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Sonntag, 9. April 2017

Bericht über den Besuch der Lesung von Karine Lambert am 06.04.2017 in Köln

v.l.n.r. Ulrike Kriener, Karine Lambert und Angela Spitzig

Der Einladung des Diana Verlags, für die ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte, zur Lesung von Karine Lambert, der belgischen Autorin des Buchs „Und jetzt lass uns tanzen“, bin ich gerne gefolgt. Sie fand am Donnerstag, den 06.04.2017 in der Mayerschen Buchhandlung am Neumarkt in Köln statt. Ich habe das Buch bereits gelesen, meine Rezension dazu findet ihr unter folgendem Link: KLICK!

Andrea Bernauer von der Mayerschen begrüßte als Gäste an diesem Abend neben der Autorin auch die Schauspielerin Ulrike Kriener, die die deutschen Textpassagen las, und Angela Spizig als Moderatorin. „Und jetzt lass uns tanzen“ ist für Frau Bernauer ein „Buchhändlerbuch“, das wäre eher selten, sagte sie. Aber dieser Roman hätte sie bereits nach den ersten Sätzen in den Bann gezogen. An dieser Stelle verriet sie auch, dass der erste Roman der Autorin jetzt übersetzt und bald in Deutschland erscheinen wird.
Andrea Bernauer/Mayersche Köln Neumarkt bei ihrer Begrüßung

Nachdem Frau Kriener, Frau Lambert und Frau Spizig am Lesungspult Platz genommen hatten, begrüßte Angela Spizig, die langjährige frühere Bürgermeisterin von Köln und vielfache Literaturmoderatorin,  die Anwesenden, darunter Doris Schuck als Vertreterin des Diana Verlags und die Übersetzerin des Buchs Pauline Kurbasik. Sie erklärte kurz, dass es für die Autorin ein ungewohnter Abend wäre, denn in Belgien und Frankreich kennt man diese Form der abendfüllenden Lesungen nicht. 
v.l.n.r. Ulrike Kriener, Karine Lambert und Angela Spitzig

Zunächst stellte Frau Spizig Ulrike Kriener vor. Frau Kriener sucht für ihre Rollen, in denen sie ältere Frauen spielt, in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis danach, wie man sich altersgemäß verhält. Das Äußere wird von der Maske durch entsprechende Schminke und Utensilien hergerichtet. Doch im Grunde genommen geht es vor der Kamera und auch im Buch immer um eins: den Emotionen. Ulrike Kriener hat für ihre Leistungen schon viele Preise entgegen genommen. Auf die Frage, welcher ihr der Liebste ist, antwortete sie, dass ihr bisher zwei besonders wichtig gewesen sind. Einerseits der „Grimme-Preis“, weil er ihr erster war und ein unabhängiger Preis ist und andererseits der „Rencontre internationale“, weil er ihr die Bestätigung gebracht hat, auch international erfolgreich sein zu können.

Anschließend kam die Moderatorin wieder auf den Roman zurück und fragte Karine Lambert, die hauptberuflich als Fotografin arbeitet, warum sie die Handlung in den feinen französischen Pariser Vorort Maison-Lafitte gelegt hat. Frau Lambert antwortete, dass es dafür keinen besonderen Grund gibt, die Romanhandlung könnte in Belgien oder Frankreich spielen. Wichtig war ihr, dass der Ehemann der Protagonistin etwas „steif“ wirken sollte. Sie schreibt so wie es ihr selbst am besten gefällt. Beim Schreiben denkt sie nicht daran, für wen sie schreibt. Auf das Thema der Liebe im Alter ist sie durch die Mutter einer Freundin gekommen, deren Mann verstorben war. Ein Jahr später hat sie sie wieder getroffen und den Glanz in ihren Augen bemerkt. Sie war glücklich verliebt.

Ulrike Kriener hat an diesem Abend drei Abschnitte vorgelesen. Sie stellte uns dabei die beiden Protagonisten des Romans Marguerite und Marcel vor und las die Stelle im Buch an der die beiden sich kennen gelernt haben. Frau Kriener wirkte sehr souverän, während die Autorin zunächst auf mich einen angespannten Eindruck machte, der sich mit der Zeit aber gegeben hat. Bevor Frau Kriener die deutsche Übersetzung der ersten Textpassage vorgelesen hat, konnten wir einige Seiten des Originals in Französisch genießen, die Karine Lambert selbst vortrug.

Der ihr eigene Humor, der im Buch zu finden ist, blitzte bei den zahlreichen Antworten auf die Fragen der Moderatorin immer wieder durch. Karine Lambert gab auf die Frage von Angela Spizig, wie lange sie an dem Roman geschrieben hat eine etwas mysteriöse Antwort: ein Leben, ein Monat und eine Sekunde. Auf Nachfrage erklärte sie dann, dass sie zunächst zum Thema gesammelt hat, dass dann ein Funken dieses „Holz“ in Brand setzte und sie dann nachlegen musste, womit sie ihre Recherchearbeiten meinte.

