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Autor: Barbara Brandt (Alias von Klaus Brandt)
Autor: Barbara Brandt (Alias von Klaus Brandt)
Titel: Der Mann an der Reling
Erscheinungsdatum: 11.10.2016
Verlag: amazonpublishing
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
„Der Mann an der Reling“ ist der Engländer Robert Bowman im
gleichnamigen Roman von Barbara Brandt, dem Pseudonym von Klaus Brandt. Die
Geschichte des Buchs nahm mich als Leser mit in die Normandie, einer Gegend
Frankreichs die bekannt ist für ihre herrliche Apfelblüte und ihren Äpfeln aus
denen Calvados und Cidre hergestellt wird. Das Cover bringt den Leser also
direkt hinein in die Erzählung.
Die schon betagte Iris Neufchatel sitzt auf dem Balkon ihrer
Wohnung im Seniorenheim und schaut einem jungen Zwillingspaar beim Spielen zu. In
ihr werden Erinnerungen an ihre zur Melancholie neigende Zwillingsschwester
Sally wach. Ihre Gedanken schweifen zurück zu einer Zeit als sie bereits mehrere
Jahre verheiratet, jedoch kinderlos ist und sie Sally zu Verwandten nach
England begleitet hat. Danach fährt sie allein zurück und begegnet auf der
Fähre nach Frankreich Robert, der ihr auffällt, weil er in kurzen Hosen an der
Reling steht. Schnell merken die beiden, dass sie sich weit mehr als nur gut
verstehen. Bereits zwei Wochen später besucht Robert Iris zu Hause. Er ist als
Location Scout auf der Suche nach passenden Filmorten. Iris bietet ihm die
Wohnung im Gästehaus an. So beginnen vier unvergleichliche Tage für die beiden.
Schließlich siegt der Verstand über die Liebe. Doch zehn Jahre später findet
Iris im Vermächtnis ihrer Schwester ein Foto auf dem Sally und Robert zu sehen
sind. Wie kann das sein? Kannten die beiden sich?
Schon auf den ersten Seiten merkt der Leser, dass die
Erinnerung Iris manchmal im Stich lässt. Sie wiederholt sich häufiger und stellt
die geschilderten Ereignisse in Frage. Manches erzählt sie in zwei
verschiedenen Versionen. Der Autor stellt in seinem Roman klar, dass die genaue
Erinnerung belanglos ist. Wichtig ist es, dass eine Geschichte die Möglichkeit
hat sich in vielerlei Fassung erzählen zu lassen, die sich aufgrund von
Zufälligkeiten ergeben können. Unsere eigenen Wünsche lenken dabei die
Gedanken. Barbara Brandt schildert die Geschehnisse mit großer Leichtigkeit und
spart nicht mit Fantasie, wenn Robert eine seiner zahllosen Geschichten den
Zuhörern erzählt. Auch Iris weiß nicht, was davon wahr oder gelogen ist.
Zum Freundeskreis von Iris und ihrem Mann gehören
interessante Personen. Es sind meist Engländer wie Iris, die hier eine neue Heimat gefunden haben. Die Protagonistin ist als junge Frau im
Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester kokett und schlagfertig, was zu amüsanten
Dialogen führt. Robert scheint ungebunden und lebenslustig. Er hat
außergewöhnliche Ideen, die er auch gerne voller Übermut in die Tat umsetzt. Iris
und Robert schalten in ihrer Zweisamkeit die Folgen für die Zukunft aus. Die
Erinnerungen von Iris an die kurze Zeit ihres Zusammenseins nehmen weite Teile
des Romans ein. Aus der Inhaltsangabe ist ersichtlich, dass Iris das Foto mit
Sally und Robert finden wird. Unbewusst
ist daher immer eine gewisse Erwartungshaltung während des Lesens vorhanden,
die nicht nur eine Antwort auf die Frage sucht, ob die Affäre aufgedeckt wird
sondern darauf wartet, dass Iris das Foto in die Hände fällt und hierzu eine
Lösung aufdeckt. Ich hätte die Geschichte noch etwas spannender gefunden, wenn
ich nicht durch den Text auf der Buchrückseite von dem Foto erfahren hätte,
sondern durch einen entsprechenden Prolog im Roman.
Zum Ende hin nimmt die Spannung des Romans deutlich zu.
Außerdem konnten mich einige unerwartete Wendungen überraschen. Mir hat der
Roman gut gefallen und daher empfehle ich ihn gerne weiter.