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Titel: Bluescreen - Ein Mirador-Roman
Titel: Bluescreen - Ein Mirador-Roman
Autor: Dan Wells
Übersetzer: Jürgen Langowski
Erscheinungstermin: 04.10.2016
Verlag: Piper Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
„Bluescreen – Ein Mirador-Roman“ von Dan Wells ist der erste
Band einer Cyberpunk-Serie, die in El Mirador, einem Stadtteil Los Angeles im
Jahr 2050 spielt. Auf dem Cover ist eine Platine zu sehen als Hinweis darauf,
dass Vernetzungen in diesem Science-Fiction-Roman eine große Rolle spielen. Die
Schrift des Titels schreit dem Leser in bright-white förmlich entgegen. Genauso
aufgedreht und unruhig ist Los Angeles in der Zukunft, die der Autor uns im
Roman aufzeigt. Jeder kann nach Bedarf den ganzen Tag online sein. Möglich wird
das durch ein Djinni genanntes Implantat im Kopf. Banden treiben ihr Unwesen in
der Realität wie in der Virtual Reality.
Der Leser begegnet der 17-jährigen Marisa, genannt Mari zum
ersten Mal, während sie mit ihren vier Freundinnen das Onlinegame Overworld
spielt. Anja und Sahara kennt Mari persönlich, weil sie auch in Los Angeles
wohnen, den beiden anderen begegnet sie nur in Form ihrer Avatare im Spiel.
Anjas Vater ist reich und sie kann sich
daher vieles leisten. Durch einen Bekannten hat sie einen Stick erhalten auf
dem Bluescreen einprogrammiert ist. Wenn sie diesen Stick mit ihrem Djinni
verbindet, erlebt sie einen Sinnesrausch ohne gleichen. Sie möchte ihren
Freundinnen gerne einen solchen Trip schenken, doch diese sind vorsichtig,
nachdem Anja dadurch kurzfristig ins Koma gefallen ist. Marisa und ihre
Freundinnen setzen alles daran herauszufinden, wer Bluescreen programmiert hat.
Den Entwicklern bleibt das nicht unbemerkt. Je mehr die Freundinnen über die
Hintergründe zu der Droge erfahren, desto mehr erfassen sie erst das Ausmaß
dessen, was sie bewirken kann.
Dadurch, dass immer mehr menschliche Arbeit durch Maschinen
übernommen wurde, sind sehr viele Menschen in der von Dan Wells gemalten
Zukunft arbeitslos und arm. Sie wissen oft nicht, wie sie überleben sollen,
noch schlimmer ist es, wenn sie eine Familie zu ernähren haben. In der Gruppe
fühlen sie sich stärker und unterstützen sich gegenseitig. Sie sind nicht
abgeneigt, sich durch illegale Geschäfte etwas Geld zu verdienen und durch den
Gruppendruck wird von jedem Mitglied nicht nur Loyalität sondern auch Mittun
eingefordert. Der Autor schildert ein beängstigendes Szenario der armen
Bevölkerung im Zusammenhang mit Bluescreen.
Obwohl ich anfangs etwas Schwierigkeiten hatte, in die
Geschichte hinein zu finden, nahm sie zunehmend an Spannung zu. Marisa und ihre
Freundinnen sind technikaffin, handeln aber manchmal unüberlegt, was durchaus
dem jugendlichen Alter geschuldet sein kann. Die ersten männlichen Freunde die
Erwähnung fanden, beschrieb Dan Wells dagegen eher als weniger firm in
technischen Sachen. Als Leser konnte ich zunächst die Hauptcharaktere und deren
Umfeld in Ruhe kennenlernen. Zunehmend steigerte sich aber die Handlung und
weitere Figuren sorgten für Ausgleich meiner ersten Wahrnehmung in Bezug auf
Technikerfahrung der Geschlechter und Alter. Mit ansteigendem Tempo zeigten
sich schließlich die Verflechtungen zwischen Drogenhandel, Armut,
wirtschaftlicher Macht und Gesundheit gibt. Mich machte das nachdenklich
darüber, ob unser technischer Fortschritt wirklich wünschenswert ist.
Auf der anderen Seite vergisst Dan Wells aber auch nicht auf
Vorteile hinzuweisen, vor allem bei der Heilung von Krankheiten oder auch dem
Ersatz von Körperteilen. Obwohl die Möglichkeit besteht ständig online zu sein,
bleibt der Zusammenhalt in der Familie dennoch bestehen. Das Netz bietet nicht
nur zusätzlich gemeinsame Erlebnisse, sondern man kann Kontakte über alle
Grenzen hinweg schließen.
Das Buch schließt mit einem Cliffhanger, der auf eine
Fortsetzung drängt. Bluescreen zeichnet eine düstere Zukunft mit einigen hellen
Lichtstreifen auf, die die Hoffnung aufrechterhalten, dass die Welt von morgen
weiterhin lebenswert ist. Die neue Serie von Dan Wells ist meine Empfehlung für
alle Dystopienfans, die technisch interessiert sind.