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Donnerstag, 4. Mai 2017

[Rezension Ingrid] Alle Vögel unter dem Himmel von Charlie Jane Anders


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Titel: Alle Vögel unter dem Himmel
Autorin: Charlie Jane Anders
Übersetzerin: Sophie Zeitz
Erscheinungsdatum: 23.03.2017
Verlag: Fischer Tor (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur

Die US-Amerikanerin Charlie Jane Anders hat schon vieles in mancherlei Form geschrieben, aber „Alle Vögel unter dem Himmel“ ist ihr erster Roman. Er enthält Elemente der Magie und der Science Fiction. Vögel sind es, die einem der Protagonisten, nämlich der sechsjährigen Patricia Delfine sagen, dass sie eine Hexe ist. In der Gegenwart, in der Patricia lebt, werden angesichts einer düsteren Version der Zukunft bald keine Lebewesen mehr die Erde bewohnen und auch kein Sternenhimmel mehr, wie auf dem Cover, zu sehen sein.

Patricia bemerkt bereits als Kind, dass sie mit Vögeln reden kann. Doch nach nur einem einzigen Erlebnis versagt diese Fähigkeit wieder. Zunächst bleibt unklar, ob sie vielleicht nur davon geträumt hat. Ein weiterer Protagonist ist Laurence Armstead, der als Jugendlicher eine Uhr bastelt, mit der man zwei Sekunden in die Zukunft reisen kann. Etwa zu diesem Zeitpunkt treffen die beiden Hauptfiguren zum ersten Mal in der Schule aufeinander. Bis hierhin war die Erzählung für mich zwar mysteriös, aber dennoch hätte sie sich zu einer ganz normalen Liebesgeschichte zwischen Patricia und Laurence entwickeln können. Doch weit gefehlt.

Eines Tages erhält die Schule mit Theodolphus Rose einen neuen Vertrauenslehrer, der den Posten nur als Tarnung angenommen hat, denn er ist Mitglied eines Ordens der Assassinen. Seit Jahren hat er sich vorgenommen, Patricia und Laurence zu töten, denn er glaubt, dass die beiden an dem zukünftigen Krieg zwischen Magie und Wissenschaft die Schuld tragen werden. Er versucht die beiden gegeneinander auszutricksen. Doch sein Spiel geht nicht auf. Stattdessen schlagen Patricia und Laurence unterschiedliche Wege ein und verlieren sich aus den Augen. Als sie einander wieder begegnen ist die Hexenkraft von Patricia gereift und Laurence hat erste Erfolge auf technischem Gebiet. Auf der Erde kommt es an verschiedenen Orten zu diversen Katastrophen. Es stellt sich die Frage, ob die Fähigkeiten der beiden den drohenden Untergang verhindern können. Oder werden ihre Kenntnisse zur Zerstörung der Erde beitragen? Ihre Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt.

Die Geschichte ist ein Mix aus unterschiedlichen Genres. Hierbei hat Charlie Jane Anders eigenes Wissen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen eingebracht. Beschreibungen von  wissenschaftlichen und technischen Sachen sind leicht verständlich. Zu Beginn schreibt die Autorin auffassungsmäßig auf der Ebene der sechsjährigen Patricia. Der sprachliche Ausdruck wächst mit dem Alter der Protagonisten. Der Roman besteht aus mehreren Buchteilen, dazwischen liegen Zeitsprünge. Sowohl Patricia und Laurence füllen Lücken in ihrer Vergangenheit immer wieder durch Rückblicke zur Erweiterung des Wissens des Lesers auf.

Charlie Jane Anders schreibt mit flinker Feder, manches wirkt wie beiläufig eingebracht, birgt aber so neuartige Ideen, dass es mich immer wieder aufs Neue fasziniert hat. Hin und wieder verliert sie sich etwas in liebevoll gestalteten Details. Gerade bei den fantastischen Elementen des Romans werden ihre Beschreibungen nahezu poetisch. Sie erklärt viele Sachen und lässt ihre Charaktere sich gerne selbst in Frage stellen. Patricia und Laurence lassen sich als Freaks beschreiben. Aufgrund ihrer Marotten stehen sie bei ihren Mitschülern in keinem guten Licht und werden gemobbt. Ihr Verhältnis zueinander ist umstritten. Beide habe ich für manche Dinge bemitleidet, andererseits auch bewundert. Ich war mir unsicher, ob ich ihnen meine Sympathie schenken sollte.

Dieser Roman ist anders wie die bisherigen Fantasy und Science Fiction Bücher die ich bisher gelesen habe. Charlie Jane Anders schreibt kreativ und beeindruckt mit Erklärungen für Magie, so dass man glauben könnte, sie gehöre ganz realistisch zu unserer Welt. Die technischen Entwicklungen klingen nahezu machbar und so ergibt sich ein dystopischer Roman, der verstörend ist, weil er auf seine eigene Art vorstellbar erscheint. Es macht Freude zu lesen und daher vergebe ich gerne hierfür eine Leseempfehlung für Fans von Fantasy und Science Fiction Büchern.