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Titel: Cruelty - Ab jetzt kämpfst du allein
Titel: Cruelty - Ab jetzt kämpfst du allein
Autor: Scott Bergstrom
Übersetzterin: Christiane Steen
Erscheinungsdatum: 17.02.2017
Verlag: Rowohlt (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur (Leseexemplar)
Beim Thriller „Cruelty“ von Scott Bergstrom ist der Titel
Programm, denn die Geschichte beinhaltet einige grausam anmutende Szenen. Wer
also Gewaltanwendung bei kriminellen Handlungen nicht mag, für den ist dieses
Buch nicht geeignet. In kräftigem Orange macht nicht nur der Titel auf dem
Cover, sondern auch der in gleicher Farbe eingefärbte Buchschnitt auf sich
Thriller aufmerksam. Diese Farbe habe ich direkt mit Gefahr in Verbindung
gebracht vor der ich gewarnt werden sollte. Auch der düstere Untertitel „Ab
jetzt kämpfst du allein“ erzeugte in mir bereits bei der Betrachtung des Buchs ein
beklemmendes Gefühl.
Gwendolyn Bloom ist 17 Jahre alt und lebt momentan in New
York. Ihre Mutter ist vor zehn Jahren gestorben. Mit ihrem Stiefvater, der als
Politoffizier bei der UN beschäftigt ist, lebt sie irgendwo auf der Welt
jeweils über einen längeren Zeitraum dort, wo er gerade beschäftigt ist. Am Tag
nach seinem Geburtstag fliegt er aus beruflichen Gründen zu einem
Kurzaufenthalt nach Paris. Noch am gleichen Abend stehen plötzlich zwei Special
Agents des Diplomatischen Sicherheitsdienstes vor ihrer Haustür und teilen ihr
das Verschwinden ihres Vaters mit. Erst auf diese Weise erfährt sie, dass er
ein Spion der CIA ist. Weitere Tage vergehen und die rechtschaffene Schwester
ihrer Mutter reist an, um sich um sie zu kümmern. Doch je mehr Zeit vergeht, desto weniger traut
Gwendolyn dem Geheimdienst zu, ihren Vater zu finden. Der einzige Anhaltspunkt
von dem aus sie ihre eigene Suche aufnehmen kann ist ein altes Taschenbuch, das
ihr Vater bei einem Nachbarn kurz vor seiner Abreise deponiert hat. Doch mit
unglaublichem Spürsinn gelingt es ihr, die Fährte aufzunehmen. Ihr Nachbar, früher
selber für einen Geheimdienst tätig, vermittelt ihr einen Kontakt in Paris, der
versucht sie physisch und psychisch auf potentielle Gefahren bei ihrer Suche
vorzubereiten. Doch das was dann folgt hat Gwendolyn nicht in ihren schlimmsten
Träumen vorausgesehen. Es ist eine Welt voller Gewalt zur Durchsetzung eigener
Interessen die aus dem Handel mit Drogen, Menschen und Waffen bestehen.
Das Buch ist im Präsens geschrieben und so kamen mir die
Gefahren in die die Protagonisten gerät noch gegenwärtiger vor. Gwendolyn
verändert sich als recht junger Charakter in der feindlichen Welt der
Geheimdienste sehr schnell. Auch in der Presse erfahre ich immer wieder von
Radikalisierungen Jugendlicher bei denen ich staune, wie rasch das möglich ist.
Scott Bergstrom beschreibt seine Hauptfigur als groß und kräftig. Eher
untypisch für diesen Körperbau trainiert Gwen mehrmals wöchentlich an
Sportgeräten auf hohem Niveau. Es ist also annähernd realistisch, wenn sie sich
nach ihrer Vorbereitung in Paris erwachsenen Männern kämpferisch
entgegenstellt. Sie spricht mehrere Sprachen und steht durch ihre
Auslandsaufenthalte an der Seite ihres Vaters anderen Kulturen sensibel und
offen gegenüber. Auch das Glück und der Zufall kommen ihr bei ihrer Mission
häufiger entgegen. Allerdings fand ich es weniger glaubwürdig, dass sie die
mentale Kraft besitzt den Level der Gewaltanwendung so anhaltend hoch zu halten
und wörtlich über Leichen zu gehen um ihren Vater zu retten, der sie lebenslang
über seine Tätigkeit belogen und immer wieder zu alleinigen Reisen aufgebrochen
ist, ohne für ihre Sicherheit zu sorgen.
Nach einer eher ruhigen Einführung in die Welt von Gwendolyn
beginnt die Spannung mit der Entführung des Vaters. Auch wenn die Protagonistin
im Mittelteil auf der Stelle zu treten scheint, konnte ich eine gewisse
Erwartung auf weiteren Nervenkitzels nicht leugnen und ich wurde nicht enttäuscht.
Zum Schluss bereitete der Autor mir ein furioses Finale. Das Ende deutet auf
eine Fortsetzung hin. Wer mit Gewalt in Thrillern klar kommt und sich die Reife
einer noch jungen Frau vorstellen kann, wird dieses Buch mögen und sich von der
anhaltenden Spannung mitreißen lassen.