*Werbung*
Titel: Du erinnerst mich an morgen
Titel: Du erinnerst mich an morgen
Autorin: Katie Marsh
Übersetzerin: Angelika Naujokat
Erscheinungsdatum: 10.04.2017
Verlag: Diana Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
Im Roman „Du erinnerst mich an morgen“ thematisiert die
Engländerin Katie Marsh, dass die Krankheit Alzheimer auch schon ungefähr ab
dem 50. Lebensjahr auftreten kann. Auch Gina, die Mutter der Protagonistin Zoe
ist erst 54 Jahre alt, als sie erkrankt und ihre Erinnerung sich eintrübt.
Immer mehr kleine Stückchen eines großen bunten Lebens verlassen ihr Gedächtnis
so wie das Cover es symbolisch darstellt.
Ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit, kurz vor der
Trauzeremonie, erhält Zoe einen Anruf von Ginas bester Freundin, die ihr
mitteilt, dass ihre Mutter sich auf der Polizeiwache befindet und sie sofort
zur Hilfe benötigt wird. Das Angebot ihrer Schwester, für sie einzuspringen,
schlägt sie aus und macht sich selbst auf den Weg. Seit über 10 Jahren
vermeidet Zoe den Kontakt mit ihrer Mutter, weil Gina damals eine Entscheidung
für sie traf, die für sie inakzeptabel war. Zoe stellt in der folgenden Zeit
fest, dass ihre Mutter zunehmend orientierungslos reagiert und nicht mehr
allein zurechtkommt. Ihr noch junges Unternehmen macht wenig Gewinn und
natürlich hat Jamie sie verlassen, nachdem sie ihn so kurzfristig vor dem
Ja-Wort versetzt hat. Nichts scheint mehr so zu sein wie es vor der anstehenden
Hochzeit war. Zoe steht zwischen Schuld, Pflichtbewusstsein und aufrichtiger
Mitmenschlichkeit. Zum Glück hat Zoe Familie, Freunde und Bekannte in ihrer
Umgebung, die ihre Unterstützung anbieten. So beginnt sie damit, über sich
selbst und ihre Entscheidungen nachzudenken und in Frage zu stellen.
Zunächst war ich etwas verwirrt darüber, wieso Zoe die
Hochzeit so einfach platzen lässt, um ihrer Mutter zu Hilfe zu eilen. Jahrelang
hat Zoe den Kontakt zu ihr unterbunden. Ihre Eltern sind geschieden und ihr
Verhältnis zum Vater ist gut. Dass sie so spontan auf den Hilferuf reagiert, hängt
auch mit der derzeitigen Beziehung zu ihrem Bräutigam Jamie zusammen. Schon auf
den ersten Seiten wirkt sie nicht wie eine freudestrahlende Braut, sondern es
mischt sich da ein gewisses Zaudern vor dem letzten Schritt bei ihr ein. Es
braucht ein wenig Geduld, bis die Hintergründe der Geschichte sich entfalten
und zu einem Verständnis für die Beteiligten führen. Im Anschluss an jedes
Kapitel, deren Fokus auf Zoe liegt, fügt die Autorin Briefe ein, die Gina zu
fast jedem Geburtstag ihrer Tochter schreibt, auch während der Zeit, in denen
die Verbindung abgebrochen ist. Daraus ergibt sich die Lebensgeschichte von
Zoes Mutter, die schließlich den Streit aus Sicht von Gina schildert. Als Leser
hatte ich so die Möglichkeit, beide Ansichten kennen zu lernen.
Leider konnte Zoe bei mir wenige Sympathiepunkte sammeln, zu
schwach war ihr Mut dazu, ihre Fehler einzusehen und für Klarheit ein offenes
Gespräch zu suchen. Katie Marsh versteht es vortrefflich, einfühlsam und
realistisch die Folgen aus der Alzheimererkrankung sowohl für die Erkrankte wie
auch für die Beteiligten im Umfeld zu schildern ohne dabei kitschig zu sein.
Für Zoe ist es der Weg, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, ohne
eine Zukunft mit ihrer Mutter zu haben. Doch glücklicherweise führt das tiefere
Verständnis der Beweggründe Ginas für den langen Streit zu einem neuen Anfang
für sie selbst und ihre Liebe.
„Du erinnerst mich an morgen“ ist eine tief ergreifende
Roman über eine Mutter-Tochter-Beziehung, die ich Lesern empfehle, die sich
gerne durch Geschichten berühren lassen.