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Stell dir vor, dass ich dich liebe
Stell dir vor, dass ich dich liebe
Autorin: Jennifer Niven
Übersetzerin: Maren Illinger
Klappenbroschur: 464 Seiten
Erschienen am 22. Juni 2017
Verlag: FISCHER Sauerländer
Inhalt
Libby und Jack sind auf den ersten Blick ganz verschieden. Libby ist
stark übergewichtig, war einst bekannt als „Amerikas fettester Teenager“ und
ist nach Jahren des Heimunterrichts und Abnehmens endlich wieder bereit für die
Welt. Jack hingegen gilt als cool, hat viele Freunde und führt eine
On-Off-Beziehung mit der beliebten Caroline. Doch er hat ein Geheimnis: Er
leidet unter Prosopagnosie, das heißt, er kann ihm bekannte Menschen nicht
anhand ihrer Gesichter erkennen. Als er sich von seinen Freunden zu einer
demütigenden Aktion gegen Libby anstiften lässt, verrät er ihr im Gegenzug sein
Geheimnis. Er fühlt sich von ihr verstanden und beginnt, Zeit mit ihr zu
verbringen – zum Missfallen von seinen Freunden und vor allem Caroline…
Meinung
Schon vor der Lektüre war mir die Krankheit Prosopagnosie bzw.
Gesichtsbildheit bekannt, allerdings nur in Form von wissenschaftlichen
Erkenntnissen. Deshalb war meine Neugier gleich geweckt als ich hörte, dass der
Protagonist des Romans darunter leidet. Schnell ist klar, dass zwischen den
pinken Buchdeckeln zwar die Liebe eine Rolle spielt, aber auch mal ernstere
Töne angeschlagen werden, durch welche die Geschichte alles andere als eine
typisch kitschige Love Story ist.
Zu Beginn des Buches lernt der Leser Libby an ihrem ersten Schultag
seit der fünften Klasse kennen. Sie ist in vielerlei Hinsicht aufgeregt. Zum
einen freut sie sich auf viele neue, nette Bekanntschaften. Zum anderen ist sie
sich ihres Übergewichts absolut bewusst und ahnt, dass sie auch abfällige
Kommentare hören wird. Beides bewahrheitet sich – sie findet erste Freunde,
wird aber auch Opfer verschiedener Gemeinheiten. War sie zu Beginn noch
unsicher, so wird sie mit der Zeit immer selbstbewusster, worüber ich mich sehr
für sie gefreut habe.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Libby und Jack
erzählt. Jack ist seit Jahren darum bemüht, seine Prosopagnosie geheim zu
halten, was schon häufiger zu peinlichen Situationen geführt hat. Zuletzt hat
er aus Versehen die Cousine von Caroline geküsst, weil er die beiden
verwechselt hat. Ich fand die Einblicke in seine Wahrnehmung und seine
Strategien sehr authentisch und interessant. Durch seine Freunde wird Jack schließlich
auf Libby aufmerksam. Er trifft eine folgenschwere Entscheidung, durch welche
die Dinge ins Rollen kommen. Obwohl er seine Wahl ausführlich begründet konnte
ich diese und auch die Art und Weise, wie er Libby sein Geheimnis verrät, nicht
hundertprozentig nachvollziehen.
Ich bin schnell tief in die Geschichte eingetaucht. Sie ist temporeich
erzählt und gibt gleichzeitig breite Einblicke in die Gedanken und Gefühle der
beiden Protagonisten, die mich mit ihnen fühlen ließen. Die beiden müssen sich
auf ihre Art und Weise so manchen Herausforderungen stellen. Dabei gibt es
schöne, aber auch bedrückende Momente in einem gelungenen Verhältnis. Besonders
gefallen haben mir die Dialoge zwischen Libby und Jack, die mit der Zeit
vertrauter werden. Beide können sich nicht ganz von den Dingen frei machen, die
sie belasten, und beginnen, sich gegenseitig zu unterstützen. Doch Jack steht unter
sozialem Druck von seinen Freunden. Ich schwankte deshalb immer zwischen
Hoffnung und Sorge, wie es weitergehen wird. Für mich hat die Autorin hier genau
die richtigen Worte gefunden und konnte mich berühren. Das Ende hat mir
gefallen, es fühlte sich nach den Herausforderungen auf dem Weg dorthin aber
schon fast zu einfach an.
Fazit
„Stell dir vor, dass ich dich liebe“ erzählt die Geschichte von Libby
und Jack, die auf ihre Art und Weise aus der Menge herausstechen: Libby ist
stark übergewichtig und Jack versucht zu verbergen, dass er aufgrund einer
Krankheit bekannte Gesichter nicht wiedererkennen kann. Schwungvoll und
berührend zugleich erzählt die Autorin von den Hoffnungen und Ängsten der
beiden und wie sie sich zunächst eher unfreiwillig besser kennenlernen. Sehr
gern empfehle ich das Buch weiter, das tiefgründiger ist, als das pinke
Feelgood-Cover vermuten lässt.