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Titel: Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
Titel: Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
Autorin: Becky Chambers
Übersetzerin: Karin Will
Erscheinungsdatum: 27.10.2016
Verlag: Fischer Tor (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
„Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ ist das Debüt
der US-Amerikanerin Becky Chambers. Der Science-Fiction-Roman hat mich an der
Seite der Crew von Captain Ashby Sanoso mit an Bord der„Wayfahrer“, einem in
die Jahre gekommenen aber noch voll funktionsfähigen Tunnelerschiffs, genommen auf
dem Weg durch das Weltall hin zu dem äußerlich abweisend wirkenden Planeten
Hedra Ka. Das Cover lässt mich in das All schauen mit einer Vielzahl von
Sternen, unbekannten Welten und Wesen. Der Lichtstreifen am Horizont, der sich
von dem dunklen Raum abhebt, steht für mich symbolisch als Hoffnungsträger für
die Zukunft, in die die Frau am unteren Bildrand aber auch wir selber blicken.
Rosemary Harper ist Mitte 20 und kommt vom Mars. Sie hat
sich eine neue Identität besorgt und tritt nun ihre eine Stelle auf der „Wayfahrer“
als Verwaltungskraft an. Mit dem Tunnelerschiff stoßen Ashby Sanoso und seine
Crew Wurmlöcher ins All um Verbindungen zwischen Galaxien zu schaffen. Die
Mannschaft setzt sich nicht nur aus Menschen zusammen, sondern auch andere
Lebensformen gehören dazu. Sie verständigen sich hauptsächlich auf Klip, aber
jede Spezies hat auch ihre eigene Sprache, die manchmal nicht aus Wörtern oder
Lauten sondern aus Gesten besteht. Der Captain ist stolz darüber, als er den
großen Auftrag erhält einen Tunnel zu dem weit entfernten, unfreundlich
wirkenden Planeten Hedra Ka stoßen zu dürfen. Die Anreise wird einige Zeit in
Anspruch nehmen und so ist Rosemary mit den anderen Crewmitgliedern auf engem
Raum eine sehr lange Zeit unterwegs.
Eigentlich hört sich die Zusammenfassung dieses Romans eher unspektakulär
an: ein Raumschiff macht sich auf einen langen Weg zu einem unbekannten
Planeten um dort einen Auftrag auszuführen. Was aber die Autorin aus diesem
Stoff macht, ist ganz fein. Zunächst beschreibt sie die Mitglieder der
Schiffsmannschaft, die sehr verschieden sind. Alle sind bestens für ihren Job
ausgebildet und kommen aus den unterschiedlichsten Regionen des Weltalls.
Während der Captain, der Treibstoffwart Corbin und die Techniker Kizzy und
Jenks menschlicher Abstammung sind, wobei man hier noch nach deren Herkunft unterscheiden
muss, gehören zur Crew außerdem die Pilotin Sissix, die zu den reptilienartigen Aandrisk gehört, der
Grum Dr. Koch, der als Arzt und Koch fungiert, der Navigator Ohan, der als
nachtaktives Sianatpaar beschrieben wird und die Künstliche Intelligenz (KI) Lovelace,
kurz Lovey genannt.
Jede Spezies bringt aufgrund seiner Herkunft unterschiedliche
Lebenserfahrungen und auch Ansichten mit, die oft kulturell bedingt sind. Es ist
nicht immer einfach miteinander aus zu kommen und für jeden ein Wohlgefühl an
Bord zu schaffen, beginnend bei der Raumtemperatur hin zu Kleidung und Essen. Becky
Chambers thematisiert diese und andere Probleme und diskutiert sie mit viel Respekt
für jede Lebensform. Die Lösung ist nicht immer die Beste, aber grundsätzlich
die Fairste. Freundschaft, Verständnis und Hilfsbereitschaft stehen dabei im
Vordergrund.
Im folgenden Verlauf nimmt die Crew auf ihrem langen Weg Kontakt
zu weiteren Spezies auf, sei es um Ersatzteile und Essenszutaten zu beschaffen
oder auch mal zum Vergnügen. Auch hier beweist die Autorin viel Einfühlungsvermögen,
denn leider gibt es auch immer wieder Missverständnisse, die ausgeräumt werden
müssen um den Bestand der Galaktischen Union, in dem die verschiedenen Spezies
vereint sind, zu erhalten. Interessant sind auch die Gefühle, die die Lebewesen
zueinander entwickeln. Beispielsweise gibt es eine Art, die ihr Geschlecht im
Laufe des Lebens wechselt, bei einer anderen ist Liebe zwischen ständig
wechselnden Partnern üblich und außerdem entwickelt ein Techniker eine ungewöhnlich
anmutende zarte Bande zur KI an Bord.
Karin Will hatte es sicher nicht leicht, die Beschreibung
all dieser außergewöhnlichen Spezies und ihrer Besonderheiten vor allem in der
Verständigung ins Deutsche zu übersetzen. Es ist ihr sehr gut gelungen und ich
konnte den Ausführungen problemlos folgen und sie mir gut vorstellen.
„Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“
beschreibt dem Leser eine futuristische Welt. Jedoch zeigt die Autorin darin
auch, wie ein respektvolles Zusammenleben in einer Multikulturellen-Gesellschaft
möglich ist, ohne jedoch den Anspruch zu erheben, dass letztlich alle Probleme
gelöst werden können und niemand Ärger macht.
Mit diesem Buch habe ich nach langer Zeit wieder einmal
einen Science-Fiction-Roman gelesen. Ich hoffe nicht nur auf eine Fortsetzung des
Romans, sondern auch darauf, dass wir fremden Kulturen so offen entgegentreten
wie die Crew der Wayfahrer. Meine Leseempfehlung für alle Sci-Fi-Fans!