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Titel: Statt etwas oder Der letzte Rank
Titel: Statt etwas oder Der letzte Rank
Autor: Martin Walser
Erscheinungstermin: 05.01.2017
Verlag: Rowohlt (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Der Erzähler des Buchs „Statt etwas oder Der letzte Rank“
von Martin Walser bleibt unbenannt, obwohl er sich letztlich manche Namen aneignet.
Vor ihm steht eine leere imaginäre Wand ohne Muster. Ein Rahmen wie auf dem
Cover des Romans wäre noch einengender und zum Glück gibt es ihn nicht. Doch
die Mauer bietet dem Betrachter schon Einhalt, aufhalten kann sie seine
Gedanken jedoch nicht. Er hat gelernt mit der Wand zu leben. Und die Ideen von
Martin Walser finden sich ohne Begrenzung in den Worten der Kapitel wieder.
Das Buch ist als Roman bezeichnet und folgt man der
allgemeinen Wikipedia-Erklärung, dass es sich hierbei um eine „Langform der
schriftlichen Erzählung“ handelt ist das korrekt, aber dennoch ist der Inhalt
mit keinem anderen Roman vergleichbar. Der Ich-Erzähler, der gerne auch zum
gestehenden „Er“ wird, blickt Vielfach auf Erlebtes zurück bei dem er seine
Gefühle in den erinnerten Situationen nicht verbergen kann. Er verfällt in
Behauptungen bei Unsicherheit und offenbart dadurch seine Sensibilität.
Überhaupt hat er selber immer nach der Wahrheit gesucht und sich selbst dahin
gemaßregelt, dass Träumen ausreichend ist. Für ihn scheint es ein lebenslanges
Dilemma zu sein, durch seine Meinung im Fokus zu stehen und doch gleichzeitig
dabei nicht auffallen zu wollen. Sein Leben ist geprägt durch manche
Auseinandersetzung, die nicht alle ohne negative Folgen für ihn geblieben sind.
Ich muss zugeben, dass das Buch erst das zweite ist, das ich
von Martin Walser gelesen habe. Nach einer kurzen Recherche zu seinem
bisherigen Leben im Internet sehe ich so manche Anspielung auf eigene Erlebnisse
des Autors, zumal mich der Erzähler des Romans durch einen entsprechenden
Textpassus darauf hinweist, dass er seine Geschichten gerne in die
Schilderungen Bekannter verpackt. Auch wenn ich leider nicht alle deuten kann,
stelle ich fest, dass seine Aussagen deutlich, bestimmt und ansprechend sind. Sarkasmus
blitzt durch, der bei weiterer Bekanntheit des Autors und seiner Werke sicher
noch amüsanter wäre.
Das im Buchtitel enthaltene und mir antiquiert erscheinende
Wort „Rank“, welches nach einer Erklärung aus dem Deutschen Wörterbuch der
Brüder Grimm als Synonym dem Wort Wendung entspricht gilt hier in zweierlei
Sicht. Einerseits nimmt jedes Kapitel im formlosen Verlauf ungeahnte Drehungen
von der Erzählung zur Lyrik, zur Aufzählung, zum Aphorismus hin zum
Prosagedicht. Andererseits ist es der Schilderer selbst der sich da von Kapitel
zu Kapitel von einem zum anderen dreht und dadurch erreicht, seine Gedanken von
der erdachten Wand zu befreien. Der Erzähler erscheint gefestigt durch seine
Erfahrungen und setzt man ihm den Autor gleich, habe ich als Leser gerne wahrgenommen,
dass das Werken Martin Walsers weitergeht.
Ich habe solch einen Roman noch nicht gelesen und finde ihn
eine Bereicherung der Möglichkeiten schriftstellerischen Ausdrucks, der
allgemein wohl nur von einem bekannteren Autor ernst genommen wird. Ob man das
Buch nun als genial oder verwirrend wahrnimmt mag jedem offen gestellt sein.
Ich persönlich bevorzuge zwar eine gleichförmigere Erzählung, kann mich aber
dem Reiz des vorliegenden Buch nicht gänzlich entziehen.