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Donnerstag, 15. Dezember 2016

[Rezension Ingrid] Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning von Julia Claiborne Johnson


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Titel: Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning
Autorin: Julia Claiborne Johnson
Übersetzerinnen: Teja Schwaner und Iris Hansen
Erscheinungstermin: 17.10.2016
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur

„Willkommen in der unglaublichen Welt des Frank Banning“ ist Alice Whitley im gleichnamigen Buch von Julia Claiborne Johnson. Sie ist 24, hat einen Collegeabschluss in Buchhaltung und bildender Kunst, ist technisch versiert und hat sich mit diversen Jobs weitere Fähigkeiten erworben, unter anderem hat sie an einer Privatschule unterrichtet. Als Leser lernte ich sie an der Seite der Titelfigur im Prolog des Romans während einer Fahrt mit dem Bus kennen. Bereits in diesem kurzen Abschnitt beschreibt die Autorin einige der Eigenheiten von Julian Francis, kurz Frank genannt und machte mir auf diese Weise Lust darauf, den 9-jährigen Jungen näher kennenzulernen. Gemeinsam mit Alice ist er auf dem Weg zum Krankenhaus um seine Mutter, die berühmte Schriftstellerein M.M.Banning, zu besuchen. Sie wurde dort zur psychiatrischen Beobachtung eingeliefert kurz nachdem es in ihrem Haus gebrannt hatte. Dieses tragische Ereignis wird auf dem Cover des Buchs in leichter Form umgesetzt. Doch Frank ist nicht der typische Skateboarder wie er auf der Rückseite zu finden ist, doch dazu später mehr.

Nur ein einziges Buch hat Mimi unter ihrem Pseudonym M.M. Banning bisher geschrieben und veröffentlicht. Damit sie ihr Leben und das von Frank weiterhin finanzieren kann ist es notwendig, dass sie endlich einen zweiten Roman schreibt. Ihr Verleger unterstützt sie dabei, indem er ihr seine eigene rechte Hand Alice als Hilfe für Sekretariatsarbeiten aber auch zur Haushaltsführung und Betreuung ihres Sohnes schickt. Rasch merkt Alice, dass Frank nicht so ist wie andere Kinder seines Alters. Er hasst T-Shirts und Jeans und kleidet sich stattdessen in Stoffhosen, Sakkos und Anzügen nach der Mode entsprechender Filmstars. Immer wieder ist die Rede von Filmen, von denen mir einige bekannt waren. Nach meinem Geschmack hat die Autorin diesem Thema einen zu großen Raum gegeben. Für das Zusammenleben mit Frank hat er eigene Regeln aufgestellt. Er darf nicht ohne vorherige Genehmigung von ihm angefasst werden. Das Gleiche gilt für Dinge die ihm gehören. Doch manches Mal wirkt er so schutzbedürftig, dass seine Regeln nicht einfach einzuhalten sind.

Alice ist die Ich-Erzählerin des Romans. Bisher lebte sie in einer kleinen, spärlich eingerichteten Wohnung in Brooklyn. Das Haus von Mimi und die Umgebung von Los Angeles bieten ihr eine nie gekannte Freizügigkeit. Doch sowohl Mimi wie auch Frank stehen ihr zunächst zurückhaltend gegenüber. Auf Mimi lastet der Druck, ein Buch möglichst bald fertig zu schreiben und Frank zeigt Anzeichen dafür, dass er seine Mutter vermisst, während sie sich zum Schreiben in ihr Arbeitszimmer zurückzieht. Insgesamt erschien Mimi mir sehr kühl im Auftreten und sie ist mit der Erziehung ihres Sohnes und dem gleichzeitigen Schreiben eines Buchs völlig überfordert. Alice fällt es daher schwer, deren Vertrauen zu gewinnen und die abneigende Haltung der beiden aufzubrechen.

Mimi und Frank leben zurückgezogen in ihrem Haus, das von einer Mauer umgeben ist und Frank ist Mimis einziger Lebenssinn. Sie unterstützt die Exzentrik ihres Sohns unter anderem damit, dass sie ihm die gewünschte Kleidung kauft und die Einhaltung seiner Regeln unterstützt. Sie agiert in dem guten Glauben Frank dadurch ein schönes Leben zu gestalten. Warum sie so handelt wird deutlicher als sie Alice von ihrer eigenen Kindheit und Jugend erzählt.

Frank konnte mit der Zeit meine Sympathie erlangen, denn er erscheint zwar manchmal neunmalklug, aber er kann genauso charmant auf seine ganz eigene Art sein. Er ist ein guter Beobachter. Seine auffällige Kleidung wirkt auf seine Mitschüler befremdend, so dass dies sicher mit ein Grund ist, dass er keinen Freund hat. Frank liebt enge Räumlichkeiten, eventuell weil sie ihm Schutz bieten vor erstaunten Blicken von anderen. Durch die faktische Betrachtungsweise von Frank und der Art wie er diese Fakten wieder gibt kommt es zu zahlreichen Situationen mit, aus seiner Sicht, ungewolltem Humor. Bewusst verzichtet Julia Claiborne Johnson Franks offensichtliche Störung zu benennen. Dadurch unterbleibt eine automatische Stigmatisierung und er hat die Möglichkeit  zwar seine Eigenheiten auszuleben, aber sich dennoch ohne Einschränkungen seinen zukünftigen Platz im Leben zu sichern.

Der Roman zeigt auf eindrückliche Weise, dass bereits Kinder sehr verschiedenartig sind, wir Individualität akzeptieren sollten und durch diesen Prozess auch lernen können, sie wert zu schätzen. Zum Schluss erwartete mich als Leser noch eine überraschende Wendung. Frank konnte dadurch nochmals ein paar Sympathiepunkte bei mir hinzugewinnen. Gerne empfehle ich diese liebevolle, familiäre Geschichte weiter.