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Titel: Hotel Atlantique
Titel: Hotel Atlantique
Autorin: Valerie Jakob
Erscheinungsdatum: 22.04.2017
Verlag: Wunderlich (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Das „Hotel Atlantique“ im gleichnamigen Debütroman von
Valerie Jakob steht an der französischen Atlantikküste in St. Julien de la mer,
einem fiktiven Ort in der Nähe von Biarritz. Eine entsprechende Karte zur Lokalisierung
findet sich auf den Vorsatzblättern. Das Hotel Atlantique liegt wie auf dem
Titelbild zu sehen, direkt am Meer und ist der wöchentliche Treffpunkt der
Protagonistin Delphine mit ihrer älteren Freundin Aurélie.
Delphine Gueron hat lange Jahre als Kommissarin in Paris
gearbeitet. Seit sie in Rente gegangen ist, lebt sie wieder in ihrer Heimat St.
Julien de la mer. Jeden Dienstagnachmittag trifft sie sich mit der kürzlich
verwitweten Aurélie de Montvignon im angesehenen Hotel Atlantique. Aurélie ist seit
langer Zeit Dauermieterin einer der Suiten im Hotel. Eines Tages fällt sie kurz
vor dem Treffen mit Delphine vom Balkon ihres Zimmers ohne erkennbaren Grund.
Delphine glaubt an Fremdeinwirkung, ein Nachweis gestaltet sich schwierig. Der
fünfzehnjährige Karim, der erst vor kurzem versucht hat, bei ihr zu Hause einzubrechen
und dem sie angeboten hat, sie bei einigen Tätigkeiten zu unterstützen statt
ein Anzeige zu erstatten, trägt mit seinem Wissen zu den Nachforschungen bei.
Über einen langjährigen Freund der Familie, der Wohnrecht im Haus der
Montvignons besitzt, führen die Ermittlungen zu einem dunklen Kapitel der
französischen Geschichte.
Obwohl der Roman äußerst raffiniert konstruiert ist konnte
mich die Erzählung nicht mitreißen. Zwischen den Zeilen liest man die
Begeisterung der Autorin für die Gegend an der französischen Küste in der Nähe
zur spanischen Grenze. In den Beschreibungen der Landschaft kann man sich
verlieren, mir persönlich gefielen die ausschweifenden Beschreibungen der
Umgebung nicht so gut, weil ich mehr Romantik erwartet hatte. Die durchaus
interessant gestalteten Charaktere blieben für mich auf Distanz, was im Fall
von Delphine wohl auch dem höflichen Umgangston mit ihrer Freundin bei dem
beide sich Siezen geschuldet ist und im Fall der Figur des Richard, dem alten
Freund des Hauses, daran liegt, dass er als fragwürdige Person aufgebaut ist.
Der Roman führte mich zu dem mir unbekannten und gerne
verschwiegenen Thema der horizontalen Kollaboration in der Vergangenheit der
Franzosen. Einen Bogen von den damaligen Ereignissen zur heuten Zeit schafft
Valerie Jakob durch den Charakter des Karims, so dass deutlich wird, dass es
auch heute noch Vorbehalte gegen Personen gibt, bei denen mindestens ein
Elternteil ausländischer Herkunft ist. Mein Lesefluss wurde leider immer wieder
durch französische Floskeln und kurze Sätze unterbrochen. Es erfolgt nicht
immer eine Übersetzung und so waren meine Grundkenntnisse der Sprache gefordert.
„Hotel Atlantique“ fasst in einem unterhaltsamen Roman, der wenige
Längen verzeichnet, brisante Themen der französischen Geschichte aus
Vergangenheit und Gegenwart auf. Ein Spannungselement ergibt sich aus dem Tod
von Aurélie. Die Aufklärung der Umstände gestaltet sich jedoch eher schwierig. Wer
sich gerne an die Küste des Atlantiks, umgeben von französischem Lebensstil versetzen
lassen möchte und ein in der französischen Öffentlichkeit verschwiegenes Kapitel
entdecken will ist bei diesem Buch richtig.