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Die Terrranauten
Die Terrranauten
Autor: T.C. Boyle
Übersetzer: Dirk van Gunsteren
Hardcover: 608 Seiten
Erschienen am 9. Januar 2017
Verlag: Hanser
Inhalt
Dawn, Ramsay und Linda teilen den gleichen Wunsch: Sie wollen
Terranauten werden und sich für zwei Jahre in der „Ecosphere 2“ einschließen
lassen. In dieser riesigen, von einer Glaskuppel abgeschirmten Anlage soll sich
ein neues, geschlossenes Ökosystem stabilisieren. Während der ersten Mission
wurde die Luftschleuse aber schon nach wenigen Wochen und dann immer wieder
kurz geöffnet. Für die Mission-2-Crew ist deshalb klar: Nicht rein, nichts raus
– zwei Jahre lang bis zum Austausch der Crew. Vier Männer und vier Frauen
lassen sich einschließen. Unter ständiger Beobachtung durch die Organisatoren
und die Öffentlichkeit muss die Crew ökologische, aber auch technische,
menschliche und emotionale Herausforderungen bewältigen.
Meinung
Das Cover fällt durch den Menschen im Raumanzug, der inmitten von Grün
steht, ins Auge. Was hat jemand mit solch einem Anzug in einer so lebendigen
Umgebung zu suchen? Für mich ist es eine gelungene Anspielung auf das
Selbstverständnis der Terranauten, die sich zwar nicht im Raumanzug, aber im
roten Overall in die „Ecosphere 2“ einschließen lassen, um als Pioniere in der
Erforschung eines geschlossenen Ökosystems zu agieren. Ein Traum, der für zwei
der drei Erzählenden bald Wirklichkeit wird.
Das Buch beginnt etwa einen Monat vor dem Einschluss. Man lernt die
drei Protagonisten Dawn, Ramsay und Linda kennen kurz bevor sie erfahren, ob
sie Teil der Crew sind. Dawn und Linda wissen, dass sie für die gleiche
Funktion in Frage kommen und nur eine von ihnen bei dieser zweiten Mission
dabei sein wird. So ist die Enttäuschung bei einer von ihnen natürlich groß,
sie wird weiterhin nur von außen mitarbeiten. Man erhält deshalb ganz
unterschiedliche Eindrücke von den laufenden Vorbereitungen, während der man
sich mit den dreien als Leser vertraut machen kann.
Bald ist es so weit und es kommt zum Einschluss der acht Terranauten,
die außer Licht, Strom und Informationen zwei Jahre lang nichts von außen
erhalten werden. Ich fand es höchst faszinierend, zu beobachten, wie jeder auf
seine Art mit der Situation umgeht und sich arrangiert. Die anfängliche
Aufregung lässt bald nach, und die Crew muss sich mit Hunger, Kakerlaken,
zwischenmenschlichen Spannungen, der ständigen Überwachung, technischen
Problemen noch mehr auseinandersetzen. Der Fokus bleibt auf den beiden
eingeschlossenen Erzählenden. Man lernt sie immer besser kennen, begleitet sie
durch wenige Höhen und viele Tiefen und erlebt mit, wie die Erlebnisse sie als
Menschen nachhaltig prägen.
Auch außerhalb der Glaskuppel geht das Leben weiter. Hier begleitet man
die zurückgestellte Terranautin, die mit der Aussicht darauf, zwei Jahre später
Teil der Mission-3-Crew zu werden, weitermacht. Neid beherrscht ihre Gedanken, wodurch
es auch mal anstrengend wurde, ihre Kapitel zu lesen, doch ich konnte ihre
Gefühle nachvollziehen. Durch sie wird zudem noch deutlicher, wie groß das
Ausmaß der Überwachung und Manipulation ist, mit dem die Organisatoren die
Terranauten steuern wollen. Doch ihnen bleiben letztendlich nur Worte, wenn sie
die Schleuse nicht öffnen wollen. Und nach einem großen Knall will vor allem
ein Terranaut um jeden Preis ihren Kopf durchsetzen.
Das Geschehen „drinnen“ wie „draußen“ konnte mich fesseln. Vor allem
die Dynamiken und Entwicklungen auf der zwischenmenschlichen Ebene fand ich sehr
interessant. Immer tiefer dringt der Leser ins Innenleben der Protagonisten
vor, sodass ich über ihr Handeln zwar den Kopf schütteln musste, doch
gleichzeitig verstand, was sie zu teils drastischen Entscheidungen antreibt.
Voller Neugier erwartete ich den Moment, in dem die Luftschleuse geöffnet wird.
Doch damit ist es nicht vorbei, sondern es wartet die nächste Überraschung, und
so wird die Spannung weiter gehalten bis zu einem recht offenen Ende, das hier
absolut angebracht ist.
Fazit
„Die Terranauten“ erzählt lose basierend auf einer wahren Geschichte
von vier Männern und vier Frauen, die sich für zwei Jahre unter einer
Glaskuppel einsperren lassen wollen, um die Stabilisierung eines geschlossenen
Ökosystems zu erforschen. Die Einblicke ins Innere der Beteiligten und die
zwischenmenschlichen Dynamiken fand ich höchst faszinierend. Immer neue
Zwischenfälle und zu treffende Entscheidungen hielten trotz des eher ruhigen
Tempos die Spannung aufrecht. Ein herausragender Roman, der mich durchweg
begeistern konnte!