Frau Spitzig interessierte sich dafür, wie sie denn zum Thema recherchiert hätte, denn ihr kämen nur die 3 K in den Sinn „Kaffeefahrt, Kur und Kegeltour“ auf denen sie ältere Menschen kennenlernen könnte. Frau Lamberts Recherchen waren sehr unterschiedlicher Art vom Nachschlagen im Wörterbuch unter „alt“ bis hin zu Interviews. Sie wollte dazu nicht genauer werden. Von Bedeutung waren ihr dabei, diskret vorzugehen und ihre Interviewpartner nicht zu brüskieren.
Angela Spitzig (re.) zeigt die Aufmachung der französischen Taschenbuchausgabe (in ihrer rechten Hand)
 im Vergleich zur französischen Originalausgabe und der deutschen Ausgabe (links und rechts in ihrer linken Hand), links im Bild Karine Lambert

Wenn man sich mit anderen Kulturen beschäftigt, bemerkt man, dass dort durchaus die Älteren im Ansehen steigen, doch hier bei uns in Europa ist das nicht so, da macht das Alter der betreffenden Person  eher Angst, merkte Angela Spizig an. Karine Lambert war bei ihrer Recherche nicht immer nur erfreut. Einmal hat sie von einem Freund erfahren, dass in einem Altersheim in Belgien ein offener Umgang der Bewohner durch das Abschließen der Zimmertüren unterbunden wurde. Solche Erlebnisse wollte sie für ihre Figuren nicht. Sie sieht das Alter als Abenteuer für Körper, Geist und Seele. Mit ihren Protagonisten Marguerite und Marcel hat sie zwei Personen geschaffen, die sehr unterschiedlich sind und sich in ihrem Wohnviertel bei einer zufälligen Begegnung nicht einmal angeschaut hätten. Sie findet, dass sich die Leute um jemanden herum zu viel einmischen. Lust und Leidenschaft älterer Menschen sind für die Jüngeren ungewöhnlich. Sie hofft, dass ihr Buch ansteckend wirken wird. Für sie gibt es keine Altersgrenze sich zu lieben. An dieser Stelle setzte sie ein deutliches „NON“ zu einem Limit.

Karine Lambert waren Bücher von Beginn an lebenswichtig. Durch sie konnte sie in tausend andere Leben reinschauen. Sie wollte schon mit acht Jahren schreiben und nichts hat sie daran gehindert außer dem Funken der dazu fehlte. Mit ihrem ersten Buch, das sie vor drei Jahren geschrieben hat, hat sie sich ihren Kindheitstraum erfüllt und sie findet es immer noch unwirklich, dass sie nun so viel Erfolg mit ihren Büchern hat. Die Idee zu ihrem ersten Buch hat ihr die Begegnung mit einer Frau gebracht, die 25 Jahre auf Männer verzichtet hat. Nachdem ihr Roman ein Erfolg wurde hat sie diese Frau nach einem Jahr nochmals aufgesucht, um ihr davon zu berichten. Sie lebte inzwischen in einer festen Beziehung mit einem Mann.

Frau Sinzig erwähnte, dass 60% aller Autoren bereits nach ihrem ersten Roman aufgrund des hohen Erfolgsdrucks der auf ihnen lastet aufgeben und wollte von Frau Lambert wissen, ob es ihr schwer gefallen sei „Und jetzt lass uns tanzen“ zu schreiben. Diese antwortete ihr, dass die vorliegende Geschichte eigentlich der dritte Roman ist. Die zweite Erzählung fand sie nicht so gut gelungen und hat sie für eine spätere Bearbeitung in eine Schublade gelegt. Doch gleich am nächsten Tag hat sie weiter geschrieben und inzwischen arbeitet sie an einem weiteren Werk. Dazu verriet sie, dass die Hauptfigur ein 35-Jähriger ist, der in seinen Grundfesten erschüttert, zu sich selber finden muss.

Für ihre Bücher schreibt sie etwa zehn Seiten fest definierte Charaktere, bei den Handlungen lässt sie sich mehr Spielraum. Sie hat keine Sorge um neue Ideen. Interessant war es auch zu erfahren, dass von ihrem ersten Buch jetzt eine Theaterversion vorliegt. Ihr erstes Buch wird wieder von Pauline Kurbasik übersetzt werden, die bereits in „Und jetzt lass uns tanzen“ den besonderen Humor von Karine Lambert hervorragend ins Deutsche übertragen hat. Es trägt den Titel „Das Haus der Frauen, die auf Männer verzichtet haben“ und erscheint im Oktober 2017 im Diana Verlag.

Angela Spitzig wünschte zum Abschluss des Abends der Autorin, dass sie ihr Alter in den Armen eines Mannes verbringen kann, viel Erfolg für ihre Bücher und viele Leser. Auch ich möchte mich für diesen gelungenen Abend herzlich bei den Beteiligten bedanken und schließe mich den Wünschen der Moderatorin gerne an.
v.l.n.r. Karine Lambert, Angela Spitzig und ich (Ingrid Eßer von buchsichten.de)

Im Anschluss an die Lesung hatte ich die Möglichkeit mir mein Buch und das Signierbuch unseres Blogs signieren zu lassen. Schaut einmal, was Karine Lambert mir hinein geschrieben hat: 

Ich hoffe, euch hat mein Bericht gefallen und vielleicht habt ihr Lust bekommen, einmal eine Lesung der Autorin zu besuchen. Im Moment sind mir leider keine aktuellen Termine dazu bekannt.

(Text: Ingrid Eßer, Fotos: I. und J. Eßer)