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Titel: Das Unglück anderer Leute
Titel: Das Unglück anderer Leute
Autorin: Nele Pollatschek
Erscheinungsdatum: 11.08.2016
Verlag: Galiani Berlin (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
„Das Unglück anderer Leute“ ist der Debütroman von Nele
Pollatschek. Titelgebend ist die Grundaussage des Buchs, dass man selber
bestimmen kann wie man auf ein Unglück reagiert, das anderen passiert. Wut,
Trauer, Verzweiflung und Mitgefühl kann man sehr gut schauspielern, doch wenn
man direkt betroffen ist, wird es schwer, seine wahren Gefühle zu verbergen.
Thene ist Mitte 20 und studiert in Oxford. Ihre Mutter
Astrid ist jemand, der besonders all jene liebt, die ihrer Hilfe bedürfen und
dafür darauf besteht, dass ihre Wohltat auch immer wieder thematisiert wird.
Leider schafft ihr das nicht nur Freunde. Zur Verleihung ihres Mastertitels hat
Thene ihre in Frankfurt lebende Mutter und ihren Vater sowie ihre Oma, die
beide in Berlin wohnen, nach Oxford/England eingeladen. Typischerweise ordnet
Astrid an, dass sie am Flughafenzubringer abgeholt werden will, Widerspruch
zwecklos obwohl andere Möglichkeiten bestehen. Ihre Verwandtschaft steht in
ihrer Schuld für alle vergangenen Dienste. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf
und breitet sich jenseits aller Wahrscheinlichkeiten in der Familie von Thene
mütterlicher- wie auch väterlicherseits aus.
Auf den ersten Buchseiten plaudert Thene als Ich-Erzähler
ein wenig über ihre Mutter, die seit langem von ihrem Vater geschieden ist,
aber noch von zwei weiteren Männern noch jeweils ein Kind, beide jünger als
Thene, bekommen hat. Sie thematisiert den Konflikt in dem sie steckt. Gerne
würde sie selbstbestimmt leben, war aber bisher finanziell von ihrer Mutter
abhängig und hatte sich deshalb immer wieder ihrem Willen zu beugen. Mit ihrem
Masterabschluss in der Tasche sieht sie ein Ende in Sicht. Doch die Ablösung
aus dieser immer wiederkehrenden Konfrontation und die Durchsetzung des eigenen
Willens gehen nicht ohne Gewissensbisse vonstatten. Es ist nicht einfach, die
eingefahrene Linie von jemandem zu durchbrechen, der auf seine Art und Weise
stets erfolgreich war. Inzwischen hat Thene aber für sich eine Möglichkeit
gefunden, dem Streit mit ihrer Mutter zu umgehen.
Nachdem ich in der ersten Hälfte der Geschichte schon mit
einigen kuriosen Verwandten Bekanntschaft schließen durfte, lernte ich im
Folgenden weitere sehr interessante und skurille Personen kennen, die mehr oder
weniger zu Thenes Familie gehören. Obwohl Thene einiges zum Kotzen findet,
kümmert sie sich trotz Wenn und Abers um diejenigen, die ihr am nächsten
stehen.
Der Roman handelt von Liebe, Hass und Zusammenhalt in der
Familie und ist trotz nachdenklich stimmendem Hintergrund stets mit einem
humorvollen Unterton und einem Augenzwinkern erzählt. Die Geschichte trägt
durchaus autobiographische Züge, weil die Protagonistin im gleichen Alter wie
die Autorin ist und die Romanhandlungen an den Plätzen stattfinden, an denen
auch Nele Pollatschek beheimatet ist. Allerdings führt sie die Geschichte
mittels des Stilmittels der Hyperbel zu einem grandiosen, überwältigendem, unerwarteten
Schluss. Mit einem lachendem und einem weinenden Auge habe ich das Buch zu Ende
gelesen. Es hat mir sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch gerne weiter.