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Das Glück hat vier Farben
Das Glück hat vier Farben
Autorin: Lisa Moore
Übersetzerin: Maren Illinger
Hardcover: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer
Inhalt
Flannery ist sechzehn Jahre alt und in Tyrone verliebt, seit sie denken
kann. Als Kinder haben sie vieles gemeinsam unternommen, doch dann ist er
weggezogen. Nun gehen sie beide wieder auf die gleiche Schule. Aus Tyrone ist
ein Rebell geworden, der Graffitis sprüht und ständig die Schule schwänzt. Für
ein Schulprojekt müssen die beiden gemeinsam ein Produkt entwickelt. Tyrone
schlägt Liebestränke vor und verschwindet dann wieder tagelang. Wird er
Flannery helfen? Unterdessen hat ihre beste Freundin Amber einen neuen Freund
und entfernt sich zunehmend von ihr. Und ihre Mutter gibt das wenige Geld, das
sie als Sozialhilfeempfängerin hat, lieber für Spielzeug für ihren Sohn aus als
für die Stromrechnung und Flannerys Schulbücher. Kann Flannery in diesem Chaos
für sich selbst einstehen?
Meinung
Das Cover und der Titel des Buches spielen auf die Liebestränke an, die
Flannery und Tyrone für ihr BWL-Projekt entwickeln. Zu Beginn des Buches lernt
man Flannery kennen, welche die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt und
dem Leser zunächst einen groben Überblick über ihr Leben gibt. Da gibt es ihre
große Liebe Tyrone, der fast nie in der Schule ist und sie kaum beachtet; ihre
beste Freundin Amber, für die Schwimmen wichtiger ist als Schule; ihre
alleinerziehende Künstler-Mutter, die nicht mit Geld umgehen kann und ihren
kleinen Bruder Felix, auf den Flannery ständig aufpassen muss. Alles in allem
hat Flannery kein perfektes Leben, aber sie hat sich damit arrangiert und
Menschen, die zu ihr stehen.
Schon nach kurzer Zeit geraten die Dinge in Bewegung. Nach wenigen
Seiten wird Tyrone Flannerys Partner für das BWL-Projekt. Endlich eine Chance,
mehr Zeit mit ihm zu verbringen! Auch Amber wird ihrem Schwarm zugelost, mit
dem sie kurz darauf zusammen kommt. Nun will sie aber lieber Zeit mit ihm und
den Freundinnen seiner Bandkollegen verbringen als mit Flannery. Und auch dass
ihre Mutter gerade wieder absolut pleite ist macht die Situation nicht
einfacher. Flannery muss lernen, für sich selbst einzustehen und zu
entscheiden, in welche Dinge es sich lohnt, Energie zu stecken.
Die Autorin setzt viele Rückblenden ein. In diesen erinnert sich
Flannery meist an ihre Kindheit, sodass man als Leser die Beziehung zu ihrer
Mutter, Amber und Tyrone besser verstehen konnte. Allerdings sind Flannerys
Gedankengänge nicht sonderlich geordnet, sodass ich manchmal verwirrt war, und
sie holt weit aus. Außerdem werden wichtige Fakten vertauscht, zum Beispiel ist
Tyrone erst am gleichen Tag geboren und plötzlich zehn, während Flannery neun
ist.
Auch in der Gegenwart grübelt Flannery viel und setzt sich mit ihrer
Situation auseinander. Zum einen beschäftigt sie ihre Schwärmerei und die
Probleme mit der besten Freundin. Ich muss zugeben, dass ich weder Tyrone noch
Amber sonderlich sympathisch fand. Sie sind beide sehr egozentrische Personen,
die Flannery in wichtigen Momenten im Stich lassen. Zum anderen wird das Thema
Armut angesprochen. Ich fand es zwar merkwürdig, dass Flannery sich gar nicht
damit beschäftigt, ob sie mit einem Aushilfsjob ein wenig eigenes Geld
verdienen könnte. Doch sie gibt emotionale Einblicke, wie sie sich fühlt, wenn
ihre Mutter ihr nicht mal ein Biobuch kaufen kann, die mich nachdenklich
stimmten.
Die Geschichte entwickelt sich anders, als ich es zu Beginn erwartet
hätte. Das fand ich sehr gut, denn viele Klischees werden damit nicht erfüllt.
Die Atmosphäre wird zunehmend bedrückend und zeigt, dass manchmal eben nicht
alles so läuft, wie man es gerne hätte. Trotz der Masse an kritischen
Situationen in kürzester Zeit fand ich die Entwicklung der Charaktere
authentisch. Die Entwicklungen rund um den Liebestrank fand ich witzig, sie
lockern die Stimmung zwischendurch wieder auf. Das Ende ist schließlich
definitiv kein rosa Zuckerguss, es rundet die Geschichte versöhnlich und stimmig
ab.
Fazit
„Das Glück hat vier Farben“ ist eine Coming of Age Story, in der die
sechzehnjährige Flannery gemeinsam mit ihrem Schwarm Liebestränke für ein
Schulprojekt entwickeln will. Doch der lässt sich nur selten in der Schule
blicken, ihre Freundin hat kaum mehr Zeit für sie und ihre alleinerziehende
Mutter ist wieder völlig pleite. Die Geschichte bedient keine Klischees,
sondern spricht wichtige Themen an. Ich empfehle das Buch an Jugendliche
weiter, die Lust auf eine Geschichte haben, in der einige Dinge anders verlaufen
als gedacht.