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Der dunkle Ritter
Autor: Maurizio de Giovanni
Übersetzerin: Susanne Van Volxem
Hardcover: 384 Seiten
Erschienen am 21. Oktober 2016
Verlag: Kindler
Inhalt
Meinung
„Der dunkle Ritter“ ist mein erstes Buch von Maurizio de Giovanni.
Obwohl es der dritte Teil der Reihe ist, wurde mir der Einstieg leicht gemacht.
Nach einem Einblick in die Gedanken des Entführungsopfers und einem verbalen Schlagabtausch
auf dem Kommissariat nimmt sich dessen Leiter Luigi Palma Zeit, über seine neu
zusammengestellten Mitarbeiter nachzudenken. Dabei erfuhr ich die wichtigsten Fakten
über sechs ganz unterschiedliche Charaktere. Und dann ging es auch schon los
mit den Ermittlungen. Während Lojacono und Alex sich aufmachen, um einen
Einbruch zu untersuchen, geht im Kommisariat der Anruf ein, dass ein Junge
entführt wurde.
Schnell sind die Ermittler in Alarmbereitschaft und beginnen mit ihren
Nachforschungen. Viele Anhaltspunkte gibt es nicht. Ein Überwachungsvideo zeigt
in mangelhafter Qualität eine Person mit Kapuze, der Dodo folgt, und ein
Mitschüler kann immerhin sagen, dass es eine blonde Frau war. Alle warten auf
die Lösegeldforderung. In dieser Zeit lernt man Dodos zerrüttete Familie
kennen, deren Reaktionen auf das Geschehen von hysterisch bis wutentbrannt
reichen. Sämtliche Gespräche eskalieren nach kürzester Zeit, was durch die
leitenden Ermittler, dem ungehobelten Aragona und dem cholerischen Romano,
nicht eingedämmt wird. Vom Team des Kommissariats mochte ich die beiden leider
am wenigsten, und mir war rätselhaft, wie man auf diese Art überhaupt
Fortschritte verzeichnen soll.
Die Geschichte nimmt sich ausreichend Zeit, auch auf die anderen
Teammitglieder einzugehen und Einblicke in ihr Privatleben zu geben. Bei einem
sechsköpfigen Team plus Chef nehmen diese Abschnitte viel Platz ein und bremsen
das Vorankommen der Ermittlungen aus. Die Einblicke halfen mir aber, das
Verhalten der Charaktere besser zu verstehen. Am besten gefallen hat mir Alex‘
Geschichte. Sie leider sehr unter der Kontrolle durch ihre Eltern und kann
besser zielen als alle Kollegen, weil sie auf dem Schießstand regelmäßig ihren
Frust ablässt. Als jemand im Nu ihr Geheimnis errät, ist sie verunsichert, ob sie
sich freuen oder besser nicht darauf reagieren soll. Auch auf dem Kommissariat
erlebt man das ganze Team in Aktion. Parallel zum „großen“ Entführungsfall läuft
die Ermittlung des eingangs erwähnten Einbruchs sowie Nachforschungen über
verdächtig viele Selbstmorde in einem Viertel. Trotz des ruhigen Tempos wurde
mir eine abwechslungsreiche Handlung geboten.
Die Sprache des Buches hat mir gefallen. Der Autor schreibt sehr
poetisch und baut ganze Kapitel ein, in denen er über „solche und solche Nächte“
sinniert oder dass man sich vor dem Mai hüten solle. Immer wieder gibt er Einblicke
in die Gedankenwelt Dodos, der in seiner Gefangenschaft mit seiner Actionfigur
redet, die er mitgenommen hat. Gerade in Bezug auf seine Entführung bleibt ein
Durchbruch aber lange aus und die Geschichte zog sich zunehmend in die Länge.
Zum Ende hin ging schließlich alles ganz schnell. Leider werden bei allen drei
Ermittlungen zwar die Hintergründe klar, doch ich erfuhr nichts über die
Konsequenzen. Ich weiß nicht, ob der vierte Band hier noch mehr Klarheit
bringt, aber für mich war das ein unbefriedigender Abschluss.
Fazit
In „Der dunkle Ritter“ muss das neu zusammengestellte Team von Pizzofalcone,
Neapel in einem Entführungsfall ermitteln. Zusätzlich gibt es zwei kleinere Fälle
und Einblicke ins Privatleben der Polizisten. Leider mochte ich die beiden
Ermittler, welche die größte Rolle spielen, am wenigsten. Das wurde aber durch
andere Teammitglieder aufgewogen, deren Probleme ich viel besser nachvollziehen
konnte. Das Ende war für meinen Geschmack leider allzu offen. Ich vergebe drei
Sterne für diesen literarischen Ausflug nach Neapel.