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Titel: Trümmerkind
Titel: Trümmerkind
Autorin: Mechtild Borrmann
Erscheinungsdatum: 02.11.2016
Verlag: Droemer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Das Buch „Trümmerkind“ von Mechtild Borrmann spielt
teilweise, wie der Titel und das Cover es erahnen lassen, im Hamburg der 1940er
unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg. Ein weiterer Erzählstrang nimmt den Leser in
den letzten Kriegstagen mit in die Uckermark. Doch die Ereignisse von damals
werfen lange Schatten bis in das Jahr 1992.
Die Großeltern der in Köln lebenden, inzwischen 40 Jahre
alten Grundschullehrerin Anna Meerbaum haben in der ehemaligen sowjetischen
Besatzungszone in der Nähe von Templin ein Gutshaus besessen und sind
infolgedessen enteignet worden. Nach dem Mauerfall im Jahr 1991 hat sich die
politische Lage nun erheblich geändert und sie fragt sich, ob sie und ihre
Mutter Anspruch auf Entschädigung für das Haus und das Land in der Uckermark
geltend machen könnten. Ihre Mutter weigert sich über das „Damals“ zu reden. Interessehalber
reist Anna nach Templin und ahnt nicht, welche Steine sie dadurch ins Rollen
bringt.
Im strengen Winter 1946/47 findet der erst 14-jährige Hanno
Dietz auf seiner Suche nach Dingen, die er auf dem Schwarzmarkt verkaufen kann
einen etwas Dreijährigen unweit einer verstorbenen jungen Frau. Der Junge
spricht nicht und kann so keine Auskunft über seine Herkunft geben. Inwieweit
dieser Teil der Geschichte mit den Ereignissen in der Uckermark zusammenhängen,
die die Familie Anquist auf ihrem
Gutshof und der anschließenden Flucht aus der Besatzungszone erleben, erfährt
der Leser erst zum Schluss des Buchs, das sich beinahe wie ein Kriminalroman
liest.
Wieder einmal ist es Mechtild Borrmann gelungen Fiktion und
Realität geschickt miteinander zu verbinden. Ihr Roman basiert auf den
ungeklärten Fallen des sogenannten Trümmermörders. Sowohl die Geschehnisse in
der Vergangenheit als auch die Schilderungen in der Gegenwart sind
nachvollziehbar und schlüssig. Das Schicksal des kleinen Jungen ist berührend.
Der Roman entwickelte nach der Entdeckung des kleinen Jungen eine unglaubliche
Sogwirkung auf mich, weil ich unbedingt wissen wollte, woher er gekommen ist
und warum er ganz allein mitten in Hamburg auf der Straße steht. Aber die Autorin
schaffte es, mich noch eine ganze Weile hinzuhalten. Die Erzählung sprang von
Kapitel zu Kapitel über die drei Zeitebenen und erst ganz allmählich hatte ich
einen Verdacht, der sich immer mehr erhärtete.
In jedem zeitlichen Rahmen hat Mechtild Borrmann Figuren
geschaffen, die in ihre Umgebung passen und den Umständen entsprechen, so dass
ich sie mir gut vorstellen konnte. Dank ordentlicher Recherche hat sie die
Einzelschicksale hervorragend in die geschichtliche Entwicklung eingebunden und
man erfährt am Rand auch etwas über den Alltag der handelnden Personen zu der
jeweiligen Zeit.
Die Autorin hat einen ganz eigenen schnörkellosen, aber dennoch
ergreifenden Erzählstil der mir persönlich sehr gut gefällt. Gerne empfehle ich
das Buch weiter.