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Titel: Der Mann, der zu träumen wagte
Titel: Der Mann, der zu träumen wagte
Autor: Graeme Simsion
Übersetzer: Annette Hahn
Erscheinungsdatum: 23.02.2017
Verlag: Krüger, Imprint des S. Fischer Verlags (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
„Der Mann, der zu träumen wagte“ im gleichnamigen Buch von
Graeme Simsion heißt Adam Sharp, ist Jahrgang 1963 und wohnt als IT-Berater in
London. Vor 22 Jahren war er in Melbourne/Australien eine Zeit mit der
Schauspielerin Angelina Brown liiert, während er für seinen Arbeitgeber einen
Auftrag dort vor Ort zu erledigen hatte. Doch Bedenken auf beiden Seiten für
eine feste Bindung führten zum Ende der Beziehung. Vergessen hat er sie nie.
Eines Tages sitzt er zu Recherchezwecken vor seinem Computer
als er eine E-Mail erhält. Es ist nur ein schlichter einsilbiger Gruß, aber er
ist von Angelina. Inzwischen lebt Adam seit vielen Jahren mit seiner Freundin
Claire zusammen. Beide sind durch ihre Berufe stark eingebunden und haben unter
anderem dadurch ihre Differenzen. Die E-Mail gibt Adam jetzt die Möglichkeit
den Kontakt wieder aufleben zu lassen. Er zögert mit einer Antwort, macht sich
Gedanken darüber, warum sie ihm geschrieben hat. Schließlich antwortet er ihr.
Erinnerungen werden wach bei ihm und eine gewisse Melancholie über die damalige
Trennung. Dann schreibt Angelina ihm von ihrem bevorstehenden Urlaub, den sie
gemeinsam mit ihrem Ehemann im eigenen Ferienhaus in Frankreich verbringen wird
und lädt ihn dazu ein! Wie wird Angelina nach so langer Zeit auf ihn reagieren?
Wäre es möglich ihre Liebe von damals nicht nur auf- sondern auch weiterleben
zu lassen? Träumen darf man, aber wie viel ist Adam bereit, für seinen Traum
aufzugeben?
Adam stammt aus einer zerrütteten Ehe, daher hat er
Bindungsängste. Er selbst spielt leidenschaftlich gern Klavier, obwohl sein
strenger Vater ihn früher zum Üben anhalten musste. Ich vermute, dass der
Graeme Simsion ein großer Musikfan ist, denn der ganze Roman ist mit Musik
durchzogen. Für jede Situation kennt der Protagonist einen Song. Bedeutsam
dafür ist auch, dass er Angelina in einer Bar kennengelernt hat, während er
dort Klavier spielte. Adam erscheint manchmal unsicher, aber in der Musik kann
er seine Gefühle ausdrücken. Die Idee der Einbindung von Musik in eine Geschichte
finde ich grundsätzlich interessant. Am Ende des Buchs hat der Autor eine
Playlist zusammengestellt. Einige der Lieder kenne ich, leider aber nicht alle.
Und so konnte ich manchmal die damit verbundenen Empfindungen leider nicht
nachvollziehen.
An den beiden vorigen Romanen von Graeme Simsion habe ich
vor allem die amüsanten Situationen geschätzt, die durch die Auslegung bestimmten Verhaltens
durch den Protagonisten entstanden. Diese vergnüglichen Szenen habe ich hier
vermisst. Adam Sharp ist ein durch sein Elternhaus geprägter Charakter, der betrübt
darüber ist den Möglichkeiten die das Leben ihm bisher geboten hat, nicht
nachgekommen zu sein. Dabei zweifelt er, ob sie die bessere Wahl gewesen wären.
Bei der ihm nun dargebotenen Chance lebt er seine Gefühle auf eine solche Weise
aus, die moralisch anzuzweifeln ist. Mir ist die Figur dadurch auch nicht nahe
gekommen genauso wenig wie Angelina. Dennoch muss ich dem Roman eine geschickte
Konstruktion zuschreiben, verbunden mit einem leicht und gut lesbaren
Schreibstil. Durch die Erzählung in der Ich-Form des Protagonisten verbleibt
der Leser an der Seite von Adam, erfährt dessen Gedanken und kann sich so selbst
ein Urteil über sein Verhalten bilden.
„Der Mann, der zu träumen wagte“ ist ein romantisch
geschriebener Roman über zwei Menschen, die sich nach Jahren wiedersehen und
sich über das Ausleben ihrer Gefühle und den Konsequenzen daraus klar werden
müssen.