*Werbung*
Titel: Jeder Tag kann der Schönste in deinem Leben werden
Titel: Jeder Tag kann der Schönste in deinem Leben werden
Autorin: Emily Barr
Übersetzerin: Maria Poets
Erscheinungsdatum: 23.03.2017
Verlag: FJB (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Der Titel des Buchs „Jeder Tag kann der Schönste in deinem
Leben werden“ von Emily Barr ist für die 17-jährige Protagonistin Flora Banks
Programm, denn in ihrem 10. Lebensjahr hat eine anterograde Amnesie, die durch ein Ereignis eingetreten ist bei dem ihr Gehirn so
geschädigt wurde, dass sie alltägliche Dinge spätestens beim Aufwachen wieder
vergessen hat. Manches kann sie sich sogar nur für Stunden merken. Wer das
wunderschön gestaltete Cover mit seinen Ranken und der glänzenden erhabenen
Schrift anschaut, wundert sich über einen Elch in der Mitte links und ein
Flugzeug auf der rechten Seite. Sie stehen symbolisch für das Abenteuer, das
Flora in diesem YA-Roman erlebt und dabei über sich selbst hinauswächst.
Alles, was sich vor der Amnesie ereignet
hat, vergisst Flora nicht. Für die Sachen, die sie im täglichen Leben wissen
muss, beschreibt sie ihre Arme und Hände, Zettel und Notizbücher, manchmal
macht sie ein Foto mit ihrem Handy. Sie hat es wirklich nicht einfach; so zu
leben wünscht man sich nicht. Doch dann hat sie nach einer Party ein neues, nie
dagewesenes Erlebnis. Sie wird von dem
19-jährigen Drake in einer romantischen Situation geküsst. Und es passiert für
sie das Unmögliche: sie kann sich am nächsten Tag daran erinnern! Auch an das
Gespräch mit ihm. Doch Drake hat sich gerade von ihrer besten Freundin getrennt
und wird zukünftig auf Spitzbergen/Norwegen studieren. Als ihr in Paris lebender
Bruder dringend die Hilfe ihrer Eltern benötigt und sie allein zu Hause bleibt,
sieht sie endlich die Chance aus dem ihr von ihren Eltern gesetzten Rahmen
auszubrechen und alleine zu entscheiden, was sie tun und lassen möchte. Der
Kuss lässt sie nicht ruhen und sie beschließt, Drake zu suchen.
Die 17-jährige Flora verharrt wissensmäßig auf dem Stand
einer 10-Jährigen. Jede neue Erkenntnis, jede neue Erfahrung ist bereits nach
wenigen Stunden nicht mehr abrufbar. Sie legt sich ihre Notizen sichtbar hin,
um daran erinnert zu werden, dass es diese gibt. Eigentlich müsste sie
stundenlang darüber nachlesen, was sie in den letzten Jahren gelernt und erlebt
hat. Das geht natürlich nicht und so beschränkt sie sich auf das Wesentliche. Der
Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben. So konnte ich durch die etlichen
Wiederholungen, die Flora jeden Tag durchliest, um sich ihr Wissen mühsam
erneut zu erarbeiten ein wenig davon ahnen, wie schrecklich es für sie jedes
Mal sein muss, ihr Umfeld neu kennen zu lernen. Und dennoch konnte ich es kaum
nachzuvollziehen, denn an das, was mich bereits anfing zu langweilen, konnte Flora
sich ja jedes Mal nicht erinnern.
Flora kleidet sich meistens wie ein Kind und äußert sich
entsprechend, ihr Tun wirkt auf andere häufig befremdlich. Sie selbst ist sich
dessen bewusst und nichts liegt ihr mehr am Herzen als so zu sein wie
Gleichaltrige. Im Buch wird ihre Pubertät nicht thematisiert, doch ihre Reize
bleiben nicht verborgen und es prickelt und kribbelt in ihr als sie mit Drake allein
ist. Von Drake geht für sie keine Gefahr aus, denn sie hat festgestellt, dass
er sie schon eine Weile kennen muss. Weil sie sich am nächsten Tag auch an das
Gespräch mit ihm erinnert sieht sie die Möglichkeit, dass sie sich an noch mehr
erinnern wird und ihr Leben sich demzufolge ändert. Diese Chance ist es ihr
Wert, ihn zu suchen um die Beziehung fortzusetzen, weil sie ihn für ihren
Glückritter hält.
Die Autorin stellt die Liebesromanze zwischen Flora und
Drake bei ihrer Erzählung in den Vordergrund. Dahinter zurück tritt das Verhältnis
von Flora zu ihren Eltern, die bewusst das Verhalten ihrer Tochter in den
vergangenen Jahren nach eigenem Willen geleitet haben. Für mich war es
schwierig, trotz der Probleme der Mutter, dafür Verständnis aufzubringen. Flora
hätte sicher durch weiteren Zugang zu sozialen Medien mehr Möglichkeiten gehabt,
sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Zum Glück hat sie ihre Freundin Paige,
die sie seit dem Kindergarten kennt. Aber auch in diese Freundschaft mischt
sich ein Erwachsener ein. Floras ganz großer Rückhalt ist ihr Bruder, erst zum
Ende des Buchs begreift sie und damit auch ich als Leser welche große Rolle er
seit der Erkrankung für sie gespielt hat.
„Sei mutig“ liest Flora jeden Tag eintätowiert auf ihrer
Hand. Wie wichtig der Mut für sie ist, um eingefahrene Gleise zu durchbrechen und Grenzen zu
überschreiten liest man in dieser Geschichte. Emily Barr erzählt sehr emotional
und neben der Faszination für die Kraft, die Flora aufbringt um mit ihrer
Einschränkung zu leben, war ich gespannt darauf, ob es ihr gelingen wird, Drake in Spitzbergen zu finden
und ob er sie wirklich liebt. Das Ende konnte manche meiner offenen Frage
beantworten und ließ mich erneut staunen, was alles in Flora steckt.
„Jeder Tag kann der Schönste n deinem Leben werden“ ist eine
ungewöhnliche Liebesgeschichte mit einer beherzten Protagonistin, die mir
sympathisch wurde. Der Autorin ist es gelungen, einige Charaktere so zu
zeichnen, dass man bis zum Schluss nicht weiß, ob sie es gut mit Flora meinen
oder nicht. Ich habe Flora gerne auf ihrer Reise begleitet, die für mich gefühlsmäßig
ein Abenteuer war. Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung.
Die Rezension von Hanna zum Buch findet ihr hier: KLICK!