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Sonntag, 9. Oktober 2016

[Rezension Ingrid] Bluescreen von Dan Wells


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Titel: Bluescreen - Ein Mirador-Roman
Autor: Dan Wells
Übersetzer: Jürgen Langowski
Erscheinungstermin: 04.10.2016
Verlag: Piper Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch

„Bluescreen – Ein Mirador-Roman“ von Dan Wells ist der erste Band einer Cyberpunk-Serie, die in El Mirador, einem Stadtteil Los Angeles im Jahr 2050 spielt. Auf dem Cover ist eine Platine zu sehen als Hinweis darauf, dass Vernetzungen in diesem Science-Fiction-Roman eine große Rolle spielen. Die Schrift des Titels schreit dem Leser in bright-white förmlich entgegen. Genauso aufgedreht und unruhig ist Los Angeles in der Zukunft, die der Autor uns im Roman aufzeigt. Jeder kann nach Bedarf den ganzen Tag online sein. Möglich wird das durch ein Djinni genanntes Implantat im Kopf. Banden treiben ihr Unwesen in der Realität wie in der Virtual Reality.

Der Leser begegnet der 17-jährigen Marisa, genannt Mari zum ersten Mal, während sie mit ihren vier Freundinnen das Onlinegame Overworld spielt. Anja und Sahara kennt Mari persönlich, weil sie auch in Los Angeles wohnen, den beiden anderen begegnet sie nur in Form ihrer Avatare im Spiel. Anjas  Vater ist reich und sie kann sich daher vieles leisten. Durch einen Bekannten hat sie einen Stick erhalten auf dem Bluescreen einprogrammiert ist. Wenn sie diesen Stick mit ihrem Djinni verbindet, erlebt sie einen Sinnesrausch ohne gleichen. Sie möchte ihren Freundinnen gerne einen solchen Trip schenken, doch diese sind vorsichtig, nachdem Anja dadurch kurzfristig ins Koma gefallen ist. Marisa und ihre Freundinnen setzen alles daran herauszufinden, wer Bluescreen programmiert hat. Den Entwicklern bleibt das nicht unbemerkt. Je mehr die Freundinnen über die Hintergründe zu der Droge erfahren, desto mehr erfassen sie erst das Ausmaß dessen, was sie bewirken kann.

Dadurch, dass immer mehr menschliche Arbeit durch Maschinen übernommen wurde, sind sehr viele Menschen in der von Dan Wells gemalten Zukunft arbeitslos und arm. Sie wissen oft nicht, wie sie überleben sollen, noch schlimmer ist es, wenn sie eine Familie zu ernähren haben. In der Gruppe fühlen sie sich stärker und unterstützen sich gegenseitig. Sie sind nicht abgeneigt, sich durch illegale Geschäfte etwas Geld zu verdienen und durch den Gruppendruck wird von jedem Mitglied nicht nur Loyalität sondern auch Mittun eingefordert. Der Autor schildert ein beängstigendes Szenario der armen Bevölkerung im Zusammenhang mit Bluescreen.

Obwohl ich anfangs etwas Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte hinein zu finden, nahm sie zunehmend an Spannung zu. Marisa und ihre Freundinnen sind technikaffin, handeln aber manchmal unüberlegt, was durchaus dem jugendlichen Alter geschuldet sein kann. Die ersten männlichen Freunde die Erwähnung fanden, beschrieb Dan Wells dagegen eher als weniger firm in technischen Sachen. Als Leser konnte ich zunächst die Hauptcharaktere und deren Umfeld in Ruhe kennenlernen. Zunehmend steigerte sich aber die Handlung und weitere Figuren sorgten für Ausgleich meiner ersten Wahrnehmung in Bezug auf Technikerfahrung der Geschlechter und Alter. Mit ansteigendem Tempo zeigten sich schließlich die Verflechtungen zwischen Drogenhandel, Armut, wirtschaftlicher Macht und Gesundheit gibt. Mich machte das nachdenklich darüber, ob unser technischer Fortschritt wirklich wünschenswert ist.

Auf der anderen Seite vergisst Dan Wells aber auch nicht auf Vorteile hinzuweisen, vor allem bei der Heilung von Krankheiten oder auch dem Ersatz von Körperteilen. Obwohl die Möglichkeit besteht ständig online zu sein, bleibt der Zusammenhalt in der Familie dennoch bestehen. Das Netz bietet nicht nur zusätzlich gemeinsame Erlebnisse, sondern man kann Kontakte über alle Grenzen hinweg schließen.

Das Buch schließt mit einem Cliffhanger, der auf eine Fortsetzung drängt. Bluescreen zeichnet eine düstere Zukunft mit einigen hellen Lichtstreifen auf, die die Hoffnung aufrechterhalten, dass die Welt von morgen weiterhin lebenswert ist. Die neue Serie von Dan Wells ist meine Empfehlung für alle Dystopienfans, die technisch interessiert sind.