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Donnerstag, 13. Oktober 2016

[Rezension Ingrid] Tage zwischen Ebbe und Flut von Carin Müller


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Titel: Tage zwischen Ebbe und Flut
Autorin: Carin Müller
Erscheinungstermin: 01.09.2016
Verlag: Droemer Knaur Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch

Im Buch „Tage zwischen Ebbe und Flut“ nimmt Carin Müller den Leser mit auf eine Kreuzfahrt im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Denn Felix, 70 Jahre alt, hat Alzheimer. Es gibt gute und weniger gute Tage. Seine Gedanken beschreibt er wie Wellen, die er nicht festhalten kann. So gibt es zusammenhängende und anhaltende Phasen in denen er klar denken kann und solche Tage, an denen er immer wieder Dinge vergisst. Er ist sich danach auch mehr oder weniger seines Zustands bewusst.

Doch nicht nur er hat Probleme mit der Krankheit, sondern vor allem seine Frau Ellen leidet unter seiner Vergesslichkeit. Sie ist es, die ihn immer wieder erinnern muss. Sie ist schon so lange mit Felix verheiratet, dass sie seine Bedürfnisse kennt und ihm auch mal vorgibt, was er zu tun und zu lassen hat, wenn es so aussieht, dass er gerade wieder mal verloren wirkt. Auf ihre Umwelt wirkt das manchmal befremdlich. Auch Judith, die Tochter von Felix und Ellen findet das Zusammenspiel ihrer Eltern manchmal seltsam. Dann hat sie die Idee zu einer Mittelmeerkreuzfahrt, zu der sie ihren Vater einlädt damit ihre Mutter einmal Zeit für sich findet. Doch Ellen weicht nicht von der Seite ihres Mannes und außerdem gesellt sich auch noch unerwartet Judiths Nichte Fabienne hinzu. Wird die Familie Erholung finden auf dem Schiff?

Carin Müller greift in ihrem Roman eine manchmal verharmloste, oft in der Öffentlichkeit vertuschte und doch so häufig auftretende Krankheit auf. Aus eigener Erfahrung schildert sie sehr einfühlsam und bewegt das Zusammenleben mit einem an Alzheimer Erkrankten. Auch ich kann auf diese Erfahrung zurückgreifen und fand die Beschreibungen sehr authentisch. Felix ist in seiner Art ein Sympathieträger, doch das Verhalten von Ellen wird man erst im Laufe der Geschichte begreifen können. Ich fand es gut, dass die Autorin ihre Figuren sich auf eine ehrliche Weise mit der Krankheit auseinandersetzen lässt, die Auswirkungen aufzeigt aber auch die Möglichkeiten im Umgang mit dem Erkrankten. Auf dem beschränkten Raum eines Kreuzfahrtschiffs hat Judiths Familie wenig Platz einer Auseinandersetzung untereinander zu entgehen. Zum Glück gibt es Freunde, die von außen auf das Miteinander schauen und helfend eingreifen können. So kommen Ellen, Judith und Fabienne im Laufe der Reise zu neuen Einsichten. Die Krankheit heilen kann keine von ihnen, aber sie können sich gegenseitig im Umgang mit Felix unterstützen.

Trotz des nachdenklich stimmenden Themas ist der Roman locker-leicht mit humorvollen Szenen geschrieben. So wie das Schiff übers Wasser dahingeglitten ist, so bin ich über die Seiten geflogen. Ganz nebenbei konnte ich mit den Passagieren noch an manchen Orten an Land gehen und habe einiges über die Tage an Bord erfahren. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.