bluescreen
Autor: Dan Wells
Übersetzer: Jürgen Langowski
Taschenbuch: 368 Seiten
Erschienen am 4. Oktober 2016
Verlag: Piper


Inhalt

Marisa lebt im Los Angeles des Jahres 2050, in dem der Großteil der Bevölkerung durchgängig online ist. Mithilfe eines sogenannten Djinnis, einem Implantat im Kopf, kann man sich jederzeit im Netz bewegen und sich per Kopfbuchse direkt an Geräte anschließen. Am liebsten spielt sie mit ihren Freunden das virtuelle Kampfspiel Overworld oder setzt ihre Fähigkeiten als Hackerin ein. Doch dann nimmt ihre Freundin Anja eine virtuelle Droge namens Bluescreen zu sich. Statt nach dem Kick kurz bewusstlos zu sein, beginnt sie zu schlafwandeln und gefährliche Dinge zu tun. Was steckt dahinter? Sind noch mehr betroffen? Marisa und ihre Freunde beginnen mit den Nachforschungen und stechen damit in ein Wespennest…

Meinung
Das Cover des Buches ist schlicht und futuristisch und passt sehr gut zu der digitalen Welt, in welcher ich mich zwischen den Buchdeckeln wiederfand. Die Geschichte startet temporeich, denn der Leser wird mitten in eine Schlacht hineingeworfen. Aus der Unterhaltung zwischen Marisa und ihrer Freundin Sahara konnte man bald schließen, dass das Gefecht online stattfindet. Im Kontrast dazu wirkt die echte Welt, die man kurz darauf kennenlernt, farblos und langweilig. Schnell habe ich nachvollziehen können, was für Jugendliche wie Marisa an der Möglichkeit, durchgängig online zu sein, so reizvoll ist.

Die Geschichte nimmt sich zunächst die Zeit, dem Leser die Charaktere vorzustellen. Die Protagonistin Marisa ist eine ausgezeichnete Hackerin, die ihre Fähigkeiten gern dazu einsetzt, ihre Anwesenheit in der Schule vorzutäuschen. Ihre große Familie ist ihr wichtig, sie hilft oft im Restaurant ihrer Familie aus und es schmerzt sie, dass ihr großer Bruder mit ihrem Vater gebrochen hat. Ihre besten Freundinnen sind Saraha, die immer von zwei Kameranulis begleitet wird, um ihren Videofeed zu füttern, und Anja, die Tochter eines der reichsten und mächtigsten Männer der Stadt. Außerdem gibt es noch Bao, Marisas einzigen Freund ohne Djinni, und Omar, der Sohn des Mafiabosses von Mirador. Sie alle sind sich nicht immer über die nächsten Schritte einig, müssen sich aber vor dem Hintergrund der Ereignisse zusammenraufen und an einem Strang ziehen.

Dan Wells hat seinen Weltentwurf bis ins letzte Detail durchdacht und gibt dem Leser mit Liebe zum Detail ausführlichste Einblicke in sein futuristisches Setting. Autos fahren von selbst, Nulis haben einen Großteil der Jobs übernommen und ein Chip in jedem Kleidungsstück enthält Informationen, wie es gewaschen und verstaut werden soll. Die Erklärungen sind begrenzt, was ein bestimmter Begriff bedeutet und wie Dinge funktionieren muss man oft aus dem Zusammenhang schließen. Wer sich für Technologie in Science Fiction interessiert, ist hier genau richtig. Für mich persönlich hätten die technischen Beschreibungen aber knapper ausfallen können.

Die Geschichte braucht seine Zeit, um in Schwung zu kommen. Bald testet Anja zum ersten Mal die Droge Bluescreen, dann vergeht noch mal etwas Zeit, bis die reale Gefahr, die davon ausgeht, offensichtlich wird. Als die groben Zusammenhänge klar waren, fand ich es dann richtig spannend. Offensichtlich kann es auch erhebliche Nachteile haben, immer online zu sein. Können Marisa und ihre Freundinnen herausfinden, wer hinter all dem steckt? Hier kommen Marisa ihre Hackerfähigkeiten sehr zugute. Ich fand es allerdings erstaunlich, wie einfach ihr all dies gelingt. Wo hat sie das gelernt? Wieso können sich Unternehmen und Softwarehersteller nicht besser schützen? Trotz dieser offenen Fragen habe ich neugierig weitergelesen bis hin zu einem großen Finale, in dem alles auf dem Spiel steht.

Fazit
„Bluescreen“ bietet ausgeklügelte Sci Fi und nimmt den Leser mit ins Jahr 2050, in dem fast jeder durchgängig online ist. Bald zeigt sich aber, dass die neue Technologie auch große Gefahren birgt. An der Seite der furchtlosen Protagonistin Marisa begibt sich der Leser auf Verbrecherjagd – sowohl in der virtuellen als auch in der realen Welt. Für mich waren die technischen Einblicke etwas zu ausführlich und ich vermisste Antworten auf einige Fragen, die sich mir aufdrängten. Insgesamt war das Buch aber spannend und konnte mich zunehmend fesseln. Technologieaffine Sci Fi Fans werden hier voll auf ihre Kosten kommen! Ich vergebe vier Sterne für den Zeitsprung in eine Welt, in welcher man seinen Computer im Kopf trägt und durchgängig mit dem Netz verbunden sein kann.


-->