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Der Jonas-Komplex
Der Jonas-Komplex
Autor: Thomas Lavinic
Hardcover: 752 Seiten
Erschienen am 10. März 2016
Verlag: S. FISCHER
In „Der Jonas-Komplex“ begleitet der Leser abwechselnd drei
Protagonisten. Zunächst lernt er einen Wiener Schriftsteller kennen, scheinbar
ein fiktives Alter Ego des Autors. Dieser ist mit einer ihm unbekannten Frau im
Bett erwacht und versucht, sich an die vergangene Silvesternacht zu erinnern,
in der er sich bis zum Filmriss betrunken hat. Danach begleitet man ihn bei
weiteren Koks-, Alkohol- und Sexexzessen. In einem zweiten Handlungsstrang wird
die Geschichte von Jonas beschrieben, dessen Freundin Marie mit ihm allein zu
Südpol reisen will. Ruhelos lässt er sich von seinem Freund Tanaka an
verschiedensten Orten der Welt verstecken, um ohne Hilfe zurückzufinden.
Schließlich wird die Geschichte mit der dreizehnjährigen Version des Autors um
eine dritte Perspektive ergänzt. Dieser interessiert sich vor allem für Schach und
muss mit den Stimmungsschwankungen der Frau, bei der er lebt, zurechtkommen.
Diese führt ein exzessives Leben, bringt immer wieder andere Männer mit nach
Hause und untersucht seinen Penis regelmäßig auf Filzläuse.
Ich bin ohne spezielle Erwartungen in die Lektüre, mein erstes Buch des
Autors, gestartet und konnte mich dank des flüssigen Schreibstils schnell in
die Geschichte hineindenken. Die Seiten lesen sich insgesamt rasch weg, das
muss man ihr zugutehalten. Alle drei Protagonisten, denen ich begegnete, sind ruhelos,
auf ihre jeweilige Art auf Sinnsuche und ich habe sie nicht um ihr Leben
beneidet. Nach einer Weile begann ich mich zu fragen, wohin der Autor mit
seiner Geschichte will. Sie scheint keine feste Richtung einzuschlagen, sondern
sich wie die Charaktere von äußeren Impulsen hierhin und dahin treiben zu
lassen. Dabei fand ich es schnell ermüdend, über den Drogentrip des fiktiven
Autors zu lesen. Auch die Leben der anderen Protagonisten konnten mich nicht
fesseln.
Was ich am Buch interessant fand sind die ungewöhnlichen Charaktere, insbesondere
die Nebencharaktere. Da gibt es zum Beispiel Walter, ein Anwalt der Hells
Angels, der nie um einen guten Spruch verlegen ist. Doch aus ihrem Handeln
ergab sich für mich keine geordnete Geschichte. Das über 700 Seiten starke Buch
hätte mich vermutlich noch gelangweilt, wenn es nur halb so dick gewesen wäre. Es
werden sehr viele Themen angesprochen, die zum Nachdenken hätten anregen
können, wären sie nicht untergegangen in dem Strudel aus Koks, Schach und
Herumgeirre, in dem die Charaktere sich befinden. Zum Ende hin geschieht in
Sachen Story doch noch mal einiges, aber das konnte meinen Gesamteindruck des
Buches nicht mehr sonderlich ändern. Von mir gibt es schwache zwei Sterne.
Dieses Buch war wohl einfach nicht mein Fall.