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Titel: Kuckucksland
Titel: Kuckucksland
Autor: Marco Mahler
Erscheinungstermin: 08.11.2017
Verlag: amazonpublishing
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
Vielen Dank an amazonpublishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars
Zwischen 1979 und 1990 wurden Kinder aus Flüchtlingslagern
in Namibia zu ihrer Sicherheit in die frühere DDR gebracht, um dort eine gute Erziehung
zu genießen und um nach ihrer vorgesehenen Rückkehr zur Führungselite zu gehören.
Bezug hat die historische Episode zum Erziehungsverhalten des Kuckucks, der
seine Jungen ebenfalls fremd aufziehen lässt und der daher zum Teil des
Buchtitels „Kuckucksland“ wurde. In diesem Debütroman von Marco Mahler bilden
die damaligen Ereignisse den Hintergrund für die Geschichte eines der
namibischen Kinder das in Deutschland bis zu seinem 12. Lebensjahr aufgewachsen
ist, dann aber aufgrund der Beendigung des Projekts in seine Heimat
zurückgeschickt wurde. Kombiniert hat der Autor das Ganze mit dem Traum des kauzigen
hessischen Rentners Karl.
Nach dem Tod seiner Frau lebt der 71-jährige Karl zwar
seinen Alltag weiter, aber Ziele hat er eigentlich keine. Seine Frau wäre gerne
einmal nach Afrika gereist. Resultierend daraus keimt in ihm der Wunsch einen
Löwen in freier Wildbahn zu sehen. Nach einer Auseinandersetzung mit dem
Ortsvorsteher des Dorfs in dem er wohnt, beschließt er spontan den Traum
Realität werden zu lassen. Ohne weiteren Plan fliegt er nach Namibia und
begegnet dort Timmy, der zur Gruppe der Kinder gehört, die in der DDR
aufwuchsen und inzwischen Mitte Dreißig ist. Timmy lebt von Gelegenheitsjobs
und kleinen Gaunereien. Bald schon erkennt Karl, dass er mit Timmys Hilfe
seinen Traum Wirklichkeit werden lassen kann. Das ungleiche Paar begibt sich
auf eine Suche nach wilden Tieren, nach einem Vater und nach einem Sohn.
Marco Mahler hat in seinem Debütroman zwei sehr
unterschiedliche Charaktere zueinander geführt. Als Leser durfte ich zunächst
Karl kennen lernen, der früher als Journalist bei der örtlichen Zeitung
gearbeitet hat, jedoch von Klatsch und Tratsch gar nichts hält. Doch in seinem Heimatdorf
wird gerne mal nach dem Äußeren geurteilt und danach was jemand bereits einmal
gemacht hat. Änderungen sind dabei grundsätzlich nicht vorgesehen und so ist es
auffällig wenn man sich anders als bisher verhält oder sein Hab und Gut nicht
pflegt. Genau dann setzt das Gerede ein. Für Karl ist der Flug nach Afrika ein
Aufbrechen der Regeln. Doch wie sich natürlich zeigt, kann man seinen Besitz
nicht einfach so zurücklassen und eine Rückkehr ist absehbar, auch bei Karl.
Aber die Erfahrungen und Erinnerungen kann ihm keiner nehmen.
Timmy ist zwar nach seiner Rückkehr nach Namibia im Jahr 1990 wieder von
seiner Familie aufgenommen worden, konnte jedoch die Ansprüche seines Vaters an
seine Person nicht erfüllen. Er sucht die Unabhängigkeit von seiner Familie,
hat aber dazu keine genauen Vorstellungen, da ihm die monetäre Unterstützung
fehlt. Nach einer kurzen heftigen Affäre hat er sein Herz kein weiteres Mal
verschenkt, und geht nur auf gelegentliche Verabredungen ein. Den Job als
Fahrer von Karl dient ihm in erster Linie zum Geldverdienen, wird aber für ihn zu
einer Reise auf der er sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen
muss. Gleichzeitig hat er dabei aber auch die Weichen für seine Zukunft zu
stellen.
Die beiden Charaktere scheuen sich nicht, sich mit ihrem
eigenen Verhalten kritisch auseinanderzusetzen und es zu ändern. Neben amüsanten Situationen enthält das Buch auch Szenen mit Tiefgang. Allerdings
finden sich hier und da abrupte Stimmungswechsel. In wenigen Dialogszenen klingt
der Rückblick auf vergangene Ereignisse recht förmlich. Lange Zeit trägt Timmy
ein Geheimnis mit sich, dass er dem Leser erst am Ende des ersten Teils
offenbart und das im zweiten Teil noch einmal eine gewisse unterschwellige
Spannung erzeugt.
Der Roman liest sich locker und leicht. Den
Landschaftsbeschreibungen Namibias merkt man an, dass der Autor das Land selbst
bereist hat. Ich konnte mir die Gegend, in der die Geschichte spielt, gut
vorstellen. Auch das Beziehungsgeflecht in einem kleinen Dorf ist authentisch
wiedergegeben.
Zwar sind im bisherigen Leben von Karl und Timmy nicht alle
Wünsche in Erfüllung gegangen, doch durch beide lernen voneinander, dass man
die Hoffnung nicht aufgeben sollte. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und
bin gerne mit den beiden gedanklich nach Afrika gereist. Mich hat das Buch gut
unterhalten und ich empfehle es gerne weiter.