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Titel: Meine Mutter, sein Exmann und ich
Titel: Meine Mutter, sein Exmann und ich
Autor: T.A. Wegberg
Erscheinungsdatum: 10.03.2017
Verlag: rowohlt rotfuchs (Link zur Webseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
In seinem Jugendbuch „Meine Mutter, sein Exmann und ich“
nutzt T.A. Wegberg das Thema Transgender als Hintergrund für die aktuellen Probleme
des 15-jährigen Joschka. Wie der Titel es bereits verdeutlicht, hat nicht
Joschka Probleme mit seiner Geschlechtsidentität, sondern er hat Frust darüber,
dass seine Mutter ihren Körper entsprechend ihrer männlichen Gefühle anpassen
möchte. Lebenswege sind verschieden und manchmal ist es schwierig den richtigen
zu finden. Joschkas Gedanken kreisen darum Wege zu finden, beispielsweise um
seinen Traumberuf zu realisieren und vor allem aber, seine Freunde nicht durch
die Selbstverwirklichung seiner Mutter zu verlieren. Sehr gut wird das durch
das Cover visualisiert.
Joschkas Eltern sind schon längere Zeit geschieden. Als er
und seine Zwillingsschwester Liska zehn Jahre alt sind, spricht ihre Mutter
offen an, dass sie mit einer Therapie und einer Hormonbehandlung beginnen
möchte um ihre körperliche Umwandlung zu einem Mann zu beginnen. Fünf Jahre
später steht die abschließende Operation an und Joschka hat sich immer noch
nicht damit arrangiert. Er nennt seine Mutter weiter „Mama“ statt bei seinem neu
gewählten Vornamen Frederik und sorgt dafür, dass seine Freunde ihn nicht zu
sehen bekommen. Liska dagegen hat keine Probleme damit.
Schließlich zieht
Joschka zu seinem Vater, der inzwischen wieder verheiratet ist und mit seiner
zweiten Frau einen weiteren Sohn hat, obwohl er dabei einen sehr viel weiteren
Weg zur Schule in Kauf nimmt. Mit dem nach den Sommerferien beginnenden
Schuljahr erhält er mit Alexander einen neuen Klassenkameraden der an einer
Krankheit leidet, die dieser zu verbergen sucht. Erst durch die Annäherung an Alexander
und der wachsenden Liebe zu seiner Mitschülerin Emma beginnen sich seine
Prioritäten in Sachen Freunde zu verschieben und so langsam wächst sein
Verständnis für den Wunsch seiner Mutter ein Mann zu sein.
Der Roman ist gedacht ab einem Alter von ungefähr 14 Jahren.
Der Autor schreibt aus der Sicht von Joschka und konfrontiert den Leser mit den
Problemen eines 15-jährigen Jungen, der sich darüber sorgt, dass er wegen der
Geschlechtsumwandlung von Frederik ausgelacht und aus dem Freundeskreis
ausgeschlossen wird. Joschka verfügt über keine besonderen Fähigkeiten wie
sportliche oder technische Begabung mit denen er bei seinen Freunden punkten
könnte. Er verhält sich gerne konform, um akzeptiert zu werden.
Sehr schön fand ich den Kontrast, den T.A. Wegberg mit Liska
setzt. Von Beginn an spricht sie mit ihren Freundinnen über die
Geschlechtsumwandlung und so entsteht hier kein Geheimnis, das zu irgendwelchen
Missverständnissen führen kann. Liska freut sich über den Besuch von Freunden
und ihr neuer Vater hat die Möglichkeit sich als Persönlichkeit zu zeigen und
so akzeptiert zu werden. Joschka hat nun diesen Zeitpunkt verpasst. Und genau
das baut eine gewisse Spannung im Roman auf, die mich schnell weiter lesen
ließ, denn ich glaubte, dass irgendwann doch endlich einer von Joschkas
Freunden auf Frederik treffen würde. Ich wartete ungeduldig darauf, wie Joschka
dann reagieren würde.
Joschka erzählt in der Ich-Form und auf diese Weise wusste
ich auch, was er in welcher Situation denkt. Er sucht ständig den Vergleich mit
Jungen in seinem Alter. Die Probleme seiner Mutter hat er zwar registriert,
aber ausgeblendet. Sein Vater und seine Stiefmutter verschließen sich seinen
Problemen. Sie verlangen von ihm, dass er Verantwortung übernimmt. Aber immer
wieder scheitert er daran. Das trägt nicht dazu bei, sein Selbstbewusstsein zu
steigern und so lobt er sich selbst für all das, was ihm gelingt. Seine
Freundschaft zu Alexander zeigt ihm, wie es ist, vor einem Geheimnis zu stehen.
Als er merkt, dass er damit umgehen kann und nun auch jemanden hat, den er ins
Vertrauen ziehen kann, wird es deutlich einfacher für ihn sich gegenüber
anderen zu öffnen. Jugendliche Leser des Romans werden hier allerdings genau
wie Joschka keine abschließenden Antworten zum Thema Transgender finden.
„Meine Mutter, sein Exmann und ist“ ist ein Buch über Freundschaft,
Vertrauen, Akzeptanz und Selbstfindung und darüber, dass es nicht auf das
Äußere, sondern auf die Persönlichkeit ankommt. Der Schreibstil ist locker und
amüsant. Daher vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.