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Titel: Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning
Autorin: Julia Claiborne Johnson
Übersetzerinnen: Teja Schwaner und Iris Hansen
Erscheinungstermin: 17.10.2016
Verlag: atb (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
„Willkommen in der unglaublichen Welt des Frank Banning“ ist
Alice Whitley im gleichnamigen Buch von Julia Claiborne Johnson. Sie ist 24,
hat einen Collegeabschluss in Buchhaltung und bildender Kunst, ist technisch
versiert und hat sich mit diversen Jobs weitere Fähigkeiten erworben, unter
anderem hat sie an einer Privatschule unterrichtet. Als Leser lernte ich sie an
der Seite der Titelfigur im Prolog des Romans während einer Fahrt mit dem Bus
kennen. Bereits in diesem kurzen Abschnitt beschreibt die Autorin einige der
Eigenheiten von Julian Francis, kurz Frank genannt und machte mir auf diese Weise
Lust darauf, den 9-jährigen Jungen näher kennenzulernen. Gemeinsam mit Alice ist
er auf dem Weg zum Krankenhaus um seine Mutter, die berühmte Schriftstellerein M.M.Banning,
zu besuchen. Sie wurde dort zur psychiatrischen Beobachtung eingeliefert kurz
nachdem es in ihrem Haus gebrannt hatte. Dieses tragische Ereignis wird auf dem
Cover des Buchs in leichter Form umgesetzt. Doch Frank ist nicht der typische
Skateboarder wie er auf der Rückseite zu finden ist, doch dazu später mehr.
Nur ein einziges Buch hat Mimi unter ihrem Pseudonym M.M. Banning
bisher geschrieben und veröffentlicht. Damit sie ihr Leben und das von Frank weiterhin
finanzieren kann ist es notwendig, dass sie endlich einen zweiten Roman
schreibt. Ihr Verleger unterstützt sie dabei, indem er ihr seine eigene rechte
Hand Alice als Hilfe für Sekretariatsarbeiten aber auch zur Haushaltsführung
und Betreuung ihres Sohnes schickt. Rasch merkt Alice, dass Frank nicht so ist wie
andere Kinder seines Alters. Er hasst T-Shirts und Jeans und kleidet sich
stattdessen in Stoffhosen, Sakkos und Anzügen nach der Mode entsprechender Filmstars.
Immer wieder ist die Rede von Filmen, von denen mir einige bekannt waren. Nach
meinem Geschmack hat die Autorin diesem Thema einen zu großen Raum gegeben. Für
das Zusammenleben mit Frank hat er eigene Regeln aufgestellt. Er darf nicht
ohne vorherige Genehmigung von ihm angefasst werden. Das Gleiche gilt für Dinge
die ihm gehören. Doch manches Mal wirkt er so schutzbedürftig, dass seine
Regeln nicht einfach einzuhalten sind.
Alice ist die Ich-Erzählerin des Romans. Bisher lebte sie in
einer kleinen, spärlich eingerichteten Wohnung in Brooklyn. Das Haus von Mimi und
die Umgebung von Los Angeles bieten ihr eine nie gekannte Freizügigkeit. Doch
sowohl Mimi wie auch Frank stehen ihr zunächst zurückhaltend gegenüber. Auf
Mimi lastet der Druck, ein Buch möglichst bald fertig zu schreiben und Frank
zeigt Anzeichen dafür, dass er seine Mutter vermisst, während sie sich zum
Schreiben in ihr Arbeitszimmer zurückzieht. Insgesamt erschien Mimi mir sehr
kühl im Auftreten und sie ist mit der Erziehung ihres Sohnes und dem gleichzeitigen
Schreiben eines Buchs völlig überfordert. Alice fällt es daher schwer, deren Vertrauen
zu gewinnen und die abneigende Haltung der beiden aufzubrechen.
Mimi und Frank leben zurückgezogen in ihrem Haus, das von
einer Mauer umgeben ist und Frank ist Mimis einziger Lebenssinn. Sie unterstützt
die Exzentrik ihres Sohns unter anderem damit, dass sie ihm die gewünschte
Kleidung kauft und die Einhaltung seiner Regeln unterstützt. Sie agiert in dem
guten Glauben Frank dadurch ein schönes Leben zu gestalten. Warum sie so handelt
wird deutlicher als sie Alice von ihrer eigenen Kindheit und Jugend erzählt.
Frank konnte mit der Zeit meine Sympathie erlangen, denn er
erscheint zwar manchmal neunmalklug, aber er kann genauso charmant auf seine
ganz eigene Art sein. Er ist ein guter Beobachter. Seine auffällige Kleidung
wirkt auf seine Mitschüler befremdend, so dass dies sicher mit ein Grund ist,
dass er keinen Freund hat. Frank liebt enge Räumlichkeiten, eventuell weil sie
ihm Schutz bieten vor erstaunten Blicken von anderen. Durch die faktische
Betrachtungsweise von Frank und der Art wie er diese Fakten wieder gibt kommt
es zu zahlreichen Situationen mit, aus seiner Sicht, ungewolltem Humor. Bewusst
verzichtet Julia Claiborne Johnson Franks offensichtliche Störung zu benennen.
Dadurch unterbleibt eine automatische Stigmatisierung und er hat die
Möglichkeit zwar seine Eigenheiten
auszuleben, aber sich dennoch ohne Einschränkungen seinen zukünftigen Platz im
Leben zu sichern.
Der Roman zeigt auf eindrückliche Weise, dass bereits Kinder
sehr verschiedenartig sind, wir Individualität akzeptieren sollten und durch
diesen Prozess auch lernen können, sie wert zu schätzen. Zum Schluss erwartete
mich als Leser noch eine überraschende Wendung. Frank konnte dadurch nochmals
ein paar Sympathiepunkte bei mir hinzugewinnen. Gerne empfehle ich diese liebevolle,
familiäre Geschichte weiter.