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Stiefkind
Autor: S.K. Tremayne
Übersetzerin: Susanne Wallbaum
Klappenbroschur: 400 Seiten
Erschienen am 1. Dezember 2016
Verlag: Knaur TB
Inhalt
Rachel scheint das große Los gezogen zu haben: Nach nur einem Monat
Beziehung hat sie David geheiratet. Während sie aus einfachen Verhältnissen
stammt, besitzt der erfolgreiche Anwalt ein großes Herrenhaus in Carnhallow,
Cornwall und hat mit Jamie einen Sohn, den sie gleich ins Herz schließt. Rachel
zieht ins Carnhallow House ein und will dort die Restaurationsarbeiten von Davids
verstorbener Frau Nina weiterführen. Doch während David nur am Wochenende da
ist und sonst in London arbeitet und lebt, benimmt sich Jamie immer seltsamer.
Er glaubt, seine Mutter zu sehen, macht seltsame Vorhersagen und teilt Rachel
schließlich mit, dass sie an Weihnachten tot sein wird. Rachel wirft dies
völlig aus der Bahn. Gleichzeitig beginnt sie, die Todesumstände von Nina zu
hinterfragen und stößt auf Ungereimtheiten…
Meinung
Nachdem mich bereits der erste Psychothriller von S.K. Tremayne, „Eisige
Schwestern“, unterhalten konnte, war ich nun gespannt auf die neue Geschichte aus
der Feder des Autors. Der Klappentext versprach erneut ein Familiendrama. Auf
den ersten Seiten wirkt noch alles im Lot, geradezu perfekt. Rachel hat ihren
Mann nach nur vier Wochen Beziehung geheiratet, sie haben eine tolle
Hochzeitsreise erlebt und jetzt zieht sie zu ihm ins Herrenhaus nach Cornwall.
Sie freut sich sehr auf ihr neues Leben an Davids Seite, als Stiefmutter von
Jamie und in Carnhallow Hose. Voller Tatendrang beginnt sie, sich mit dem Thema
Restaurierung auseinanderzusetzen, um eine Aufgabe zu haben.
Nachdem man an Rachels Seite ihr neues idyllisches Leben kurz genießen
durfte, kommt es zu ersten Ungereimtheiten. Immer wieder fühlt sich Rachel in
dem großen Haus unwohl. Doch sie ist fest entschlossen, dort glücklich zu
werden. Das wird ihr durch Jamies zunehmend merkwürdiges Verhalten nicht
leichter gemacht. Warum reagiert er auf Rachel nicht mehr zu ungezwungen wie zu
Beginn? Hat er wirklich seine Mutter gesehen? Rachels beharrliche Nachforschungen
zum Tod Ninas bringen schließlich alles aus dem Lot, denn dieses Thema ist für
David ein absolutes No Go. Immer wieder wandern die Blicke und Gespräche zur nahegelegenen
Morvellan Mine, wo Nina in den Schacht gestürzt und ertrunken ist. Die
Atmosphäre des Buches wurde zunehmend beklemmender.
Im Vorwort erwähnt der Autor, dass das Buch in Gedenken an seine
kornischen Vorfahren entstanden ist. Bei der Lektüre erfährt man so einiges
über die Geschichte der Minen und wie die Leute in so einem abgelegenen Fleck
früher zurechtkamen. Diese interessanten Informationen werden unaufdringlich in
die Story eingebunden, zum Beispiel indem Jamie vom Schulunterricht erzählt
oder Davids an Alzheimer erkrankte Mutter in die Vergangenheit blickt.
Das Vertrauen von Rachel und David zueinander bröckelt allmählich und beide
zeigten zunehmend ihre hässlichen Seiten. Als Leser brannte ich weiterhin auf
Antworten, die nur spärlich geliefert werden. Das Tempo des Buches ist sehr
ruhig und fokussiert sich auf die psychologische Verfassung der Handelnden.
Niemand von ihnen scheint mehr ausgeglichen zu sein und ich fragte mich, zu
welchen Schritten sie einander treiben werden. Die Situation eskaliert
schließlich und dem Leser wird eine Abwärtsspirale geboten, bei dem die bedrückende
Anspannung stetig stieg bis hin zu einem Finale, in dem alles auf dem Spiel
steht. Die Geheimnisse werden schließlich gelüftet und liefern lang erwartete Erklärungen,
mit denen ich allerdings aufgrund ihrer mystischen Komponente nicht hundertprozentig
zufrieden war.
Fazit
„Stiefkind“ ist eine dramatische Geschichte, die in ruhigen Tönen
erzählt wird und beklemmende Einblicke in die psychische Verfassung der
Charaktere gibt. Die Idylle von Rachels perfektem neuen Lebens bröckelt Stück
für Stück. Warum glaubt Jamie, seine Mutter zu sehen? Welche Geheimnisse hüten
Daniel und Rachel? Wer das Debüt des Autors mochte oder sich für die Abgründe
der menschlichen Psyche interessiert, der sollte das Buch unbedingt lesen!