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Der Kuss der Lüge
Autorin: Mary E. Pearson
Übersetzerin: Barabara Imgrund
Hardcover: 559 Seiten
Erschienen am 16. Februar 2017
Verlag: ONE (Bastei Lübbe)
Inhalt
Arabella Celestine Idris Jezelina ist die Erste Tochter des Hauses
Morrighan und damit eine Prinzessin. Doch während ihre Brüder und Schwestern
selbst wählen dürfen, wen sie heiraten wollen, wurde für sie eine Ehe mit dem
Prinzen des Königreichs Dalbreck arrangiert. Auch wenn die Prinzessin, die am
liebsten nur Lia genannt wird, nicht über die sogenannte Gabe verfügt, ist die
Hochzeit doch wichtig für ein Bündnis der Reiche gegen das barbarische Venda.
Doch Lia ist nicht bereit, ihr Schicksal hinzunehmen. Am Tag ihrer Hochzeit
flieht sie zusammen mit ihrer Dienerin und Freundin Pauline aufs Land, wo die
beiden Arbeit in einem Gasthof erhalten. Lia wähnt sich in Sicherheit. Sie ahnt
nicht, dass ihr zwei Personen dicht auf den Fersen sind. Der eine ist der Prinz.
Der andere ein Attentäter…
Meinung
Das Cover von „Der Kuss der Lüge“ zeigt ein vom Betrachter abgewandtes
Mädchen. Im Hintergrund sind zwei Männer zu sehen. Auch wenn ich die Farben
fast schon zu düster finde vermittelte mir das Cover einen guten ersten
Eindruck von Lia und den beiden Männern, die ihr auf den Fersen sind. Das Buch
beginnt am Tag von Lias Heirat mit einem Mann, den sie noch nie zuvor gesehen
hat. Sie muss lange Zeremonien über sich ergehen lassen und ihre Eltern
erinnern sie immer wieder daran, dass sie mit der Heirat dem Königreich einen
Dienst erweist. Schon nach wenigen Seiten befand sie sich auf schon auf der
Flucht vor dieser für sie angedachten Bestimmung.
Lia lernte ich als wild entschlossen kennen, den Zwängen und
Traditionen zu entkommen und ein normales Leben zu führen. Ich bewunderte ihren
Mut, sich so offen gegen ihre mächtige Familie zu stellen. Gleichzeitig fand
ich es aber auch naiv, dass sie denkt, sie könne wirklich in einem Gasthof
arbeiten und nicht erkannt werden. Kein Wunder, dass der Prinz und der
Attentäter sie in kürzester Zeit finden. Obwohl die beiden sich reichlich
merkwürdig verhalten, kommt Lia nicht auf die Idee, dass sie wegen ihr gekommen
sind.
Der besondere Reiz dieses Buches ist, dass man lange nicht weiß, wer
der Prinz ist und wer der Attentäter, denn beide begegnen Lia zeitgleich. Kurze
Kapitel aus der Sicht der beiden geben Einblick in ihre höchst
unterschiedlichen Gedankengänge, und trotzdem fällt es schwer, diese den
Handelnden zuzuordnen. Auch wenn meine erste Vermutung sich im Nachhinein als
richtig entpuppte, geriet ich immer wieder ins Zweifeln. Lias Beziehung zu
beiden Männern intensiviert sich zunehmend und ich war neugierig, wohin das
führen wird. Es kommt zu einigen romantischen, unterhaltsamen, aber auch
dramatischen Szenen. Insgesamt wurde die ganze Situation aber sehr in die Länge
gezogen, sodass der Reiz irgendwann verloren ging und ich mich zu langweilen
begann.
Nach 350 Seiten kam endlich wieder Schwung in die Geschichte und die
Spannung stieg schlagartig an. Identitäten werden enthüllt und Lia befindet
sich in einer verzwickten und gefährlichen Situation, in der sie zeigen muss,
was wirklich in ihr steckt. Dabei macht sie eine tolle Entwicklung durch, sie
gewinnt an Stärke und verliert an Naivität. In die Geschichte kommt
buchstäblich Bewegung und ich fand es interessant, die Welt, in der Lia lebt,
besser kennenzulernen. Allmählich erhielt ich einen Überblick über die
verschiedenen Bevölkerungsgruppen und die politische Situation. Gleichzeitig
bleibt das Buch emotional, denn verzweifelte und hoffnungsvolle Momente folgen
rasch aufeinander. Das letzte Buchdrittel hat mir deshalb mit Abstand am Besten
gefallen. Diesen ersten Band der Reihe rundet schließlich eine Szene ab, die
eine Überraschung bietet, Spannung verspricht und meine Neugier auf die
Fortsetzung wecken konnte.
Fazit
„Der Kuss der Lüge“ erzählt die Geschichte von Lia, die ihrem Leben als
Prinzessin am Tag ihrer arrangierten Heirat entflieht und sich in einem kleinen
Dorf ein normales Leben aufbauen will. Doch der Prinz und ein Attentätet sind
ihre schon auf den Fersen, sodass der Leser eine emotionale und gleichzeitig
spannende Geschichte erlebt. Nach einigen Längen schöpft die Geschichte ihr
Potential zunehmend aus und konnte mich immer besser unterhalten. Ich vergebe
knappe vier Sterne und freue mich auf den zweiten Teil, in dem die Geschichte
sich hoffentlich weiter steigern kann!