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Das alte Böse
Das alte Böse
Autor: Nicholas Searle
Übersetzer: Jan Schönherr
Hardcover: 368 Seiten
Erschienen am 24. März 2017
Verlag: Kindler
Inhalt
Betty und Roy sind beide über 80 Jahre alt und lernen sich mittels
Online-Dating kennen. Im Nu sind sie zusammengezogen, um sich Gesellschaft zu
leisten, auch wenn Roy hauptsächlich meckert und im Haushalt nicht mithilft,
ganz zum Missfallen von Bettys Enkel Stephen. Doch Betty ist entschlossen, das
Arrangement beizubehalten. Roy hat unterdessen ganz eigene Pläne und zeigt
auffälliges Interesse an Bettys finanzieller Situation. Hat er mit ihr die
richtige Person gewählt?
Meinung
Das Cover des Buches ziert eine Schlange, die in Kombination mit dem
Titel verspricht, dass jemand nichts Gutes im Sinn hat. Die Geschichte startet
ein wenig skurril mit dem Blind Date von Betty und Roy, die sich unter falschen
Namen im Internet kennengelernt haben. Offensichtlich erfüllen sie die
Kriterien des jeweils anderen, denn schon im nächsten Kapitel wohnen sie seit
zwei Monaten zusammen.
Roy ist von Beginn an alles andere als ein sympathischer Zeitgenosse.
Er ist meist mürrisch, starrt jungen Mädchen hinterher und lässt Betty seine
Urinspritzer im Bad wegputzen. Schnell wird außerdem klar, dass er sich
gebrechlicher gibt, als er ist. Will er sich damit nur vor den
Haushaltsaufgaben drücken oder noch etwas anderes erreichen? Gleichzeitig
begann ich mich zu fragen, warum die Betty das mit sich machen lässt. Sie ist
gebildet, hat Witz und kann auch resolut auftreten. Wieso ist sie Roy gegenüber
also so nachsichtig und bereit, mit ihm zusammenzuleben?
Die Geschichte springt bald in die Vergangenheit und man erfährt mehr
über Roys bisheriges Leben. Dabei bestätigt sich der Eindruck, dass er wirklich
kein angenehmer Kerl ist. Mit jedem Kapitel geht es in der Zeit ein Stück
weiter zurück und ich erfuhr von verschiedensten Verbrechen, an denen er
beteiligt gewesen ist. Dabei geht es meist um Betrügereien und Täuschungen, und
mein negatives Bild von ihm wurde immer umfassender.
Zwischen den einzelnen Rückblicken erfährt man in der Gegenwart mehr
über das weitere Zusammenleben der beiden Alten. Roy befragt Betty auffällig
unauffällig zu ihrer finanziellen Situation aus und legt ihr seinen Berater ans
Herz, der dem Leser schon aus der allerersten verbrecherischen Rückblende
bekannt ist. Wird Betty darauf eingehen? Die Kapitel in der Gegenwart waren im
Gegensatz zu den Rückblenden relativ kurz. Ich hätte mir ein etwas
ausgewogeneres Verhältnis gewünscht. Bei der Schilderung von Roys Verbrechen
nimmt der Autor immer viel Anlauf, wodurch sich die Kapitel für mich ein wenig gezogen
haben.
Früh vermutete ich, dass noch irgendeine größere Überraschung auf mich
wartet, und behielt Recht. Die Rückblenden in Roys Vergangenheit werden immer
brisanter und schockierender, sodass die schon bekannten Betrügereien bald
geradezu harmlos wirken. Und auch rund um Betty erlebte ich schließlich eine
große Überraschung. Auf diese wartet man aufgrund zahlreicher Andeutungen von
Beginn an, dennoch entwickelte ich erst kurz vor der Lüftung des Geheimnisses
eine Ahnung, worum es sich drehen könnte. Es kommt zu einer genial angelegten
Wendung, mit der mich der Autor begeistern konnte. Etwas enttäuscht war ich
jedoch von den Konsequenzen. Das Verhältnis von Aufwand und Wirkung passte für
mich nicht ganz und ich hätte insgesamt gern noch mehr darüber erfahren.
Fazit
In „Das alte Böse“ lernen sich Betty und Roy, beide über 80 Jahre alt,
via Online-Dating kennen und ziehen schon bald zusammen. Während Roys Absichten
schnell klar sind und seine abstoßende Vergangenheit immer weiter enthüllt
wird, fragt man sich, warum Betty überhaupt freiwillig mit ihm zusammenlebt. Trotz
kleiner Längen und einem etwas enttäuschenden Schluss hat mich der Aufbau des
Romans, sein schrittweises Annähern an die Wahrheit, sehr gut unterhalten
können. Eine ungewöhnliche und eindringliche Geschichte über Verbrechen in der
Gegenwart und aus alter Vergangenheit.