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Heartware
Autorin: Jenny-Mai Nuyen
Paperback: 416 Seiten
Erschienen am 21. Juli 2017
Verlag: Rowohlt Polaris
Adam Eli erhält eines Tages eine Mail, die für ihn alles verändert.
Seit einiger Zeit schlägt er sich nach dem Abbruch diverser Studiengänge als
Ghostwriter durch. Doch nun wird er aufgefordert, Will zu suchen. Ausgerechnet
Will, die er vor neun Jahren in Bolivien kennen- und lieben lernte und von der
er bis heute nicht weiß, ob sie ihn auf fatale Weise verraten hat. Er bleibt
skeptisch und möchte erst einmal erfahren, warum sie überhaupt gesucht wird.
Dazu führt ihn die Reise nach Dubai und mitten hinein in ein gefährliches
Kräftemessen von einigen der mächtigsten Menschen der Welt mit einem ungewöhnlichen
Gegner…
Das Cover von „Heartware“ gefällt mir mit seiner mattgoldenen Schrift
und den Hochhäusern, die aus Datenströmen zu bestehen scheinen, sehr gut. Das
Internet spielt in der Geschichte eine große Rolle – das wird spätestens im
Prolog klar, wo auf zwei Seiten vom Tag der Zerstörung des Internets berichtet
wird. Wie konnte es dazu kommen? Diese Frage wird erst einmal nicht beantwortet
und neugierig startete ich in die Geschichte, die sieben Tage vor diesem
Ereignis und mit Adam Eli beginnt.
Über Adam Eli erfährt der Leser gleich zu Beginn, dass er sich eine
Zeit lang in bolivianischer Gefangenschaft befand, was zuerst gar nicht zu
meinem ersten Eindruck des nerdigen Ghostwriters passte. Durch die
Aufforderung, Will zu suchen, kommen bei ihm viele alte Erinnerungen hoch – er
konnte sie neun Jahre lang nicht vergessen, obwohl er nicht einmal wusste, ob
sie noch lebt. Im Gespräch mit seinem mysteriösen Auftraggeber erhält man eine
ganz kurze Zusammenfassung von Elis Vergangenheit, die mir half, einen
Überblick zu gewinnen.
Abwechselnd zu den Kapiteln aus Elis Perspektive gibt es Kapitel aus
der Sicht von Mariel Marigny. Diese wurde damit beauftragt, Eli bei der Suche
nach Will zu begleiten. In ihr steckt mehr als eine hübsche Reisebegleiterin,
wie Eli zunächst denkt. Sie ist eine Hackerin, die pragmatisch denkt und bereit
ist, Risiken einzugehen. Über sie selbst erfährt man wenig, sondern erhält durch
ihre Augen vor allem einen Eindruck davon, wie Eli auf andere wirkt. Außerdem
gibt es immer wieder Kapitel, die mit „Y“ übertitelt sind. In diesen begleitet
man angebliche Interpol-Mitarbeiter bei der Jagd sowie eine Frau auf der Flucht
und wird Zeuge von merkwürdigen Vorfällen im Netz. Während Eli und Marigny sich
Will suchen enthalten diese eingestreuten Kapitel Hinweise darauf, worum es im
Kern eigentlich bei all dem geht.
Eli und Marigny sind ein ungleiches Duo, das mir zusammen sehr gut
gefallen hat. Die beiden trauen sich nicht über den Weg, müssen aber
notgedrungen zusammenhalten und sich aus so manch brenzliger Situation retten.
Aus Elis Perspektive erfährt man in dieser Zeit auch immer mehr über die
gemeinsame Zeit mit Will, das mich verstehen ließ, warum er von dem Gedanken an
sie nicht loskommen kann. Warum Will aber überhaupt gesucht wird, das bleibt
lange unklar. Elis Auftraggeber behauptet lediglich, sie habe etwas gestohlen. Wie
das die Vorkommnisse aus den Y-Kapiteln erklärt bleibt lange unklar, während
der Fokus auf Elis Suche liegt. Auch wenn es immer wieder spannende Momente gab,
hat sich diese für mich etwas hingezogen. Ich hätte mir früher mehr Erklärungen
gewünscht. Auch die digitalen Ungereimtheiten und ihre Folgen hätten noch
stärker thematisiert werden können.
Alle Ereignisse führen schließlich zum großen Moment der Enthüllung,
der viele Fragen beantwortet und Erlebtes in neuem Licht erscheinen lässt. Ohne
das Stichwort künstliche Intelligenz, das der Klappentext vorweg nimmt, hätte
ich bis zu diesem Moment höchstens eine vage Vermutung gehabt, dass es sich um
dieses Thema dreht. Die Dialoge rund ums Thema liefern viel Stoff zum
Nachdenken, ob ein Szenario wie das Beschriebene möglich ist und ob man selbst
das Thema eher als Chance oder Bedrohung sieht. Gleichzeitig wird es noch
einmal richtig spannend und dramatisch, denn das Leben aller steht auf dem
Spiel. Hier wurde das Potential der endlich voll ausgeschöpft und dem Leser ein
starker Abschluss geboten.
In „Heartware“ wird Adam Eli von einer einflussreichen Person
aufgefordert, sich auf die Suche nach seiner alten Liebe Will zu machen, die
neun Jahre zuvor verschwand und ihn vielleicht verraten hat. Die Suche wirft
zunächst mehr Fragen auf, als sie beantwortet, während eingeschobene Y-Kapitel
brisante Hinweise liefern, wie alles zusammenhängt. Ich hätte mir erste
Antworten noch früher gewünscht. Die letzten Kapitel liefern schließlich
Spannung und Aha-Erlebnis zugleich und runden das Buch gelungen ab. Ich kann
Euch deshalb empfehlen, Euch selbst auf die Suche nach Will zu machen!